Prüfungsangst: So fällt keiner durch

Das Sommersemester geht zu Ende. In diesem Hörsaale der Uni Bochum werden dan wieder viele Klausuren geschrieben. Viele Studenten leiden immer mehr unter Prüfungsangst. (Foto: Daniel Ullrich/flickr.com)

Das Sommersemester geht zu Ende. In diesem Hörsaal der Uni Bochum werden dann wieder viele Klausuren geschrieben. Viele Studenten leiden immer mehr unter Prüfungsangst. Foto: Daniel Ullrich/flickr.com. Teaserbild: Alberto G./flickr.com

Am 13. Juli endet an den Ruhr-Unis die Vorlesungszeit und die Klausurphase beginnt. Ein paar Studis stecken sogar schon mitten drin. Viele erleben gerade jetzt die schlimmste Zeit des Jahres, denn sie haben Prüfungsangst. Professor Gunther Meinlschmidt von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Uni Bochum erforscht das Thema schon seit vielen Jahren. Er erklärt, was genau Prüfungsangst ist und gibt Tipps, damit umzugehen.

Es ist der 19. Mai 2012, 23:20 Uhr in der Münchener Allianz Arena – Champions League Finale. Bayern München spielt gegen den  FC Chelsea, Bayern kann als erste Mannschaft überhaupt den Pokal im eigenen Stadion gewinnen. 23:27 Uhr: Es geht ins Elfmeterschießen, Spielstand 3:3, als letzter Schütze geht für die Bayern der Nationalspieler Bastian Schweinsteiger an den Punkt. Zielt – läuft an – Pfosten. 23:29 Uhr: Didier Drogba kann mit dem letzen Schuss die Champions League 2012 gewinnen. Schuss – TOR! Bastian Schweinsteiger steht als der große Verlierer auf dem Feld. Hatte er Angst zu versagen? Vor einem ähnlichen Druck stehen nun auch wieder viele Studenten im Ruhrgebiet – die Klausurphase beginnt.

Prof. Dr. Meinlschmidt arbeitet in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Uni Bochum (Bild: Internetseite)

Prof. Dr. Meinlschmidt arbeitet in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Uni Bochum. Foto: Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum

Für Professor Gunther Meinlschmidt von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Uni Bochum ist Prüfungsangst kein neues Thema. Er erklärt, dass es das Phänomen schon seit etlichen Jahren gibt und auch wissenschaftlich anerkannt ist: „Prüfungsangst gibt es ganz sicher. Zum Beispiel an der Uni Yale in den USA wurde diese Angst seit den 50er Jahren erforscht. Dort wurde zum Beispiel erforscht ob Prüfungsangst mit Prüfungsleistung zusammenhängt.“

Ist die Prüfungsangst einmal erkannt, müsse sich der Betroffene fragen, „ob diese Angst wirklich begründet, realistisch oder übertrieben ist“, sagt Meinlschmidt. Dabei kann Prüfungsangst an verschiedenen Stellen einer Prüfung vorkommen. Beim Fußball würde man von Aufregung vor dem Spiel sprechen, Nervosität während des ganzen Spieles und beim Elfemterschießen dann die Angst vor dem Versagen. Bei einer normalen Klausur sieht das ähnlich aus.

Die verschiedenen Arten von Prüfungsangst

Angst vor der Prüfung heißt, dass man schon Wochen vorher in Panik gerät, diese Klausur nicht zu schaffen. Des Weiteren gibt es eine Angst während der Prüfungen. Laut Meinlschmidt kann sich das zum einen körperlich auswirken: „Der eine fängt dann während der Prüfung an zu schwitzen, zu zittern, seine Stimme geht weg“. Bei anderen könne sich die Angst auch im Kopf auswirken, sodass sie sich nicht mehr auf das Geschriebene konzentrieren können.

Und dann gibt es natürlich auch noch die Angst nach Prüfungen. Immer wieder schätzen sich Studenten viel schlechter ein als sie eigentlich müssten, sie tragen dann die Angst vor der schlechten Note bis zur Ergebnisbekanntgabe mit sich herum und können sich dann nicht mehr auf andere Klausuren, Hausarbeiten oder mündliche Prüfungen konzentriert vorbereiten.

Tipps vom Experten

Viele Studenten fragen natürlich nach Tipps und Tricks um diese Angst abzulegen. Eine allgemeine Formel dafür zu finden ist aber schwierig, denn jede Angst hat einen persönlichen Ursprung und muss auch spezifisch behandelt werden.

Studien sagen, dass Frauen anfälliger für Prüfungsangst seien als Männer. Laut Meinlschmidt liegt das aber daran, dass Frauen einfach offener über ihre Ängste sprechen würden als Männer. Laut der Studie leidet jeder vierte bis fünfte Student an Prüfungsangst. An der TU Dortmund wären das umgerechnet rund 5.000 Studenten, so Meinlschmidt. Insgesamt sind 24.000 Studenten an der TU eingeschrieben.

Anfällig für Prüfungsangst sei im Prinzip jeder, wer aber mal ein negatives Erlebnis mit einer Klausur hatte, bei dem besteht ein höheres Risiko vor der nächsten Prüfung ängstlicher zu sein. Professor Meinlschmidt hat trotzdem ein paar grundlegende Tipps:

Kann diese Angst durch Entspannungsübungen nicht abgelegt werden, muss im letzten Schritt sogar über eine Therapie nachgedacht werden. Sind Studenten vielleicht während der Schulzeit unterfordert gewesen und mussten nie wirklich lernen? Für sie hat Professor Meinlschmidt folgenden Ratschlag:

Angst ist generell nicht schlecht

Viele Studenten denken, dass Angst immer etwas Negatives hätte – Professor Meinlschmidt denkt da ein wenig anders: „Angst ist eigentlich etwas Gutes, zum Beispiel wenn man mit 200 km/h über die Autobahn fährt und Angst bekommt, dann ist das vielleicht ganz gut, weil man dann in die Bremse steigt.“ Übertragen auf den Fußball: Steht ein Verein zwei Spieltage vor Saisonende mit vier Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze, dann ist ein gesunder Respekt vor dem nächsten Gegner trotzdem sinnvoll. Denn sogar Omi weiß: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

Bevor man sich also über seine Ängste beschwert, sollte man erst einmal herausfinden ob diese Form von Angst gut oder schlecht ist. „Bekommt man zwei Wochen vor der Klausur das Gefühl schlecht vorbereitet zu sein, dann kann die Angst auch ein Motivator zum Lernen sein“, so Gunther Meinlschmidt.

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