Duell am Donnerstag: Fitnessstudio vs. Unisport

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Neues Jahr. Neue Vorsätze? Bei vielen Studenten trifft genau das zu. Endlich das Rauchen aufgeben, früher anfangen für eine Klausur zu lernen und dann muss ja auch noch der angefutterte Speck wieder weg. Aber wie bekommt man das am besten hin? Nutzt man das Angebot der Uni und nimmt an einem der zahlreichen Sportkurse teil oder meldet man sich in einem Fitnessstudio an? Die Meinungen der Pflichlektüre-Autorinnen Nora Füllenkemper und Ildiko Holderer gehen da weit auseinander.

pro contra
„Eins, zwei, drei und vier! Und das Knie hoch! Und dabei das Lächeln nicht vergessen!“ Ja, nirgendwo lässt man sich so gerne anbrüllen, wie beim Sport. Es wird geschrieen, geackert und geschwitzt und das alles nur fürs Wunschgewicht. Dabei bloß nicht die gute Laune verlieren. Schaut man sich aber mal an, was man dafür bezahlen soll, sich von einem trainierten aggressiv freundlichen Giftzwerg in einer Muckibude „motivieren“ zu lassen, fällt so manchem Studierenden die Kinnlade herunter.

Fitnessstudios: Wo Sport noch Mord ist

Wer jetzt denkt, Sport soll hier Spaß machen, der irrt sich gewaltig. In den großen Drillkabinen des Militärs kann es nicht schlimmer abgehen. Denn im Fitnessstudio steht die Gewalt an erster Stelle, getarnt durch gewaltige Freundlichkeit und dem Willen, zwanghaft jung und fit zu sein. Allein die Begrüßung in der Folterkammer der schwitzenden Dauergrinser jagt einem Angst ein. Denn hinter dem Haifischgrinsen und der hohen Begrüßungsstimme sehe ich dicke Schweißperlen die straffgezogenen Falten hinab rinnen und den unbändigen Drang sich jetzt sofort bewegen zu müssen, damit auch ja keine Sekunde vergeudet wird.

Nach dem obligatorischen Belastungstest ist man offiziell aufgenommen in der Familie der krankhaft Junggebliebenen. Jetzt wird man mit salzigen Bussis begrüßt und darf sich zu den anderen Irren auf die Geräte stellen und seinen Körper stählen. Ach Gottchen, macht das heute wieder Spaß hier. Natürlich liegen die Haare perfekt. Kindchen, nur weil man Sport macht und über 70 Jahre ist, muss man noch lange keine Falte haben oder graue Haare. Und der Himmel bewahre uns vor der achten Todsünde: Cellulite.

Die Tiere unter den Gequälten

Es gibt aber auch noch einen anderen Bereich im Fitnessstudio. Er ist dunkel und geheimnisvoll. Man vernimmt nur das leise Heulen und Schnaufen der Bestien. Hier lebt eine besondere Spezies: die 100-Kilo-Pumper. Die Goliaths unter den Körperfetischisten. Nur die mutigsten der Körperquäler trauen sich hier hin. Ihr natürlicher Lebensraum sind die harten Geräte. Die Männer, die so trainierte Oberschenkel haben, dass sie nur noch breitbeinig laufen können, wenn sie keine Schürfwunden an ihren Beinen riskieren wollen. Die Freude an der Bewegung konnte nur noch tot geborgen werden. Das einzige was bleibt, ist der Hass auf den inneren Schweinehund und alles, was mehr als 20 Kalorien hat.

Da geht man doch lieber zum Unisport, wo die Welt noch in Ordnung ist. Als Student bezahlt man nur 15 Euro im Monat und kann zu so vielen Kursen hingehen, wie man möchte. Man trainiert zusammen mit anderen Studierenden, die genauso motiviert sind, wie man selbst. Hier macht Sport noch Freude. Auch ist das Klima nicht ganz so künstlich lächelnd wie im Fitnessstudio. Der Umgangston ist noch moderat und man bezahlt nicht Himmel und Geld dafür, dass man mal seinen inneren Schweinehund besiegt hat. Am Ende der Kurse kann man mit einem Lächeln aus der Turnhalle gehen. Mit einem echten.

Wer kennt ihn nicht: Den inneren Schweinehund, der dir einflüstert, es gebe doch noch sooo viel anderes zu tun, wenn eigentlich Sport auf dem Plan steht. Ich kenne ihn ziemlich gut, und meine Unisportkarte (die ich zwei Semester hatte), hat ihn auch nicht davon überzeugt, endlich mal was zu tun.

Obwohl die Uni während meiner Studentenwohnheimzeit nicht weit weg war, hat mir einfach der Anreiz gefehlt, meine Sportkarte auch wirklich mal zu gebrauchen. Jetzt wohne ich in der Stadt – und der Unisport ist in ganz weite Ferne gerückt. Wie soll ich meinem Schweinehund erklären, dass wir, um zum Sport zu kommen, erstmal eine halbe Stunde durch die Gegend gurken oder den ganzen Tag während der Vorlesungen die Sportklamotten rumschleppen müssen?

Überwindung zum Fitnessstudio leichter

Da fällt die Überwindung, zum Fitnessstudio mitten in der Stadt zu gehen, mir und ihm wesentlich leichter. Und nicht nur die Nähe hat für mich dafür gesprochen, dem Unisport den Rücken zu kehren. Denn im Fitnessstudio werden wir, mein Schweinehund und ich, wenigstens mal motiviert: Für die pauschalen 35 Euro im Monat gibt es einen persönlichen Trainingsplan mit verschiedenen Stationen und „Checkpoints“, drei Mal Personal-Training geschenkt, zwischendurch immer irgendwelche „Belohnungen“ für’s Kommen und eine kostenlose DVD-Ausleihe, bei der ich die Filme innerhalb von drei Tagen zurückbringen muss (was heißt, dass ich auf jeden Fall wieder ins Fitnessstudio gehe).

Während man sich beim Unisport zwischen Fitness und Kursen entscheiden oder beides kaufen muss, hat man in meinem Fitnessstudio beides in einem. Und nicht zu vergessen die sauberen (!) Duschen. Kleine Extras halt, die für mich den Anreiz geben, auch wirklich mal hinzugehen und nicht nach einem Semester Unisport bemerken zu müssen, dass ich im Endeffekt nur zweimal da war.

Endlich merkt man was vom Sport

Außerdem will ich beim Sport abschalten und mal ganz für mich sein, ohne ständig irgendwen aus der Uni begrüßen zu müssen. Es gibt doch nichts Schlimmeres, als entspannen zu wollen vom Klausuren- und Hausarbeiten-Stress und dann doch alle zwei Minuten wieder dran erinnert zu werden, weil man von allen Seiten hört, wer schon für welche Klausur lernt und wie weit er mit der und der Hausarbeit ist. Nicht gerade entspannungs-fördernd.

Und das Training soll ja nicht nur entspannen, sondern auch sonst was bringen. Siehe da: Seitdem ich im Fitnessstudio angemeldet bin, merke ich auch endlich mal was vom Sport – nicht nur, dass ich fitter bin, auch meine Rückenschmerzen sind besser geworden. Wenn andere Leute für ihr iPhone oder Klamotten hunderte von Euro latzen, warum soll ich dann nicht 35 Euro im Monat für mein Sportstudio ausgeben, das mich gesund und fit hält? Die Alternative Unisport hat meinen Schweinehund und mich einfach nicht überzeugt.


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Foto: stockxchng/bizior, Montage: Steinborn/Schweigmann, Teaserfoto: Rainer Sturm / pixelio.de

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