Von Tieren über Menschen bis hin zu Obst und Gemüse – seit 48 Jahren begleiten Maskottchen das größte Fußballturnier der Welt. Angefangen mit „World Cup Willie“ und aktuell vertreten durch „Fuleco“ – fast jeder der Glücksbringer bot Stoff für Diskussionen. Hier kommen alle Maskottchen seit 1966:
Es begann im Jahr 1966 als die Fifa beschloss: Wir brauchen eine Figur, die das WM-Austragungsland repräsentiert. „World Cup Willie“ wurde der erste WM-Glücksbringer genannt. Und damit war der Löwe im Union Jack Trikot gleichzeitig das erste Maskottchen, das ein internationales Sportgroßereignis begleitete. „World Cup Willie“ vertrat die „Three Lions on the Shirt“ höchst erfolgreich. Die Engländer gewannen in diesem Jahr zum ersten und bis jetzt einzigen Mal die Weltmeisterschaft.
Vier Jahre später erfanden die Mexikaner „Juanito“. Der kleine Junge im grünen Trikot mit dem übergroßen Sombrero war zwar süß anzusehen, brachte seiner Mannschaft aber kein Glück: Mexiko schied im Viertelfinale aus.
1974 war Deutschland zum ersten Mal Gastgeberland einer WM. In diesem Jahr waren die Kicker „Tip und Tap“ mit roten Bäckchen, überdimensionalen Schuhen und vor allem bauchfrei unterwegs. Hierüber waren einige Fans doch etwas verwundert, denn auch „Juanito“ war vier Jahre zuvor schon in einem sehr freizügigen Trikot aufgelaufen. Auch wenn sich über ihren Stil streiten ließ, haben „Tip und Tap“ zweifellos ihren Dienst getan. Denn Deutschland holte sich 1974 im eigenen Land schon den zweiten WM-Titel.
1978 fand die WM in Argentinien statt. Und wieder war ein kleiner Junge Repräsentant des Gastgeberlandes. „Gauchito“ hatte aber immerhin ein Hemd an, was lang genug war um es in die Hose zu stecken. Er wurde nach einer argentinischen Legende – einer Art „Robin Hood“ – benannt. Der kleine Held machte seinem Namen alle Ehre und führte seine Mannschaft erfolgreich zum Titel.
Vier Jahre später war die Zeit der kleinen Fußballer vorbei. Spanien ließ sich als Gastgeber weder von einem Tier, noch von einem Menschen vertreten, sondern von einer Orange. „Naranjito“, eine Verniedlichung von Naranja (Orange), wurde eher skeptisch von den Fans bewertet. Zumal viele sich wunderten, dass die Spanier nicht ihr Wappentier „El Toro“, den Stier, als Vertreter gewählt hatten.
1986 durfte Mexiko bereits zum zweiten Mal ein Maskottchen vorstellen. Diesmal ließen sich die Mittelamerikaner von einer Chilischote mit dem treffenden Namen „Pique“ (scharf) vertreten. Doch auch das grüne Gemüse mit dem großen Hut konnte Mexiko keinen Titel bescheren. Die Nationalmannschaft kam nicht über das Viertelfinale
Die Italiener entwarfen 1990 ihren Glücksbringer zum ersten Mal Computer animiert. Die Strichmännchen-Figur mit dem Namen „Ciao“ (Hallo, Tschüss), war in die Tricolore (grün, weiß und rot) eingefärbt und hatte einen Ball als Kopf. Auch wenn „Ciao“ nicht als süßes Kuscheltier dienen konnte, war es das erste richtig moderne Maskottchen. „Ciao“ war nämlich auch bewegungsanimiert auf den Bildschirmen zu sehen.
Die US-Amerikaner wandten sich nach abstrakten Maskottchen und Ausflügen in die Obst- und Gemüsewelt wieder den Tieren zu. „Striker“ der Hund sollte der US-Nationalelf Glück bringen. Auch wenn die vereinigten Staaten keinen besonderen Bezug zu Hunden haben, war Striker ein beliebter Glücksbringer. Den Weltmeistertitel mussten die Amerikaner allerdings den Brasilianern überlassen. Sie schieden schon im Achtelfinale aus.
1998 war Frankreich zum ersten Mal mit der Auswahl eines Maskottchens dran. Der Hahn als Nationaltier war schnell ausgewählt, der Name wurde per Abstimmung in der französischen Bevölkerung ermittelt. Fast 50% stimmten für den Namen „Footix“. Mit der Kombi aus „Football“ und der Anspielung auf Asterix und Obelix, war der Hahn ein guter Repräsentant des Austragungslandes. Die Outfitwahl mit dem blauen Overall und den integrierten Stollenschuhen wirkte zwar etwas seltsam, scheint aber funktioniert zu haben. Frankreich gewann die WM im eigenen Land.
2002 fand die Weltmeisterschaft zum ersten Mal in Asien statt. Dafür dachten sich Japan und Südkorea etwas ganz Besonderes aus. Die „Spheriks“ waren außerirdische Kreaturen, die Energie symbolisieren sollten. Die Figuren „Ato“, „Kaz“ und „Nik“ wohnten in Atmozone und spielten dort die Space-Version von Fußball: Atmoball. Die skurrilen Wesen trafen jedoch nicht so ganz die Geschmäcker der internationalen Fußballfans und blieben weitestgehend unbeachtet.
Nach „Tip und Tap“ wurde die Endrunde 2006 in Deutschland von „Goleo“ und seinem Ball „Pille“ begleitet. Hierbei blieben bis heute zwei große Fragen unbeantwortet: Was hat ein Löwe mit Deutschland zu tun? Und warum um Himmels Willen trägt „Goleo“ keine Hose? Während die Idee mit dem Ball „Pille“ recht einfallsreich war, fand der unförmige, unten unbedeckte „Goleo“ nicht so viel Anklang. Ungeachtet dessen feierte Deutschland in diesem Jahr ein ganz großes „Sommermärchen“, beendete die WM mit dem dritten Platz und stellte mit Miroslav Klose immerhin den Torschützenkönig.
Die Südafrikaner entschieden sich 2010 für ein Tier, was eindeutig mit ihrem Land zu tun hatte. Die Leopardin „Zakumi“ sollte die erste WM auf dem afrikanischen Kontinent repräsentieren. „Zakumi“ musste allerdings das Kopf-und-Augen-Überdimensionieren über sich ergehen lassen. Und eigentlich haben Leoparden auch keine Mähne. Damit ähnelte Zakumi nur noch entfernt ihrem tierischen Vorbild und konnte ihrem Land auch nicht über die Vorrunde hinaus helfen.
Das Maskottchen der diesjährigen WM ist ein Gürteltier und sorgte schon vor Beginn der Endrunde in Brasilien für Furore, wie vor ihm kein zweites. Schuld daran ist sein Name. „Fuleco“ ist eine Kombinationen aus den portugiesischen Worten für Fußball und Ökologie (Futbol und Ecologia). Nachdem die Brasilianer für diesen Namen gestimmt hatten, machte die Meldung „Fuleco“ hieße in einer Gegend Brasiliens „Arschloch“ die Runde. Ob das so stimmt, ist allerdings ungeklärt, da der entsprechende Eintrag in ein Online-Lexikon erst nach der Namensentscheidung erfolgte. Das Gürteltier ist in Brasilien vom Aussterben bedroht und deswegen als Maskottchen im Einsatz. Es wurde in die Farben der Nationalelf gelb und blau getaucht. Zumindest bis
zum Halbfinale hat es geklappt.
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