Poetry Slam: Poesie, die auf den Punkt kommt

Komprimierte Erzählung, schnelle Poesie: Die Rede ist von Poetry Slams, so genannten Dichterwettstreiten, die in Deutschland immer populärer werden.

Poetry Slam-Champion 2009 Philipp Scharrenberg. Foto: Hendrik Schneller

Poetry Slam-Champion 2009 Philipp Scharrenberg. Foto: Hendrik Schneller

Der Poetry Slam ist ein literarischer Wettstreit, der von den Gedanken ideenreicher Autoren lebt. Die meist jungen Wortathleten erhalten dabei die Chance, ihre selbstverfassten Texte, in einer bestimmten Zeit und ohne Hilfsmittel, auf Bühnentauglichkeit zu testen. Dabei kann und darf jeder mitmachen, der etwas zu sagen hat, und holt sich das Feedback ohne Umweg beim Publikum ab. Die Zuschauer sind nämlich gleichzeitig die Jury. Mittlerweile existiert ein ausgedehntes Netz von Slammern und in jeder größeren Stadt finden Veranstaltungen statt.

Doch allein ein starker Text reicht nicht aus, genauso entscheidend ist, wie man seine Wortkunst vorträgt: Dazu gehören Mimik, Gestik und Verständlichkeit. Und außerdem kommt es bei der Performance auf eine gute Mischung von Wort und Klang an. „Wobei es bei ernsten Texten schwieriger ist, den richtigen Ton zu treffen“, sagt Sulaiman Masomi, der seit drei Jahren zu den erfolgreichsten Slammern Deutschlands gehört. Es kommt außerdem auf die Authentizität an, die der Autor seinen Worten einhaucht: „Als Redner muss man doch, ohne Angst zu haben, sagen können, was man denkt“, sagt Wortpoet Andy Strauß 2008 beim WDR-Poetry-Slam.

Von der Bühne ins Fernsehen: Thomas Zeume spricht über "Ommas" 80sten.

Von der Bühne ins Fernsehen: Auch das Medieninteresse an Poetry Slams wächst. Foto: Moritz Tschermak

Jedes Publikum ist anders

Ob Poetisches über die Liebe, ob Sozialkritisches über die Gesellschaft oder etwas Satire: Dauerbrenner gibt es nicht, es kommt immer auf die Zusammensetzung des Publikums an. „Und die kann man nie wirklich vorhersagen“, sagt Sulaiman. „Doch das macht es spannend für alle Beteiligten und ist gut so.“ Man sollte möglichst unvoreingenommen sein, ob als Zuhörer oder als Slammer selbst.

Der amerikanische Autor und Ratgeberkolumnist Cary Tennis rät jungen Slammern, ihre Texte „schnell zu schreiben, nicht zuviel zu überarbeiten und beim Vortragen ehrlich in der Stimme zu sein“. Wichtig sei vielen Slammern, dass sie die Menschen mit ihren Worten erreichen, sie berühren können. „Doch es geht nicht darum, die Welt in einem einzigen Gedicht zu heilen“, sagt Cary Tennis. „Hier kommt es auf die eigene Lösung eines einzigen Problems an. Es sollen schließlich noch ein paar Probleme für die anderen übrig bleiben.“

Von unserer Mitarbeiterin Sarah Rütershoff

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