Städteranking: Dortmund und Bochum abgeschlagen

Bochum, Platz 56

Auch die Ruhrgebietsschwester Bochum kämpft – laut Ranking – mit Beschäftigungsproblemen. Hier sind von 100 potentiell Erwerbstätigen circa 56 Prozent beschäftigt. In den anderen deutschen Großstädten liegt der Durchschnitt rund drei Prozentpunkte höher. Für Bochum heißt das: nur Platz 63 in dieser Rubrik. Und genau wie in Dortmund sind davon vor allem auch die Über-55-Jährigen betroffen. Von ihnen sind nur knapp 37 Prozent beschäftigt, im Vergleich zu den rund 42 Prozent im Bundesdurchschnitt.

Thomas Sprenger, Sprecher der Stadt Bochum / Quelle: Stadt Bochum

Thomas Sprenger, Sprecher der Stadt Bochum (Foto: Stadt Bochum).

Trotz der eindeutigen Zahlen kritisiert Thomas Sprenger von der Stadt Bochum die Vorgehensweise des Rankings: „In diesen Rankings schneidet das Ruhrgebiet immer schlecht ab. Städte wie Hamburg oder München werden an ihren Traditionen gemessen, Bochum nur an seinen Strukturproblemen. Das kann man sich schön rechnen oder schlecht, wie man will. Aber wem hilft das überhaupt?“ Er misst die Attraktivität einer Stadt vor allem an „der Qualität seiner Menschen“, beispielsweise der „Ehrlichkeit, Offenheit und dem friedlichen mulitkulturellen Zusammenleben der Bochumer“.

Die Forscher der Wirtschaftswoche und des Instituts der deutschen Wirtschaft sehen dagegen auch im Pendlersaldo ein Maß für die Standortattraktivität einer Stadt oder Region . Das Pendlersaldo zeigt an, ob mehr Menschen täglich in die Stadt pendeln oder sie verlassen, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Je mehr Menschen in die Stadt kommen (im Vergleich zu denen, die sie zum Arbeiten verlassen), desto attraktiver ist der Standort. Im bundesweiten Vergleich pendeln von 100 Einwohnern durchschnittlich 12,6 davon in die Stadt um dort zu arbeiten. In Bochum ist dieser Faktor etwa sechsmal geringer: Hier beträgt das Saldo nur 2,2 je 100 Einwohner – allerdings ist Bochum mitten im Ballungsraum Ruhrgebiet hinsichtlich dieses Punkts auch nur schwer vergleichbar mit einzelnen großen Städten in ländlichen Regionen.

Deutsches Bergbaumuseum, Bochum / Quelle: Stadt Bochum

Deutsches Bergbaumuseum in Bochum (Foto: Stadt Bochum).

Auch die Bevölkerung einer Stadt spielte im Ranking eine Rolle: In der Zeitspanne zwischen 2007 und 2011 sank die Einwohnerzahl Bochums um zwei Prozent. Die meisten anderen Städte konnten in dem Zeitrahmen einen leichten Einwohneranstieg verzeichnen. Der Mittelwert liegt bei einem Zuwachs von 0,9 Prozent. Der sechstschlechteste Platz für Bochum.

Die deutschen Spitzenreiter

Berlin? Hamburg? Köln? Nein, ganz oben im Ranking stehen – neben München – Städte wie Erlangen, Ingolstadt oder Wolfsburg. Einmal mehr wird dadurch die überragende Bedeutung der Automobilindustrie für Deutschland deutlich. Egal ob Audi, BMW oder VW – in ihren „Heimatstädten“ bieten diese Globalplayer Zehntausende von Arbeitsplätzen. Davon profitieren die umliegenden Städte und Kommunen, nicht nur wegen Investitionen und Gewerbesteuern, sondern auch, da sich die zahllosen Zuliefererfirmen meist in der Nähe der großen Produktionsstandorte ansiedeln. Schnöde Arbeiterstädte sind die Städte aber schon lange nicht mehr. In den Konzernen arbeiten mittlerweile in erster Linie Akademiker und Ingenieure. In der Regel sind diese kaufkräftig und gebildet – und locken so Kunst und Kultur, Freizeitangebote und bessere Geschäfte in die „Autostädte“. Das Resultat: Die Lebensqualität steigt, die eigentlich eher mittelmäßig attraktiven Städte werden wirtschaftlich und privat interessanter.

Erfolg mit Gefahren

Der aktuelle Erfolg der Autostädte birgt aber auch eine Schattenseite, denn mit der Ausrichtung auf einen privaten Konzern knüpfen ganze Kommunen ihr Schicksal an das Wohl einer Branche, einer Firma. Im Umkehrschluss heißt das: Wirtschaftliche Probleme der Marke wirken sich schnell und unvermittelt auf die Kommune und Region aus – so wie die Schwierigkeiten der Konzerne Opel und Nokia in Bochum.

Und selbst in Zeiten florierender Prosperität gibt es Probleme, denn vor allem in erfolgreichen, mittelgroßen Städten wird der bezahlbare Wohnraum knapp. Zumindest ein Problem, mit dem das Ruhrgebiet nicht zu kämpfen hat.

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