Voll. Unzufrieden.

Der Unmut vieler Studierender an der TU Dortmund ist groß. Deutsche Universitäten erlebten im Wintersemester 2011 eine Rekordzahl an Einschreibungen. Dies führte auch an einigen Fakultäten der TU Dortmund zu massiv überfüllten Lehrveranstaltungen und starken Beeinträchtigungen des Studiums. Der AStA der TU ermöglichte Betroffenen deshalb, am 9. November bei der Dialogveranstaltung „Setz Dich ein!“ konkrete Fragen an Rektorin Ursula Gather und Prorektor Metin Tolan zu stellen und Kritik an den Studienbedingungen direkt zu äußern.

Obwohl der Dialog von Studenten und Hochschulleitung erst kurzfristig möglich wurde und somit erst am Morgen desselben Tages Flyer verteilt wurden, füllte sich der Hörsaal 3 schnell. Studierende verschiedenster Fachrichtungen strömten in den Saal, um bessere Studienbedingungen einzufordern und auf Missstände aufmerksam zu machen. Das Publikum warf die Frage auf, wie überfüllte Seminare und erhebliche Probleme bei der Kursbelegung mit dem Anspruch einer qualitativ hochwertigen Lehre und Ausbildung zu vereinen seien. Es war bereits im Vorfeld klar, dass es bei dieser Veranstaltung keinen Lobgesang auf die TU Dortmund geben würde. Die Referenten der AStA im Bereich Hochschulpolitik und Lehre, Johannes Blömeke und Anna Bergenthal, zeigten sich daher erfreut, persönlich und „auf Augenhöhe“ mit den Verantwortlichen zu diskutieren.

Prof. Dr. Metin Tolan (Prorektor Studium) und Rektorin Prof. Dr. Ursula Gather stellten sich der Kritik

Prof. Dr. Metin Tolan (Prorektor Studium) und Rektorin Prof. Dr. Ursula Gather stellten sich der Kritik. Foto: Christian Teichmann

Prorektor Tolan und Rektorin Ursula Gather bestätigten bereits zu Beginn, dass es durchaus Missstände gibt. Diskussionsteilnehmer bemängelten, dass die Universität trotz des Wissens um die vielen neuen Studentenunzureichend gehandelt habe. Tolan sah ebenfalls ein, dass die Lage alles andere als optimal ist: „Wir sind sehenden Auges in die Situation hereingeraten. Das muss man ehrlicherweise sagen.“ Das Rektorat bestätigte auch, dass die Kommunikation und Abstimmung unter den Lehrenden oftmals nicht ausreichend sei.

Genug Raum zum Lernen?

Doch wiesen Metin Tolan und Ursula Gather im Dialog darauf hin, dass  – rein rechnerisch gesehen –  genug Raumkapazitäten für Seminare und Vorlesungen vorhanden seien: „Auf dem Papier, von den rein mathematischen Zahlen, ist das Problem lösbar“, sagte Tolan.  Zudem würde durch den Bau eines neuen Seminargebäudes und das Anmieten von Räumlichkeiten die Lage entspannt. Da die Finanzierung vorher noch nicht bewilligt wurde, sei das neue Seminargebäude aber erst 2012 fertiggestellt, so die Rektorin. Betroffene Studenten im Publikum, deren Uni-Alltag von überfüllten Veranstaltungen und dem Problem, überhaupt Seminarplätze zu ergattern erheblich getrübt wird, äußerten sich entsprechend kritisch. Nicht nur die Stimmung, sondern auch das Studium an sich leide, so ein Teilnehmer.

So wurde berichtet, dass in einigen „Massenveranstaltungen“  bereits die Professoren die Studierenden aufforderten, besser zu Hause zu bleiben. Auch berichtete eine Studentin, dass es kein Einzelfall sei, dass Studenten parallel zur Bachelorarbeit Kurse belegen müssen, da man aufgrund der hohen Anmeldezahlen nicht vorher in diese Pflichtkurse kommen könnte. Ein Student brachte die Gefühle vieler zum Ausdruck: „Die Qualität der Ausbildung leidet.“

„Massenstudentenhaltung“ und einhergehende Frustration

Flyer des AStA zur Veranstaltung

Flyer des AStA zur Veranstaltung

Tolan bekräftigte, dass ein „Selbststudium“ nicht die Lösung der Probleme sein könne, die Situation aber teilweise zu dramatisierend dargestellt werde. „Es ist ein logistisches Problem.“ Auch forderte er, dass Lehrende aus schlichter Notwendigkeit öfter Kurse splitten und mehr Flexibilität zeigen müssten. Allerdings riefen Studenten im Publikum auch nach klareren und konkreten Vorgaben, wie etwa Seminarobergrenzen. Doch trotz stellenweise großer Verärgerung und Frustration der anwesenden Studenten überwog während der gesamten Veranstaltung ein sachlicher und ruhiger Ton auf beiden Seiten. So fungierte „Setz Dich ein!“ als deeskalierende Maßnahme für diejenigen, die vom Hörsaal eher den Fußboden als einen Sitzplatz kennen.

Der Dialog geht weiter

Anna Bergenthal (AStA TU Dortmund) | Foto: Christian Teichmann

Anna Bergenthal (AStA TU Dortmund) | Foto: Christian Teichmann

In den vom „Massenansturm“ besonders negativ betroffenen Studiengängen, sollen, so Tolan, zusätzliche Veranstaltungen angeboten werden. Einige Kurse die bisher lediglich einmal jährlich liefen, sollen nun jedes Semester stattfinden. Bei konkreten Problemen im Einzelfall wurden seitens der Universität zudem E-Mail-Adressen angegeben. So sollen sich Studierende bei individuellen Problemen mit ihren Seminaren, bzw. verpassten Seminaren, direkt an den Geschäftsbereich des Prorektors Studium (prorektor_studium@tu-dortmund.de) bzw. Referentin Sandra Czaja (czaja@verwaltung.tu-dortmund.de) wenden. Allerdings konnte das Seminar nicht sämtliche Wogen glätten. Tolan und Gather zeigten Bereitschaft, gegen Semesterende erneut an einer solchen Diskussionsveranstaltung teilzunehmen.

Anna Bergenthal begrüßt dies. Sie äußert sich nach dem Ende von „Setz Dich ein“ positiv: „Ich bin zufrieden mit der Veranstaltung. Es ist sachlich geblieben. Auch hat sich die Situation mittlerweile verbessert. Doch sie ist nach wie vor nicht gut.“ Somit dürfte das Thema „Überfüllung“, noch nicht ad acta gelegt werden.

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