Als Student schon für die Rente einzahlen?

Minijobber haben die Wahl: Sie können in ihre Rentenversicherung einzahlen oder sich befreien lassen. Wer als Student kellnert, an der Kasse sitzt oder als studentische Hilfskraft arbeitet, kann seit diesem Jahr bis zu 450 Euro im Monat verdienen. Entscheidet er sich zum Einzahlen in die Rentenversicherung – man spricht hier vom Aufstocken – fehlen ihm jeden Monat 3,9 Prozent seines Einkommens, 17,55 Euro. Auf das Jahr gerechnet sind das 210,60 Euro; genug, um die Stromrechnung zu begleichen oder ein Smartphone zu kaufen.

Von den Eltern hört man, wie wichtig es sei, schon früh für die Rente vorzusorgen; Kommilitonen riestern. Aber lohnt sich das? Sollte ich als Student schon an meine Rente denken? Oder nicht lieber ein Smartphone kaufen?

Sebastian Gumbert zum Beispiel denkt so. Der 24-Jährige will sein Geld jetzt haben. „Später zahle ich genug ein.“ Eineinhalb Jahre einzahlen in die Rentenversicherung als Aushilfe brächten ihm jetzt kaum Vorteile. Das Geld, das er jetzt in der Tasche habe, helfe ihn.

Kein Fan von der Befreiung

„Ich kann verstehen, dass man jetzt auf sein Portemonnaie achtet“, sagt Andreas Raßmann. Raßmann ist seit 20 Jahren Rentenberater und Fachrechtstutor bei der Deutschen Rentenversicherung.

Andreas Raßmann, Berater der Deutschen Rentenversicherung: "Ich bin kein Fan von der Befreiung."  Foto: Niklas Dummer

Andreas Raßmann, Berater der Deutschen Rentenversicherung: "Ich bin kein Fan von der Befreiung." Teaserbild: Silke Kaiser/Pixelio / Foto: Niklas Dummer

Ein Fan von der Befreiung ist er nicht. In der Hansastraße 95 in Dortmund, einer Beratungsstelle der Deutschen Rentenversicherung Westfalen, trifft Raßmann täglich auf Versicherte und Rentner. Menschen, die mit 63 in Rente gehen wollen, aber die letzten 15 Jahre zum Teil in einem Minijob tätig waren, nicht aufstockten und deswegen nicht genug Beitragsjahre gesammelt haben.

Beitragsjahre für Leistungen

Beitragsjahre sind nötig, um einen Anspruch auf bestimmte Leistungen zu haben. Man kann sie sich vorstellen wie Treuepunkte: Wer mit 63 in Rente will, benötigt 35 Beitragsjahre; wer eine Fortbildungsmaßnahme absolvieren will, weil er sich während der Arbeit verletzt hat und arbeitsunfähig ist, benötigt zwischen fünf und fünfzehn Jahren, damit die Rentenversicherung für die Fortbildungsmaßnahme aufkommt.

Auf Akademiker treffe Raßmann derzeit selten. Dies könne sich aus zweierlei Gründen bald ändern: „Die künftige Vollversteuerung der Rente und der frühzeitige Ruhestand mit entsprechenden Abschlägen können ein Loch ins Portmonee reißen“, sagt Raßmann.

Wer heute studiert, wird im Alter weniger im Portemonnaie haben.

Wer heute studiert, sollte damit rechnen, dass er im Alter weniger Geld in der Tasche hat, als Rentner heute.

Wer heute studiert, sollte damit rechnen, dass er im Alter weniger Geld in der Tasche hat, als Rentner heute.

Wer in diesem Jahr in Rente geht, muss 66 Prozent seiner Rente versteuern. Der zu versteuernde Betrag nimmt jährlich zu. Wer 2014 in Rente geht, muss 68 Prozent seiner Rente versteuern. Bis 2040 schließlich die gesamte Rente versteuert werden muss. Dadurch wird – wer heute studiert – im Alter weniger im Portemonnaie haben, als heutige Rentner.

Zudem wird ein abermaliges Anheben des Renteneintrittsalters immer wieder von der Politik diskutiert. Derzeit liegt es bei 67 Jahren. Wer vorher in Rente gehen will – zum Beispiel mit 63 Jahren, muss auf 14,4 Prozent seiner Rente verzichten.

Auf Seite 2: Einzahlen oder sparen?

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