Entspannt in der Sonne liegen, Musik streamen und Urlaubsbilder an Freunde schicken – das geht, ist aber teuer. Normalerweise. In den letzten Wochen machten zwei Mobilfunk-Anbieter auf sich aufmerksam. Sie verkündeten, die Roaming-Gebühren komplett abzuschaffen. „EU-Roaming inklusive!“, heißt es auf der Homepage von Vodafone. „Mit dem Inlandstarif im EU-Ausland und in der Schweiz surfen“, verspricht T-Mobile.
Was sich zunächst nach einer kleinen Revolution anhört, hat bei genauerer Betrachtung einen Haken. Nur Neukunden oder Nutzer bestimmter Tarife können ohne Gebühren im Ausland ihr Handy nutzen. Für den Rest fallen erhebliche Mehrkosten im Ausland an, sogenannte Roaming-Gebühren.
„Unter dem Begriff ‚Roaming‘ versteht man die Nutzung seiner SIM-Karte in einem anderen Mobilfunknetz im In- und Ausland“, erklärt Carolin Bongartz von der Bundesnetzagentur in Bonn. Benutzt ein Mobilfunkkunde sein Handy in einem ausländischen Netz, muss sein Heimanbieter den dortigen Netzbetreiber dafür bezahlen. Diese Kosten geben die Anbieter dann an die Kunden weiter.
Keine Roaming-Gebühren mehr bis 2017
Da es in jedem Land andere Handytarife gibt, wird das Thema nun auf europäischer Ebene geregelt. Die EU will die Auslands-Gebühren bis zum 15. Juni 2017 komplett abschaffen. Dann können alle Handynutzer der 28 Mitgliedsstaaten im EU-Ausland mit ihrem Heimtarif telefonieren, simsen und surfen. Um den Mobilfunkanbietern den Übergang zu erleichtern, senkt die EU die Gebühren seit 2014 Schritt für Schritt ab. Zuletzt am 30. April 2016. Seitdem gelten folgende verbindlichen Tarife:
Roaming-Tarife im Vergleich
Das hört sich zunächst nach wenig an, aber Miriam Rusch-Rodosthenous von der Verbraucherzentrale NRW warnt: „Die Aufpreise können sich summieren.“ Vor allem der Datenverbrauch kann hohe Kosten verursachen. Die EU hat daher einen Mechanismus eingebaut: Die Kosten für mobile Daten sind im Ausland auf 50 Euro begrenzt. Wer soviel surft und diesen Wert erreicht, kann das Internet zunächst nicht mehr nutzen. Bereits bei 40 Euro erhält der Nutzer eine SMS, die darauf hinweist. Das Internet klappt dann erst wieder, wenn der Kunde zum Beispiel einen zusätzlichen Auslandstarif bei seinem Anbieter bucht.
Die neuen Maximalkosten gelten für alle Anbieter in Europa. In Deutschland prüft die Bundesnetzagentur, ob die Werte eingehalten werden. Und auch wir haben uns angeschaut, wie hoch die Roaming-Gebühren bei den größten deutschen Anbietern sind:
Sind die Roaming-Gebühren einmal abgeschafft, muss der Anbieter selbst für zusätzliche Kosten aufkommen. Das ist aber darum gerecht, da die Regelung für alle Anbieter in der EU gilt. „Günstigere Preise beim Roaming dürften auch zu einer Steigerung der Nutzung führen, was für die Netzbetreiber wiederum von Vorteil sein wird“, meint Carolin Bongartz von der Bundesnetzagentur.
Bis dahin können sich Nutzer auch gezielt bei ihrem Anbieter nach Auslandsoptionen erkundigen, empfiehlt die Verbraucherzentrale NRW: „In einigen Fällen kann sich eine Auslandsoption rechnen. Jeder sollte sich sein Nutzungsverhalten im Urlaub genau anschauen und einen entsprechenden passenden Tarif wählen“, rät Miriam Rusch-Rodosthenous. Nutzer dürfen ebenfalls nicht vergessen, dass die Regelungen nur im EU-Ausland gelten. Verlassen Reisende die Union, müssen sie mit viel höheren Kosten rechnen – zum Beispiel im Urlaub in Großbritannien oder der Türkei.
Titelbild: erstellt mit Placeit.net / Screenshot: Vodafone.de