Ehe und Uni? „Das passt!“

In der aktuellen Print-Ausgabe der pflichtlektüre könnt ihr die Geschichten von drei Paaren lesen, die im Studium geheiratet haben oder es noch tun: Lena und Kevin, Iris und Tim und Lisa und Nils-Simon. Mirjam und Josua haben ebenfalls während des Studiums geheiratet. Das Paar hat erzählt, wie sich ihr Leben durch die Hochzeit verändert hat.

Mit einer Fernbeziehung hat es bei Josua und Mirjam angefangen. Vor sechs Jahren haben sie geheiratet – er studierte in Berlin, sie arbeitete in Frankfurt. „Wir haben uns schon gefragt: Funktioniert eine Fernbeziehung? Und dann mitten im Studium? Geht sowas?“, erzählt Josua. Durch sein Theologiestudium hatte er mehr Zeit als Mirjam, hat sich alle zwei bis drei Wochen ein Auto gemietet und ist nach Frankfurt gefahren. Nach der ersten Kennenlernphase merkte das Paar, dass es an der Beziehung dran bleiben wollte. „Wir haben uns die Finger wund geschrieben. Das waren ellenlange E-Mails. Einmal haben wir so lange telefoniert, dass die Verbindung automatisch getrennt wurde“, sagt Mirjam.

Für das Paar war die Fernbeziehung in Bezug auf die Kommunikation ein Vorteil. „Es gab keine Sache, die wir zurückgehalten haben. Wir haben den Anderen am Seelen- und Gefühlsleben teilhaben lassen, an Erfahrungen, Verletzungen und an dem, was man nicht möchte. Das hat unserer Beziehung viel Ehrlichkeit und ein Grundvertrauen gegeben“, sagt Mirjam. Josua ergänzt: „Wir haben uns auch unbequeme Fragen gestellt. Wenn wir mit dem Partner nicht über diese Themen reden können, mit wem dann?“

Mirjam (35) und Josua Laslo (38) haben vor sechs Jahren während seines Theologiestudiums geheiratet. Heute ist er Jugendpastor, sie studiert Lehramt an der TU Dortmund. (Foto: Jon Pride Photography)

Daher kannte Josua schnell Mirjams Vorstellungen von einem Heiratsantrag. „Sie hat gesagt ‚ein normaler Antrag in Jogginghose auf der Couch kommt bei uns nicht in die Tüte‘. Damit hat sie die Messlatte hochgesetzt und ich wusste, ich muss mir was einfallen lassen“, sagt Josua und lacht. Er hat ein Cabrio gemietet, den Ring, Sekt und zwei Gläser eingepackt und ist mit ihr zum Schloss Neuschwanstein gefahren. „Ich war innerlich total angespannt. Am See habe ich ein Ruderboot gemietet. Ich dachte: jetzt oder nie, sonst war alles umsonst. Mirjam hat mich mit großen Augen angeguckt und total mit dem Boot geschaukelt. Dann habe ich gesagt: Ich meine das ernst! Ich war nur froh, dass der Ring nicht ins Wasser gefallen ist“, sagt er und lacht. In Frage gestellt hat er seine Entscheidung, im Studium zu heiraten, nie: „Wir haben uns gesagt: Wir gehen zusammen den Weg, wir heiraten. Es war die entscheidende Frage: Ist diese Beziehung so wertvoll? Ich meine, wie gut kennt man sich nach eineinhalb Jahren? Das war ein Schlüsselmoment.“

Glaube und christliche Erziehung waren bei der Hochzeit wichtig für das Paar. „Wir sind von Zuhause aus so geprägt, dass Beziehungen einen besonderen Wert haben. Deshalb hatten wir ungefähre Vorstellungen von der Reihenfolge. Wir wollten nicht erst ausprobieren oder testen, ob das mit dem Zusammenziehen klappt. Diesen Anspruch hatten wir nicht an den Partner“, sagt Josua.

Für die Hochzeit hat das Paar alle Ersparnisse zusammengekratzt. „Wir haben alles auf den Kopf gehauen. Nach der Hochzeit haben wir bei Null wieder angefangen“, sagt Mirjam. Geheiratet haben sie in einer kleinen Kirche im Odenwald. Erst danach sind sie zusammen gezogen. „Wir mussten uns aufeinander einstellen. Man muss sich finden, auch oder vor allem in den kleinen Sachen“, sagt Mirjam. „Menschen, die jung zusammen ziehen, passen sich einander an“, ergänzt Josua. „Ich bin in ihr Reich gezogen, hab drei oder vier Kisten mitgebracht und die Hälfte meiner Sachen weggeschmissen. Wenn man älter zusammen kommt, hat jeder seine Vorstellungen.“

 

Von der Fernbeziehung zum Zusammenleben hat sich für das Paar einiges geändert. „Damals haben wir auf die Wochenenden hin gefiebert. Sie waren wie eine irreale Welt. Der Abschied fiel immer schwer, und das alle drei oder vier Wochen“, sagt Mirjam. „Nach der Hochzeit war es anders. Es war cool, ´mein Mann‘ sagen zu können und seinen Namen zu tragen. Wir haben einen gemeinsamen Alltag. Das ist schön, wenn jemand auf einen wartet. Wir können das Leben leben, was vorher nicht möglich war.“ Für Josua kam der Übergang vom Studenten- in das Berufsleben dazu. „Erstmal war es für mich ein Ortswechsel. Ich bin von einer WG in eine richtige Wohnung gezogen. Wir haben zusammen gekocht. Von da an lernt man sich richtig kennen, der Alltag tritt ein und man muss lernen, Kompromisse einzugehen“, sagt Josua.

Sich im Studium nicht genug ausprobiert haben, das kannte Josua nie. „Ich habe das schon gemacht, aber nicht in Bezug auf Beziehungen. Es war eine coole Zeit, Student zu sein. Alles andere war nicht meine Überzeugung.“ Viele Bekannte von Mirjam haben auf die Hochzeit jedoch genauso reagiert. „Einige Menschen in meinem Umfeld haben zu mir gesagt: ‚Bist du verrückt? Du hast dein ganzes Leben noch vor dir.‘ Manche haben mich sogar gefragt, ob ich schwanger bin und wir deswegen heiraten“, sagt Mirjam. Sie hat sich durch solche Fragen nicht verunsichern lassen: „Das ist eine Entscheidung. Wir wollen für immer zusammen sein, und das hat eine Verbindlichkeit.“

 

Dass man an einer Beziehung arbeiten muss, darüber ist sich das Paar im Klaren. „Wir wussten, dass wir uns nach der Hochzeit weiter kennenlernen und dass es Konflikte geben wird. Aber das war eine Grundsatzentscheidung, die wir bewusst getroffen haben“, sagt Mirjam.

Für das Paar sind diese Konflikte nicht problematisch. „Je nachdem, wie man gestrickt ist, sieht man Konflikte als Bedrohung. Aber dadurch lernt man den anderen besser kennen. Bei unserem ersten Streit hab ich gedacht, die Beziehung ist vorbei. Dabei hat uns das weiter und näher gebracht“, sagt Josua. Mit der Zeit hat das Paar daraus gelernt. „Am Anfang wollte jeder seinen Standpunkt vertreten. Das legt man irgendwann ab und löst diese Konflikte zusammen“, sagt Josua. Mirjam ergänzt: „Man bekommt ein Heimatgefühl, bei dem man sich nicht verstellen muss. Das ist eine Bereicherung. Man kann sich auf den Partner verlassen und das, was man gerne macht, zusammen machen. Das ist das Schöne am Verheiratetsein. Ich kann nur sagen: Ehe rockt!“

Das Studium war in der Beziehung von Mirjam und Josua kein Problem – und ist es auch heute nicht. Inzwischen arbeitet Josua und Mirjam studiert. „Für unseren gemeinsamen Alltag ist es perfekt. Wir sind flexibler, als wenn ich auch arbeiten würde. Dann könnten wir uns nicht so oft sehen. Das kommt uns eher entgegen“, sagt Mirjam.

 

Beitragsbild: Jon Pride Photography

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