„Kumpels in Kutten“: Wie der Pott zum Metal fand

Das Ruhrgebiet ist zweifellos das Zentrum der deutschen Metal-Szene. Wie der „Pottler“, umgeben von Zechen und Trinkhallen, das Headbangen lernte, haben Holger Schmenk und Christian Krumm in ihrem Buch „Kumpels und Kutten – Heavy Metal im Ruhrgebiet“ zum Thema gemacht. pflichtlektüre hat bei einer Lesung von Schmenk und Krumm im Cafe Nord in Essen die Ohren aufgesperrt und der Entwicklung dieses Genres von den 1980ern bis in die Gegenwart gelauscht.

Foto: Privat

Nachhilfe in Sachen Ruhrpottmetal. Foto: Christian Teichmann

Die „Kumpels in Kutten“ sind keine Protagonisten der Vergangenheit, denen in Nostalgie nachgetrauert wird. Auch am Interesse an der Lesung kann man erkenne, dass diese Szene nach wie vor lebt. So füllt sich das Cafe Nord in Essen bereits gegen frühen Abend mit den „Metalheads“. Start einer unkonventionelle Lesung. Holger Schmenk und Christian Krumm zeigen mit einem Augenzwinkern und vielen Anekdoten, wie sich das Ruhrgebiet langsam zur Metal-Hochburg Deutschlands entwickelte. Der Musikstil, der mittlerweile unzählige Subgenres hervorgebracht hat, wuchs langsam, aber stetig.

Englische Metalbands als Vorbilder

Englische Bands wie „Black Sabbath“ und „Motörhead“ waren die Vorreiter in den 1970ern. Auch „Led Zeppelin“ und die noch heute aktiven „Iron Maiden“ dürfen bei keinem Blick in die Pioniertage dieser Szene fehlen. Im Laufe der Achtziger nahmen schließlich auch im Ruhrgebiet verstärkt junge Menschen dieses Genre wahr. Dieses Jahrzehnt war die Initialzündung für den „Pott-Metal“. Doch der Weg zum heutigen Verbreitungsgrad verlief nicht überstürzt und war vornehmlich von der Do-It-Yourself-Philosophie durchtränkt:  Man gründete Bands oder kleine Fanzines oder organsierte selbständig Shows. Diese Menschen, die sich dieser Musik mit Haut und meist langen Haaren verschrieben, errichteten das Fundament der deutschen Metalszene.

Buchcover "Kumpels in Kutten - Heavy-Metal im Ruhrgebiet"

Buchcover "Kumpels in Kutten - Heavy-Metal im Ruhrgebiet". Foto: Verlag Henselowsky Boschmann

Metalpresse statt Metallpresse!

Diese Anfänge verdeutlicht Holger Schmenk in der Lesung auch am Beispiel des „Metal Hammer“. Die Wurzeln dieses Magazins sind, wie auch beim „Rock Hard“ oder dem Musiklabel „Century Media“, hier im Ruhrgebiet zu finden. Doch, wo heute beide Musikmagazine internationale Ableger haben und in hoher Auflage verkauft werden, waren die Beginne in den 1980ern gänzlich unbedarft. Holger Schmenk erzählt so, dass man im „Metal Hammer“ in den Anfangszeiten durchaus ein Inhaltsverzeichnis hatte; man verzichtete jedoch mitunter auf überflüssige Typographie und druckte das Heft ohne Seitenzahlen.

Leidenschaft statt Perfektion

Diese Anekdote steht exemplarisch für den Weg einer kleinen Subkultur zum heutigen Status. Man war weit entfernt von Hochglanzmagazinen, oder der Vorstellung das Heavy Metal in den Mainstream rücken könnte. Holger Schmenk und Christian Krumm bringen diese teils schwierigen Startbedingungen und längst vergangene Metalspelunken, wie das „Mephisto“ in Gelsenkirchen, den Zuhörern näher. Die beiden Autoren berichten von ihren oftmals bierseligen Treffen mit den „Szeneveteranen“ und Musikern und zeigen, dass Metal doch nicht so humorbefreit ist, wie manche glauben. Der Einblick in den Mikrokosmos „Ruhrpottmetal“ gelingt. Bei den Schilderungen der beiden Autoren, kann man sich gut in die Zeit versetzen, als im grauen Kohlenpott Bands der Marke „Grave Digger“, „Kreator“ oder „Sodom“ gegründet wurden. Aufgelockert wird die Lesung im Cafe Nord auch durch die Metal-Band „Layment“ aus Herne, die zwischendurch unplugged Lieder zum Besten gibt.

Metal als Mainstreamphänomen

Kumpels in Kutten - Eine Ruhrgebiets-Metal-Lesung

Holger Schmenk und Christian Krumm bei der Lesung. Foto: Christian Teichmann

Doch für viele steht Metal auch heute für Lärm und Stilverbrechen. Für die weltweite Metal-Community, wie die Besucher und Autoren der Lesung, ist er hingegen Teil eines Lebensgefühls. Man sieht sich einer weltweiten Szene zugehörig, die freundschaftlich zusammenhält. Leute, die beim Hören dieser Musik jedoch eher mit dem Kopf schütteln als ihn dazu zu schütteln, werden jedoch keine Freude an dieser Literatur haben. Aber egal, wie man zu diesem Genre steht: Das Metal mittlerweile ein populärer und wirtschaftsstarker Bestandteil des kulturellen Lebens ist, lässt sich nicht bestreiten. Der kommerzielle Erfolg von Bands wie „Metallica“ oder auch die zehntausenden Besucher, die das Wacken alljährlich zum größten Metal-Festival weltweit machen, sprechen eine klare Sprache. Metal ist heute ein weltweites Phänomen. Ob in Bottrop oder Bagdad – Metalheads sind mittlerweile auf dem ganzen Erdball zu finden.

Wer sich für diesen Part der Musikgeschichte des Ruhrgebiets interessiert und mehr über die „Kumpels in Kutten“ erfahren will, kann bei den folgenden Lesungen des Buches dazulernen:

  • Lesung am 14. Mai 2011 in der Zeche Carl, Evil-Horde-Fest (Essen)
  • Lesung am 11. Juni 2011 auf dem Rock Hard-Festival (Gelsenkirchen)

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