Jobmesse für Informatiker

Für die Informatik-Studenten wird heute der rote Teppich ausgerollt. In dem großen weißen Zelt reiht sich ein Stand an den nächsten. Hella, Die Continentale, Cip Soft – sie alle sind hier, um neue Arbeitskräfte an Land zu ziehen. Schon zum fünften Mal findet die Kontaktmesse für Informatik „real-it-y“ vor und im Gebäude der Fakultät für Informatik statt. In fünf Jahren hat sie sich von einem Experiment der alumni informatik dortmund e.V. zu einem ernstzunehmenden Messestandort gemausert.

Für Holger Decker, selbst Informatik-Alumni und von Beginn an als Organisator dabei, ist die „real-it-y“ eine gute Mischung aus etablierten Firmen und Newcomern in der Branche. „Die Informatik-Studenten sind gefragt wie nie“, sagt er stolz. Zum ersten Mal habe es in diesem Jahr mehr Unternehmensbewerbungen als Plätze gegeben.

Holger Decker (rechts im Bild) und Alexey Egorov haben viele zu tun. Über 300 Besucher werden zur Messe erwartet.

Holger Decker (rechts im Bild) und Alexey Egorov haben viele zu tun. Über 300 Besucher werden zur Messe erwartet. Fotos: Ann-Christin Gertzen

Das weiße Zelt und das Foyer an der Otto-Hahn-Straße bietet nur Platz für insgesamt 30 Firmenstände. Über die letzten fünf Teilnehmer habe er im Internet abstimmen lassen. „Das Angebot selbst zu entscheiden, welche potenziellen Arbeitgeber auf der Messe vertreten sein sollen, wurde gut angenommen“, sagt er. So gut, dass die Studenten im nächsten Jahr eventuell noch offensiver in die Auswahl eingebunden werden. Schließlich befänden sich Informatik-Studenten in der glücklichen Position, sich ihren späteren Arbeitsplatz weitestgehend aussuchen zu können. Denn seit die sogenannte „Dotcom-Blase“ im Jahr 2000 geplatzt sei, hätten sich wesentlich weniger Studenten für ein Informatik-Studium entschlossen, als Stellen in der freien Wirtschaft zu besetzen waren. „Dotcom-Blase“ – das bezeichnete den Internet-Boom zu Beginn des neuen Jahrtausends. Zu dieser Zeit entstanden sehr schnell zahlreiche Technologie-Unternehmen, die jedoch den hohen Gewinnerwartungen der Anlieger nicht standhalten konnten. „Vor sechs Jahren ist dann alles in sich zusammen gefallen“, erzählt Decker. So wenig Informatikstudenten wie zu diesem Zeitpunkt habe es seit der Einführung des Studiengangs in den 80er Jahren nicht mehr gegeben. Doch ohne Informatiker gehe es heute in keinem Unternehmen mehr. Deshalb seien die, die jetzt auf Ihren Abschluss zusteuerten, so gefragt: „Wir sind quasi die Hexenmeister des Informationszeitalters.“

Klein aber fein

Karsten Lettow (rechts im Bild) hat die Messe vor zwei Jahren noch selbst mitorganisiert. Heute ist er als Aussteller hier.

Karsten Lettow (rechts im Bild) hat die Messe vor zwei Jahren noch selbst mitorganisiert. Heute ist er als Aussteller hier.

Das besondere an der „real-it-y“? Für Decker ist das vor allem der „kleine aber feine“ Charakter. Mit ausgesuchten Unternehmen wie zum Beispiel Hella oder der Unternehmensberatung viadee. Viele Studenten würden die „real-it-y“ dem großen Konkurrenten Konaktiva vorziehen, weil es hier ausschließlich um die Informatiker gehe und der Kontakt sehr viel persönlicher sei. Viele Studenten der Fakultät Informatik sind auch selbst regelmäßig in die Planung der Messe integriert. In diesem Jahr waren gut 15 Studenten an der Organisation beteiligt. Mitglieder der Fachschaft braten Würstchen, die Stimmung ist sehr familiär. Einige der ehemaligen Studenten der Dortmunder Fakultät für Informatik kämen auch später selbst mit einem Messestand zurück auf die „real-it-y“. „So schließt sich der Kreis“, sagt Holger Decker.

Einer dieser ehemaligen Studenten ist Karsten Lettow. Noch vor zwei Jahren hat er hier selbst beim Aufbau mitgeholfen – als Informatik-Student an der TU. Heute ist er als Teil des Start-Up-Unternehmens All Facebook Stats auf die Messe gekommen. Gemeinsam mit Alexander Peiniger, dem Geschäftsführer, stellt er hier das Konzept vor und sucht selbst nach guten Mitarbeitern. „Sicher ist es ein bisschen seltsam jetzt die Seiten zu wechseln“, sagt Karsten Lettow. Andererseits sei es aber auch ganz praktisch: „So weiß ich wenigstens wo alles ist.“ Das Internet-Start-Up All Facebook Stats entwickelt Marketing-Werkzeuge für Unternehmen, die bei Facebook Werbung machen. Vor allem geht es darum eine Möglichkeit zu entwickeln, um Erfolge vergleichbar zu machen. Derzeit arbeitet das Unternehmen nur mit fünf Mitarbeitern. Was Lettow und Peiniger hier suchen, sind vor allem Leute die gut ins Team passen. „Uns geht es weniger darum, dass die Bewerber alle ihr Studium mit einer eins abgeschlossen haben“, sagt Peiniger. Vor allem müsse die Chemie stimmen. Außerdem ist ihnen der gute Draht zu den umliegenden Universitäten wichtig. „Mich hat früher immer die Praxis sehr interessiert“, sagt Karsten Lettow. Als Aussteller kann er diese jetzt auch an Branchenneulinge vermitteln.

Das Zelt der "real-it-y". Hier wird für die Informatikstudenten der rote Teppich ausgerollt.

Das Zelt der "real-it-y". Hier wird für die Informatikstudenten der rote Teppich ausgerollt.

Junge Leute bringen Innovationen

Einen anderen Blick auf die Messe hat Bernd Rotte, IT-Manager von Daimler Düsseldorf. Mit insgesamt 6500 Arbeitsplätzen ein großer Arbeitgeber in der Region Rhein-Ruhr. „Wir haben festgestellt, dass uns im Bereich IT irgendwann der Draht zu den jungen Leuten abgebrochen ist“, erzählt er. Junge Studenten, das bedeute für die Unternehmen vor allem ein gewaltiges Potenzial an Innovationen. „Für uns ist es wichtig zu zeigen, dass es uns in Düsseldorf gibt und das wir auch für wissenschaftliche Arbeiten interessant sind.“ Daher erhofft sich Lettow von dem Messestand auf der „real-it-y“ vor allem Praktikanten, die eventuell später ihre Bachelor- oder Masterarbeit im Unternehmen schreiben.

So unterschiedlich die Motivation der Aussteller ist, so unterschiedlich ist auch die der Studenten. Viktor Glaschtschenko studiert erst im vierten Semester Informatik an der FH Dortmund und sucht hier nach einem guten Nebenjob. „In welche Richtung ich später genau gehen möchte, weiß ich noch nicht. Vielleicht in die Logistik“, sagt der 26-Jährige. „Ich denke, das hier ist eine gute Möglichkeit mal zu schauen, was es überhaupt am Markt für Chancen gibt.“

Sascha Kwiatkowski hat schon einige Gespräche mit Unternehmen geführt.

Sascha Kwiatkowski hat schon einige Gespräche mit Unternehmen geführt.

Sascha Kwiatkowski, Informatik-Student an der TU Dortmund, hat hier schon konkretere Vorstellungen. „Ich habe heute schon ein paar Gespräche mit Beratungsunternehmen geführt“, erzählt Kwiatkowski. Er hat selbst im vergangenen Jahr bei der Organisation der „real-it-y“ mitgeholfen. „Für mich ist die Messe eine super Möglichkeit auf Augenhöhe mit Leuten zu sprechen, die selbst in dem Job arbeiten.“ Die Aussichten nach einem Informatik-Studium seien so vielfältig, dass es auf jeden Fall helfe, sich mit Menschen aus der Branche zu unterhalten. Das besondere an der Kontaktmesse ist auch für ihn die persönliche Atmosphäre. Ins Gespräch zu kommen mit Fachleuten, die wissen wovon sie sprechen. Das hat im vergangenen Jahr bereits an die 300 Besucher angezogen. Für dieses Jahr erwarten die Veranstalter noch mehr Besucher.

Die „real-it-y“ wird es auch im nächsten Jahr wieder geben. Um die 16 Unternehmen haben sich bereits jetzt angemeldet.