Weltmusik und Straßentheater beim Micro!Festival

Die Trommler-Gruppe Gocoo

Die Trommler-Gruppe Gocoo, Foto: Tawoo Inc.

Als am Sonntagabend auf dem Friedensplatz die Lichter ausgingen, neigte sich für die Besucher des 22. Micro!Festivals in der Dortmunder Innenstadt ein großartiges Wochenende dem Ende zu. Rund 100 Künstler aus Europa, Asien und Afrika sorgten von Freitagnachmittag bis Sonntagabend für internationales Flair im Schatten des Dortmunder Rathauses.

Seitdem das Micro!Festival 1991 ins Leben gerufen wurde, treten in Dortmund jedes Jahr Künstler des Internationalen Straßentheaters und der Weltmusik auf. Dass sich die Veranstalter diese beiden außergewöhnlichen Genres ausgesucht haben, sei kein Zufall, erklärt Claudio Kokoschka, Leiterin des Kulturbüros der Stadt Dortmund. Das Micro!Festival geht aus einem großen Bürgerfest hervor, dass vor 1991 auf allen größeren Plätzen Dortmunds stattfand und damals auch Chören und Popgruppen aus der Region eine Plattform bot. „Als die Stadt dann das Budget kürzen musste, haben wir uns bewusst für internationales Straßentheater und Weltmusik entschieden, weil das in der Region ein Alleinstellungsmerkmal ist.“ Nachdem die Veranstalter schnell festgestellt hatten, dass der Alte Markt wegen der Gastronomie kein geeigneter Standort ist, zog das Festival auf den Friedensplatz. „Schon damals war die rechte Szene in Dortmund ziemlich stark, weswegen wir durch ein Festival mit Künstlern aus aller Welt vor dem Dortmunder Rathaus ein Zeichen für die Weltoffenheit dieser Stadt setzen wollten.“ 

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Das Künstlerpaar Doble Mandoble auf dem Friedensplatz, Foto: David Schäfer

Seit seiner Gründung ist das Festival im Herzen Dortmunds gut besucht, und auch 2015 waren die Veranstalter mit den Besucherzahlen zufrieden. So fanden sich über den Samstag verteilt knapp 10.000 Menschen auf dem Friedensplatz ein. Schon am Freitagabend gab es für die Besucher das erste Highlight zu bestaunen, als die Trommlergruppe Gocoo die Bühne betrat und die Zuhörer in Begeisterung versetzte. Die Gruppe aus Japan verschmelzt in ihrer Performance West und Ost, Tradition und Moderne sowie mehrere Musikrichtungen – ein Trend, der sich bei den Musik-Acts durchs ganze Wochenende zog. Auch kulinarisch setzte das Kulturbüro auf Vielfalt. Verkäufer boten am Rande des Platzes ausgefallene Schnitzereien und selbstgefertigte Kleidung zum Verkauf an.

Der Schauspieler Loco Brusca, Foto: Stadt Dortmund

Der Schauspieler Loco Brusca, Foto: Stadt Dortmund

Einer der Höhepunkte war das Geschwisterpaar Luis und Manuel Pellegrin mit dem Künstlernamen „Doble Mandoble“, das mit einer Mischung aus Akrobatik und grotesker Komik zeigte, welche Kunststücke es mit fünf gewöhnlichen Klappleitern fertig bringen kann. Einen bleibenden Eindruck hinterließ Loco Brusca, der Dr. Jekyll und Mr. Hyde modern interpretierte. Dabei stellte der spanische Körperschauspieler jemanden dar, der in der heutigen Informationsgesellschaft und aufgrund der Hektik des Alltags nach und nach seinen Verstand verliert. Seine Vorstellung fing damit an, dass er sich nach dem Zeitungslesen wegen der vielen negativen Schlagzeilen das Papier in den Mund stopft und endete damit, dass er sich völlig verrückt geworden verschiedene Lebensmittel ins Gesicht schmierte – eine Kritik an unserer Konsumgesellschaft. Der Spanier spielte dabei so intensiv, dass sich einige Zuschauer nach der Vorstellung erst einmal sammeln mussten.

Nomfusi

Die Sängerin Nomfusi in einem südafrikanischen Township, Foto: Jon Cottam

Die meist umjubelte Performance des ganzen Wochenendes war jedoch am Sonntagabend der letzte Musik-Act auf der Hauptbühne. Mit einer kraftvollen Stimme, großem Charisma und einer tollen Band schaffte es die junge südafrikanische Sängerin Nomfusi für anderthalb Stunden, nüchterne Mitteleuropäer mit ihrem afrikanischen Flair zum Mittanzen und Mitsingen zu bewegen. Dabei ließ sie die Zuschauer auch an ihrer persönlichen Geschichte teilhaben: Ein Song erzählte beispielsweise von ihrer verstorbenen Mutter, die sie alleine in einem Township in Port Elizabeth großzog.

 

 

 

Teaserbild: Stadt Dortmund

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