Golf im Test – ein Sport für Studenten?

2016_05 Golf 1.3

Packen wir mal die Klischees aus: Golfer sind reiche Männer über 50 mit dickem Sportwagen und einem Ferienhaus auf Sylt. Studenten hingegen sind am Monatsende so pleite, dass sie sich nur noch Spaghetti mit Ketchup leisten können. Klingt gegensätzlich? Scheint der Hochschulsport nicht so zu sehen: Seit diesem Semester gibt es nämlich Golf im Angebot! Vielleicht ziehen sich Gegensätze ja doch an?

Der Blick aus dem Fenster verheißt nichts Gutes: Es hagelt, donnert und die Sonne scheint zwischendurch nur kurz. Und als würde das nicht reichen, streiken auch noch die Bus- und U-Bahn-Fahrer. Zum Golf will ich aber trotzdem. Pech nur, dass der Schnupperkurs nicht an der Uni, sondern beim Royal Saint Barbara‘s Golf Club stattfindet. Da komme ich auch mit der S-Bahn nicht hin. Also schnell das Fahrrad aufgepumpt und ab zum Bahnhof. Mit der Eurobahn geht’s nach Dortmund-Scharnhorst.

Nach weiteren zehn Minuten mit dem Fahrrad stehe ich endlich vor der Golfanlage. Ich drehe ein paar Runden um die Gebäude und über den Parkplatz. Ist ja wirklich schön hier, aber wo stelle ich bloß mein Fahrrad ab? Weit und breit ist kein Fahrradständer in Sicht. Das hätte mir aber auch eigentlich vorher klar sein können – Stichwort Auto-Klischee. Weil mich die Leute schon irritiert anstarren, parke ich einfach direkt vor der Tür.

Endlich geht’s los

Aber wo sind denn die anderen Studenten? Fällt der Schnupperkurs etwa doch wegen des Wetters aus? Nein, natürlich nicht! Zwei Studenten stehen schon bei dem Golftrainer Lars Tobias Küpper. Der erklärt, dass man eigentlich bei jedem Wetter golfen kann – nur nicht bei Gewitter. Mit Mitte 30 passt er schon mal gar nicht in das Klischee. Wir machen uns auf den Weg zum Übungsgebäude. Leider zu Fuß und ohne schicken Golfwagen – wäre aber auch zu schön gewesen. Drinnen erklärt uns Lars den Aufbau der Golfanlage. Mit mehr als 60 Hektar Fläche ist die ziemlich riesig. Nach und nach trudeln immer mehr Studenten ein, bevor wir schließlich zu neunt und komplett sind.

Die Golfbälle darf man nicht direkt wieder aufheben. Das wäre zu gefährlich, da man von anderen Spielern getroffen werden könnte.

Als Lars dann das Rolltor zum Übungsareal öffnet, strahlen uns die unzähligen weißen Golfbälle auf dem Rasen entgegen. Die arme Person, die die alle wieder aufsammeln muss. In diesem Areal werden die weiten Schläge geübt. Dafür zeigt uns Lars die verschiedenen Schlägertypen und natürlich auch, wie man bis hinter die 200-Meter-Abgrenzung schlägt. Sieht ja eigentlich gar nicht so schwer aus.

Mit Minigolf hat das nicht viel zu tun

Mit dem Zuschauen ist es jetzt vorbei. Lars erklärt uns, wie man richtig schlägt. Dabei gibt es doch mehr zu beachten, als vorher gedacht: Ausrichtung, Griff, Körperhaltung, Entfernung zum Ball und Balllage müssen stimmen, ehe man sich über die Körperrotation und die Armbewegungen Gedanken machen kann. So kompliziert hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Jetzt geht es mit den Schlägern raus. Jeder von uns bekommt ein grünes Körbchen voller Golfbälle und geht damit zu seiner Matte. Die sieht aus, als wäre sie mit verschiedenen Sorten Rasen überzogen. Von hier aus sollen wir die weiten Schläge einmal selbst ausprobieren. Mal sehen, wie weit wir so kommen.

Es ist noch kein Tiger Woods vom Himmel gefallen

Die meisten TU-ler haben schnell den richtigen Bogen raus.

Optimistisch hole ich zum Schlag aus – und treffe den Ball nicht. Das fängt ja schon super an! Beim zweiten Versuch fliegt mein Golfball immerhin fast 50 Meter weit. Jetzt liegt er bei all den anderen Golfbällen auf dem Rasen. Für den nächsten Abschlag von der Matte muss ich also einen neuen Ball nehmen. Während sich mein Körbchen so immer weiter leert und es immer kälter wird, fliegt einer meiner Golfbälle doch noch knappe 75 Meter weit. Besser wird’s wohl heute nicht mehr. Bei ein paar anderen Studenten sieht das schon deutlich besser aus: Ihre Bälle landen teilweise sogar hinter der 100-Meter-Marke.

Langsam sind alle Golfbälle verschossen und der Schnupperkurs ist vorbei: Es geht wieder rein und Lars erzählt uns von seinem anderen, kostenpflichtigen Kurs beim Hochschulsport, dem Platzreife-Kurs. Der beinhaltet 14 Unterrichtseinheiten und schließt mit einer theoretischen und einer praktischen Prüfung ab. Danach darf man dann auch ganz offiziell alleine golfen gehen. Für mich war‘s das allerdings erst einmal mit dem Golf und ich mache mich wieder auf den Rückweg.

Mein Fazit

Obwohl die Welt der Golfer manchmal ein wenig elitär erscheint, kann man auch als Student beim Golfen sehr viel Spaß haben. Wer sich noch nicht sicher ist, ob er die 140 Euro für den Platzreife-Kurs investieren will, oder sowieso erst einmal die Sportart kennenlernen möchte, kann auch erst zu einem der Schnupperkurse gehen. Weitere Infos gibt’s beim Hochschulsport.

Beitragsbilder: Christina Teupen

1 Comment

  • Rrlstu sagt:

    Schön, dass es so etwas jetzt in Dortmund gibt. Ich selber, Mitte 20 und nach meinem Abschluss an der TU als Berufseinsteiger auch nicht gerade mit unerschöpflicher Liqudität gesegnet liebe diesen Sport und kann nur sagen, wer es nicht einmal probiert, verpasst etwas. Die gängigen Klischees sind längst überholt und man trifft auf dem Platz eine sehr große Bandbreite der Gesellschaft.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert