Der G20 Gipfel ist vorbei und in Hamburg kehrt wieder Ruhe ein. Während engagierte Bürger der Stadtreinigung helfen, das Schanzenviertel wieder aufzuräumen, wird die Diskussion um die Schuld an den Ausschreitungen noch bleiben. Ein Rückblick auf die Ereignisse des Gipfelwochenendes in den sozialen Netzwerken.
Vorweg: Es gab auch viele Demonstrationen, die reibungslos abliefen. Ein Künstlerkollektiv lief als Zombies verkleidet durch die Stadt, um darauf aufmerksam zu machen, dass in der „verkrusteten Gesellschaft“ jeder „nur auf das eigene Vorankommen konzentriert“ sei, wie eine Sprecherin des Kollektivs erklärt. Außerdem wurde aus Protest getanzt und 10.000 Menschen zogen friedlich durch die Straßen.
Wir waren gestern 76.000 Leute auf der Groß-Demonstration gegen den G20-Gipfel und für grenzenlose Solidarität! pic.twitter.com/1RxckZkiXZ
— G20 Demo (@G20Demo) July 9, 2017
Wow. Today's peaceful anti-G20 march in Hamburg, Germany was huge! #G20 #G20HH2017 #G20protest #Resist pic.twitter.com/f518v9WXjb
— SeriouslyUS? (@USseriously) July 8, 2017
Dialog
Mehr als 20.000 Polizisten waren während des Gipfelwochenendes in Hamburg im Einsatz. Mit friedlichen Demonstranten diskutierten sie auch über ihre Ansichten – oder suchten den spielerischen Dialog.
Polizeibeamte liefern sich nach eigener Aussage ein 'Kreidebattle' mit Demoteilnehmern #G20HAM17 #NoG20 pic.twitter.com/l0gpUjMkdh
— Streetphoto (@streetphotoSE) July 8, 2017
Wurde mir eben geschickt. Es geht halt auch mit Liebe, ne? ♡#G20HH2017 #g20 #g20protest #hamburg pic.twitter.com/ZhtqAcdf7O
— Seeräuberbatman (@LaVieVagabonde) July 8, 2017
Auch viele Anwohner beteiligten sich an den Protesten. Sie waren über die Zustände in ihren Vierteln besorgt. Bekannt wurde das Beispiel eines in Sankt Pauli wohnenden Comedians, der mit seinem Schild nicht nur eine Welle der Begeisterung, sondern auch eine virale Marketingkampagne auslöste: Edeka bot ihm mit Verweis auf den eigenen Lieferservice an, doch einfach zu Hause zu bleiben.
Anwohner und lokale Unternehmer unterstützten die Polizei, die sich bedankte.
Es geht auch anders.#G20HH2017 #Hamburg @PolizeiHamburg @FeuerwehrHH pic.twitter.com/oSnr60h5Zz
— Sandra (@Raacki_) July 8, 2017
Eskalation
Doch obwohl es viel friedlichen Protest gab, die meiste Aufmerksamkeit bekamen die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Linksradikalen.
Während im Stadtteil Sankt Pauli Flaschen flogen, Barrikaden brannten und Polizisten sowie Krawallmacher verletzt wurden, lauschten knapp zwei Kilometer entfernt die Gipfel-Politiker in der Elbphilharmonie einem Klassik-Konzert.
Masterpiece of journalism: German TV station juxtaposes live stream of G20 protests with live stream of G20 leader… https://t.co/4JLpfOELSD
— Drukkerij Groels (@DrukkerijGroels) July 8, 2017
Am Gorch-Fock-Wall in der Nähe des Kongresszentrums fuhr ein Diplomatenfahrzeug in eine Gruppe friedlicher Demonstranten, bevor die Polizei die Blockade auflösen konnte. Verletzt wurde niemand.
Der sogenannte „schwarze Block“ zündete Autos und Barrikaden an, verletzte Polizisten und plünderte Geschäfte im Schanzenviertel, darunter auch Lebensmittel- und Drogeriefilialen. Der Inhaber der betroffenen Budnikowsky-Filiale äußerte sich über Twitter.
Cord Wöhlke, Inhaber BUDNI – #wirsindHamburg https://t.co/ALBn0gx6Sb pic.twitter.com/k8lM6tR1TD
— BUDNI (@Budnikowsky) July 7, 2017
Zwischen die Fronten gerieten auch Berichterstatter. Eine Reporterin der Tageszeitung taz hatte laut eigener Aussage Probleme ihre Arbeit zu machen, weil ein anwesender Polizist ihr nicht glauben wollte, dass eine Journalistin ohne Kamera arbeiten kann.
Interessanter Dialog zwischen Polizist und Reporterin im Liveblog @tazgezwitscher (grundsätzlich zu empfehlen). https://t.co/WXqGlEMscf #G20 pic.twitter.com/JFwlSPICzK
— Daniel Drepper (@danieldrepper) July 7, 2017
Aber auch die gewalttätigen Demonstranten machten Journalisten das Leben schwer. Martin Kaul, der einen Livestream für die taz produzierte, verlor bei einem Angriff seine Brille und musste den Stream daraufhin abbrechen. Twitter-User solidarisierten sich und spendeten Geld für eine neue Brille.
Ich wurde von einem Vermummten niedergeschlagen. Mir geht es gut. Ich bin im Hotel. Gute Nacht und bis bald. #G20
— Martin Kaul (@martinkaul) July 7, 2017
Internet, Ihr seid die Coolsten. Netz sammelt 400 Euro für neue Brille & @IhrAugenoptiker hilft mit. Rest geht an Reporter ohne Brille. #G20
— Martin Kaul (@martinkaul) July 8, 2017
Aufräumen
Nach Ende des G20-Gipfels bemühen sich die Hamburger wieder um Normalität. Unter dem Hashtag #Hamburgraeumtauf startete eine Hamburgerin einen Aufruf auf Facebook.
Solidarität nach dem #G20-Gipfel: Über tausend Freiwillige kommen FB-Aufruf nach und räumen in #Hamburg mit auf. https://t.co/DcgoYPOi7H pic.twitter.com/zIrSFLSgRp
— NDR.de (@ndr) July 9, 2017
Freiwillige kamen ins Schanzenviertel und halfen. Unterstützt wurden sie von Stadtreinigung und Baumärkten mit kostenlosen Putzutensilien.
Wir unterstützen #HamburgRaeumtAuf mit einer Sammeltour für Demo-Müll am Montag in der #Schanze, #Ottensen u #StPauli. Säcke an Straßenrand.
— Stadtreinigung HH (@SRHnews) July 8, 2017
Freiwillige stehen Schlange für kostenlose Besen und Handschuhe auf der Sternschanze. #HamburgRaeumtAuf #g20 pic.twitter.com/vvjDPxOEuY
— Angela Gruber (@netzkolumnistin) July 9, 2017
Auch wenn Demonstrationsgraffiti überstrichen und der Müll beseitigt ist, bleibt noch einiges zu tun. Zum Beispiel müssen Straßen repariert werden – auch zur Sicherheit der tierischen Anwohner.
Alle sind froh, dass #G20 vorbei ist. Für manch kleinen Hamburger bergen aber auch Nachwehen wie fehlende Pflastersteine ungeahnte Gefahren: pic.twitter.com/ynB7PnmOj4
— Hamburger Morgenpost (@mopo) July 10, 2017
Aufarbeiten
Die politische Aufräumarbeit steht jedoch erst am Anfang. Eine Talkshow im Ersten zu den Krawallen wurde unerwartet unterbrochen, inzwischen hat die ARD die gesamte Show online veröffentlicht.
Für alle, die noch oder schon wieder wach sind – hier gibt's die komplette #AnneWill-Sendung zum #G20-Gipfel: https://t.co/dIcpOEkD93
— ANNE WILL Talkshow (@AnneWillTalk) July 10, 2017
Insbesondere die Vorgehensweise der Polizei wird noch diskutiert, aber auch wie die Gesellschaft besser mit Extremismus umgehen kann.
"Die Polizei habe überreagiert & Demonstranten kriminalisiert", sagt @jan_vanaken von @dieLinke über die Proteste beim #G20-Gipfel. pic.twitter.com/76gv7VjG4C
— ARD Morgenmagazin (@ardmoma) July 10, 2017
Vom US-Präsidenten, vom Bundespräsidenten und dem Bürgermeister der Stadt Hamburg bekam die Polizei Rückendeckung.
Law enforcement & military did a spectacular job in Hamburg. Everybody felt totally safe despite the anarchists. @PolizeiHamburg #G20Summit
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) July 8, 2017
Unser #Bundespräsident Steinmeier & 1. Bürgermeister @OlafScholz haben sich heute für den Einsatz unserer Kollegen zu #G20HAM17 bedankt. pic.twitter.com/eRbzOZ5MQs
— Polizei Hamburg (@PolizeiHamburg) July 9, 2017
In die Kritik geriet die „rote Flora“ in Hamburg. Ihr Anwalt Andreas Beuth kritisierte zwar die Krawalle auf Sankt Pauli – jedoch nicht die Gewalt. Zuvor hatte rote Flora vor allem friedliche Proteste unterstützt. So hatten sie zum Beispiel Schlafplätze für angereiste Demonstranten eingerichtet, nachdem ein „Schlafverbot“ für die Prostestcamps ausgesprochen wurde.
Warum nicht in Blankenese oder in Pöseldorf? Rote Flora-Anwalt-Andreas Beuth hat kein Verständnis für die Randale im eigenen Viertel. #G20 pic.twitter.com/NGp9be2fpm
— NDR.de (@ndr) July 8, 2017
Falls du mehr darüber wissen möchtest, wie sich Dortmunder an den friedlichen Protesten gegen G20 engagiert haben, findest du hier ein Interview mit einem Vertreter der Dortmunder Attac-Gruppe. Außerdem hat sich das Y-Kollektiv in einer Dokumentation schon vor dem Gipfel auf die Suche nach der Motivation gewaltbereiter Demonstraten gemacht.
Beitragsbild: flickr.com/Thorsten Schröder mit Verwendung der CC 2.0-Lizenz.