Der Traum ist aus: Deutschland verliert gegen Spanien

Was haben wir gehofft, gebangt und gezittert. Endlich mal wieder Weltmeister werden. Doch seit gestern Abend ist es amtlich: wir sind es nicht. Melanie Meyer hat die Niederlage gegen Spanien im Dortmunder Sonnendeck miterlebt.

Schade für das ambitionierte deutsche Team, das den starken Spaniern den Vortritt für’s WM-Finale gegen Holland lassen musste. Schade für die vielen Fans, die in Deutschland vor den Fernsehern oder beim Rudelgucken mitfieberten: Allein in Dortmund haben 14.000 Fans das Spiel in der Westfalenhalle verfolgt, weitere 15.000 auf dem Friedensplatz.  Schade auch für den Dauerbrenner-Song der Sportfreunde Stiller: denn „54,74,90…2014“ ist nicht wirklich ein lautmalerischer Gewinn.

Nach dem Sieg: Spanien feiert. Foto:Melanie Meyer

Nach dem Sieg: Spanien feiert. Foto: Melanie Meyer

Ehrlicherweise muss man den Spanier gratulieren, die durch trickreiches Kombinationsspiel die Deutschen aus dem Konzept brachten und letztlich auch Manuel Neuer überlisteten, der bis zur 73. Minute stets seine Klasse unter Beweis stellen konnte.

Nun geht es für die deutsche Mannschaft also im kleinen Finale um Platz drei – mal wieder. Sollte Spanien nun Holland schlagen, wäre das Déjavu der WM 2006 perfekt. Denn hier verlor Deutschland ja auch im Halbfinale gegen den späteren Weltmeister – damals war das Italien.

Aber bevor wir Richtung Uruguay linsen, schauen wir vielleicht erst einmal, wie die Fans das Spiel am Dortmunder Campus erlebt haben. Während das Sonnendeck als zentraler Rudelguck-Punkt an der TU um sieben Uhr noch spärlich besetzt war, waren die S-Bahnen umso voller. „Meinste wir schaffen’s noch auf’n Friedensplatz?“, fragte ein bierbäuchiger Herr im Deutschland-Dress-Code seinen schwarz-rot-gold-bemalten Kumpel. „Nee, is‘ schon zu voll da.“

Kurz vor Spielbeginn. Die Straßen sind wie leergefegt. Schnell fühlt man sich an die Bilder aus „Das Wunder von Bern“ erinnert, an 1954, als der ganze Ruhrpott vor den Radios saß und die Spiele der deutschen Elf um Helmut Rahn verfolgten. Aus den Wohnzimmerfenstern ist die Nationalhymne zu hören, manch einer singt mit, der andere bläst die Vuvuzela.

Anpfiff.

Schon zu Beginn wird klar: Spanien ist noch eine höhere Hausnummer als England oder Argentinien. Die Deutschen kommen kaum aus ihrer eigenen Hälfte heraus, spielen ungenau, wirken eingeschüchtert. Spanien macht weiter Druck. Auch im Sonnendeck bemerkt man dies schnell. Rufe wie „Geh doch einer mit da!“ oder „Schneller!“ sind zu hören.

Ein deutscher Fan um rot-gelben Fahnenmeer. Foto:Melanie Meyer

Ein deutscher Fan um rot-gelben Fahnenmeer. Foto: Melanie Meyer

Auch in der zweiten Hälfte wollen die Deutschen nicht wirklich aus dem Quark kommen. Einzig Toni Kroos hat eine Torchance, die er jedoch nicht nutzen kann. Dann das 1:0 für Spanien. Die Spanien-Fans im Sonnendeck rasten förmlich aus, der resignierte deutsche Fan versinkt in „War-ja-klar“-Lethargie.

Schlusspfiff.

Trauriger Deutschland-Fan. Foto:Melanie Meyer

Trauriger Deutschland-Fan. Foto: Melanie Meyer

Deutschland hat verloren, Philipp Lahm kann die Tränen im Interview nur schwer zurückhalten, Spanien feiert. Vor einigen spanischen Restaurants ist die Hölle los. Die Fans rennen auf die Straße, rufen „Viva Espana“. „Ihr müsst nicht traurig sein“, sagt eine junge Frau zu den enttäuschten deutschen Fans.

Doch auch die sind nicht lange schwermütig. Man sieht ein: Spanien war besser. Auch das kann man feiern.

Also gesellen sich nach und nach auch schwarz-rot-goldene Wesen in das rot-gelbe Fahnenmeer und feiern fröhlich mit. Viva Espana!

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