Wohnungssuche in Dortmund bleibt entspannt

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Suchst Du noch oder wohnst Du schon? Zum Semesterstart sind bundesweit zehntausende Studenten auf der Suche nach einer passenden Bleibe. Während die Jagd nach einer Unterkunft in München, Frankfurt oder Köln beinahe eine Studienleistung für sich ist, kann man sich in Dortmund bei der Suche entspannt zurücklehnen. Das sagt zumindest eine Studie der Gesellschaft für Beteiligungen und Immobilienentwicklung (GBI).

Die Studie wertete insgesamt 23 Faktoren, die für Studierende bei der Wohnungssuche relevant sind, in mehr als 80 deutschen Hochschulstädten aus und fasste die Ergebnisse in einer Rangliste zusammen. Eine hohe Punktzahl bedeutete dabei einen höheren Rang. Die Städte, die am Ende ganz oben standen, besitzen demnach auch den für Studierende schwierigsten Wohnungsmarkt. Das Ergebnis: Dortmund liegt mit 28 von 100 theoretisch möglichen Punkten weit im hinteren Mittelfeld auf Platz 60.

„Das Ergebnis überrascht uns nicht wirklich. In Dortmund ist das Mietniveau nach wie vor relativ gering. Das macht den Markt für Studierende entspannt bis ausgeglichen“, sagt Sonja Grauer vom Amt für Wohnen und Stadterneuerung. Laut Studie sorgen in Dortmund dennoch zwei Faktoren für leichten Druck auf den Wohnungsmarkt. Da wäre zum einen der sogenannte Wanderungssaldo der 18-29-Jährigen im vergangenen Jahr. Im Jahr 2013 sind 4.259 junge Leute mehr nach Dortmund gezogen als weggezogen. Damit stehen jedem Zugezogenen theoretisch 2,9 passende Wohnungen in Dortmund zur Verfügung. Klingt viel, ist es aber gar nicht. Denn im Vorjahr lag der Wert noch bei 4,2 Wohnungen pro Person.

Weniger Wohnheimplätze als im Durchschnitt

Aus diesem Überschuss ergibt laut GBI eines der wenigen Probleme auf dem Dortmunder Wohnungsmarkt, wenngleich das an der entspannten Situation wenig ändere. Denn in anderen Städten ist der Überschuss deutlich größer. In Berlin beispielsweise übersteigt die Zahl der zugezogenen 18 bis 29-Jährigen die der Weggezogenen aktuell jedes Jahr um gut 40.000 Personen. Eine Bewegung, die neben dem geringer werdenden Wohnangebot den Druck erhöht.

Der Druck auf den Dortmunder Wohnungsmarkt wird ebenfalls durch die vergleichsweise geringe Quote der in Wohnheimen untergebrachten Studierenden verstärkt. Dieser Anteil liegt mit 7,2 Prozent gut ein Viertel unter dem Bundesdurchschnitt von 10 Prozent im Wintersemester 2013/14.

Mietspiegel erleichtert die Suche

Größter Vorteil für Dortmunder Studierende auf Wohnungssuche ist der seit Jahren niedrige Mietspiegel. Die Ursachen hierfür liegen unter anderem in der Vergangenheit. „Wir haben hier einfach eine andere Sozialstruktur als in Düsseldorf oder Münster. Das Ruhrgebiet ist eine Arbeiterregion, viele Leute haben in der Vergangenheit ihre Arbeitsplätze verloren. Das lässt Vermietern wenig Möglichkeiten, das Mietniveau anzuziehen, auch wenn das mittlerweile langsam passiert. Viele Leerstände sorgen zudem für einen Nachfrageüberschuss“, erläutert Sonja Grauer. Laut Studie liege der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Dortmund bei 6,40 Euro. Grauer spricht in einzelnen Vierteln sogar von Preisen zwischen 5,50 Euro und 5,80 Euro.

Die Stadt Dortmund steuert selbst aktiv gegen eine drastische Mietpreiserhöhung durch wachsende Investitionen in Luxusprojekte statt günstigen, auch für Studierende attraktiven Wohnraum. Nach einem Ratsbeschluss müssen deshalb mindestens 25 Prozent neu erschlossener Wohngebiete mit sozialem Wohnungsbau abgedeckt werden. Laut Grauer habe die Stadt damit bisher gute Erfahrungen gemacht: „Erst im Mai wurden in Dortmund 1000 Studierende rund um das Thema Wohnungssuche befragt. Da hat sich gezeigt, dass die Situation derzeit noch in Ordnung ist und man nach spätestens drei Monaten fündig werden sollte.“

Prognosen für die Zukunft seien dennoch kaum möglich. „Die Situation ist entspannt, aber schon jetzt gibt es gewisse Tendenzen bei den Mieten im niedrigen Preissegment“, sagt Grauer. Für eine zusätzliche Verschärfung könnte auch die derzeit angespannte Flüchtlingssituation sorgen. „Den Menschen, denen Asyl gewährt wird, bekommen Wohnraum von der Stadt vermittelt. Theoretisch könnte dadurch eine Konkurrenzsituation entstehen, wenngleich die Flüchtlinge wohl verstärkt in äußere Stadtteile vermittelt werden würden.“

Qualität schlägt Quantität

Niedrige Mieten sind bei der Entscheidung für eine Wohnung häufig nur ein nachrangiges Kriterium. „Studierende suchen gezielt und wollen in attraktive Viertel ziehen, in denen es dann auch studentisches Leben abseits der Uni gibt“, sagt Grauer. Das beliebteste Viertel in Dortmund bleibt dabei das Kreuzviertel und das Kaiserstraßenviertel. Laut GBI-Studie führe die Bevorzugung von Szenevierteln bundesweit häufig auch zu Kompromissen bei der Wohnungsgröße – Qualität schlägt Quantität.

Deutlich weniger entspannt läuft die Wohnungssuche laut Rangliste vor allem in den Großstädten München, Frankfurt, Hamburg und Köln ab. Die bayrische Landeshauptstadt liegt mit 80 Punkten deutlich an der Spitze. Abschreckende Wirkung haben die zum Teil enorm hohen Mietpreise auf die Studienanfänger aber scheinbar nicht: Renommierte Hochschulstandorte und Städte „erfreuen“ sich weiter großer Beliebtheit. In den Städten der Plätze eins bis zehn stiegen die Studierendenzahlen an den Hochschulen im vergangenen Jahr um 4,5 Prozent. Seit den 90er-Jahren wuchs die Zahl der an Universitäten und Fachhochschulen eingeschriebenen Studenten um knapp ein Drittel, während im gleichen Zeitraum durchschnittlich nur 13 Prozent adäquater Wohnraum geschaffen wurde.

Studienangebot beeinflusst Wohnungsmarkt

Im bundesweiten Durchschnitt 298 Euro stehen jedem Studierenden monatlich für die Miete der eigenen Wohnung zur Verfügung. Die Preise für ein WG-Zimmer liegen derzeit in München bei 521 Euro, eine kleine 22 Quadratmeter große Wohnung ist beispielsweise nicht für weniger als 900 Euro monatlich zu haben.

Für eine Verschärfung dieser Situation sorgen die Hochschulen laut GBI-Studie dabei gewissermaßen selbst: Zulassungsbeschränkte und nur selten angebotene Studiengänge führen zu mehr Zuzug aus weiter gefassten Einzugsgebieten. Die Möglichkeit während eines Medizinstudiums bei den Eltern wohnen zu können, wird immer geringer, da die Standortflexibilität der Studierenden stetig steigt.

Hinzu kommt, dass in Großstädten zu wenig in kleine Appartments, sondern überwiegend in große Wohnungen investiert wird. Damit wird am wachsenden Bedarf der Studenten mehr oder weniger vorbeigeplant. Ein Einbruch der Mietpreise ist für die kommenden Jahre nicht zu erwarten. In den begehrten Städten werden die Studierendenzahlen bis mindestens 2020 nicht zurückgehen. Auch danach ist nicht mit drastischen Einbrüchen zu rechnen.

Weitere Informationen rund um das Thema „Wohnen in Dortmund“ gibt es hier.

Beitragsbild: Henrik Wittenborn

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