Ruhe nach dem Sturm?

Der G20 Gipfel ist vorbei und in Hamburg kehrt wieder Ruhe ein. Während engagierte Bürger der Stadtreinigung helfen, das Schanzenviertel wieder aufzuräumen, wird die Diskussion um die Schuld an den Ausschreitungen noch bleiben. Ein Rückblick auf die Ereignisse des Gipfelwochenendes in den sozialen Netzwerken.

Vorweg: Es gab auch viele Demonstrationen, die reibungslos abliefen. Ein Künstlerkollektiv lief als Zombies verkleidet durch die Stadt, um darauf aufmerksam zu machen, dass in der „verkrusteten Gesellschaft“ jeder „nur auf das eigene Vorankommen konzentriert“ sei, wie eine Sprecherin des Kollektivs erklärt. Außerdem wurde aus Protest getanzt und 10.000 Menschen zogen friedlich durch die Straßen.

Dialog

Mehr als 20.000 Polizisten waren während des Gipfelwochenendes in Hamburg im Einsatz. Mit friedlichen Demonstranten diskutierten sie auch über ihre Ansichten – oder suchten den spielerischen Dialog.

 

Auch viele Anwohner beteiligten sich an den Protesten. Sie waren über die Zustände in ihren Vierteln besorgt. Bekannt wurde das Beispiel eines in Sankt Pauli wohnenden Comedians, der mit seinem Schild nicht nur eine Welle der Begeisterung, sondern auch eine virale Marketingkampagne auslöste: Edeka bot ihm mit Verweis auf den eigenen Lieferservice an, doch einfach zu Hause zu bleiben.

Anwohner und lokale Unternehmer unterstützten die Polizei, die sich bedankte.

Eskalation

Doch obwohl es viel friedlichen Protest gab, die meiste Aufmerksamkeit bekamen die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Linksradikalen.
Während im Stadtteil Sankt Pauli Flaschen flogen, Barrikaden brannten und Polizisten sowie Krawallmacher verletzt wurden, lauschten knapp zwei Kilometer entfernt die Gipfel-Politiker in der Elbphilharmonie einem Klassik-Konzert.

Am Gorch-Fock-Wall in der Nähe des Kongresszentrums fuhr ein Diplomatenfahrzeug in eine Gruppe friedlicher Demonstranten, bevor die Polizei die Blockade auflösen konnte. Verletzt wurde niemand.

Der sogenannte „schwarze Block“ zündete Autos und Barrikaden an, verletzte Polizisten und plünderte Geschäfte im Schanzenviertel, darunter auch Lebensmittel- und Drogeriefilialen. Der Inhaber der betroffenen Budnikowsky-Filiale äußerte sich über Twitter.

 

Zwischen die Fronten gerieten auch Berichterstatter. Eine Reporterin der Tageszeitung taz hatte laut eigener Aussage Probleme ihre Arbeit zu machen, weil ein anwesender Polizist ihr nicht glauben wollte, dass eine Journalistin ohne Kamera arbeiten kann.

Aber auch die gewalttätigen Demonstranten machten Journalisten das Leben schwer. Martin Kaul, der einen Livestream für die taz produzierte, verlor bei einem Angriff seine Brille und musste den Stream daraufhin abbrechen. Twitter-User solidarisierten sich und spendeten Geld für eine neue Brille.

Aufräumen

Nach Ende des G20-Gipfels bemühen sich die Hamburger wieder um Normalität. Unter dem Hashtag #Hamburgraeumtauf startete eine Hamburgerin einen Aufruf auf Facebook.

Freiwillige kamen ins Schanzenviertel und halfen. Unterstützt wurden sie von Stadtreinigung und Baumärkten mit kostenlosen Putzutensilien.

Auch wenn Demonstrationsgraffiti überstrichen und der Müll beseitigt ist, bleibt noch einiges zu tun. Zum Beispiel müssen Straßen repariert werden – auch zur Sicherheit der tierischen Anwohner.

Aufarbeiten

Die politische Aufräumarbeit steht jedoch erst am Anfang. Eine Talkshow im Ersten zu den Krawallen wurde unerwartet unterbrochen, inzwischen hat die ARD die gesamte Show online veröffentlicht.

Insbesondere die Vorgehensweise der Polizei wird noch diskutiert, aber auch wie die Gesellschaft besser mit Extremismus umgehen kann.

Vom US-Präsidenten, vom Bundespräsidenten und dem Bürgermeister der Stadt Hamburg bekam die Polizei Rückendeckung.

In die Kritik geriet die „rote Flora“ in Hamburg. Ihr Anwalt Andreas Beuth kritisierte zwar die Krawalle auf Sankt Pauli – jedoch nicht die Gewalt. Zuvor hatte rote Flora vor allem friedliche Proteste unterstützt. So hatten sie zum Beispiel Schlafplätze für angereiste Demonstranten eingerichtet, nachdem ein „Schlafverbot“ für die Prostestcamps ausgesprochen wurde.

Falls du mehr darüber wissen möchtest, wie sich Dortmunder an den friedlichen Protesten gegen G20 engagiert haben, findest du hier ein Interview mit einem Vertreter der Dortmunder Attac-Gruppe. Außerdem hat sich das Y-Kollektiv in einer Dokumentation schon vor dem Gipfel auf die Suche nach der Motivation gewaltbereiter Demonstraten gemacht.

Beitragsbild: flickr.com/Thorsten Schröder mit Verwendung der CC 2.0-Lizenz.

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