Jeder kennt sie: die peinliche Stille. Der Retter in der Not heißt Smalltalk. Aussagen wie „Draußen ist es aber kalt“ oder „Die Bahn hat ja mal wieder Verspätung“ sind da ein beliebter Einstieg. Welche Themen eignen sich am besten, welche sind tabu und wie fängt man am besten ein Gespräch an? Wir haben einen Smalltalk mit Experten geführt.
Smalltalk – Was ist das eigentlich? Alltagsgespräch, Geplauder, leichte Unterhaltung – eine wirklich treffende Übersetzung gibt es dafür nicht. Dahinter verbirgt sich vielmehr eine meist oberflächliche Unterhaltung über belanglose Themen, die man in der Regel mit Personen führt, die man nicht so gut kennt. Diese banale Gesprächsführung scheint zunächst nicht der Rede wert zu sein – tatsächlich kann ein gelungener Smalltalk aber für einen guten ersten Eindruck und soziale Anerkennung sorgen.
„Sehr reflektierte Leute haben beim Smalltalk häufig eine Blockade, da sie etwas Intelligentes sagen wollen“, erklärt Kommunikationstrainerin Annette Kessler. Was man genau sagt, spielt dabei aber keine große Rolle. Viel wichtiger ist es, eine lockere Beziehung zu seinem Gegenüber aufzubauen. Psychologe Dieter Zittlau betont die „Angst vor Blamage“ – vor allem bei Leuten, die beruflich nicht so viel mit Sprache zu tun haben.
Aber warum ist Smalltalk bei vielen so verpönt, wenn er doch eigentlich als Türöffner fungiert?
Das liege an dem „oberflächlichen Geschwätz“, das viele mit Smalltalk verbinden. Doch mittlerweile ist die leichte Unterhaltung auch auf der Business-Ebene angekommen. Sie gehört zum Warming-Up bei Geschäftsreisen und beruflichen Gesprächen, sagt Annette Kessler.
Grundregeln für den Smalltalk
Positiv und mit einer guten Einstellung klappt der Einstieg viel leichter. Offene Körpersprache und Blickkontakt zählt Annette Kessler zu den Grundregeln eines erfolgreichen Smalltalks. Interesse zeigen, Nachfragen stellen und nicht zu schüchtern auftreten – dann stehe einem „amüsanten Ping-Pong-Spiel“ nichts mehr im Wege.
Bestimmte Themen sind von vornherein absolutes No-Go für einen Smalltalk. Knigge-Expertin Bettina von Oertzen rät, kritische Themen wie religiöse und politische Einstellungen zu meiden. Auch mit Krankheiten und Geld solle man nicht anfangen. Sogar das allseits beliebte Thema Fußball könne zu Unstimmigkeiten und Antipathien führen: Als Schalker sollte man zurzeit also nicht unbedingt mit der guten Tabellenposition prahlen oder als Bayern-Fan von der Herbstmeisterschaft schwärmen, wenn man bei Dortmundern einen guten ersten Eindruck hinterlassen möchte.
Wesentlich unverfänglicher sind dagegen das Universalthema Wetter oder bevorstehende Veranstaltungen wie der Karneval, erklärt Bettina von Oertzen. „Wie war deine Anreise?“ oder „Woher kennst du den Gastgeber?“ eignen sich auch für den Einstieg in ein lockeres und unverfängliches Gespräch. „Da kann nichts passieren.“
Damit die Stimmung nicht kippt, ist ein positiver Start ins Gespräch besonders wichtig. Notorische Nörgler haben es also schwer. Rauszuhören, wie der andere tickt, um so das Interesse seines Gegenübers zu wecken, ist Ziel eines gelungenen Kurzgesprächs.
Alles Übungssache
Generell gilt: Achtung bei der Themenwahl – vor allem in bestimmten Situationen:
„Üben, üben, üben“ – Smalltalk kann jeder lernen, sind sich Annette Kessler und Dieter Zittlau einig. Schon an der Wursttheke beim nächsten Supermarktbesuch kann die Verkäuferin das nächste Trainingsobjekt sein. Und das lohnt sich auch, im Privaten und Beruflichen: Bei Geschäftsreisen ist ein gesunder Smalltalk nämlich oft wichtig, um Kontakte zu knüpfen. Was zählt, ist die innere Einstellung – „Ich interessiere mich für dich!“
web: Akademischen Smalltalk kann man lernen
Teaserfoto: hadock/Flickr