NRW-Wahlplakate unter der Lupe

Ein Beitrag von Ildiko Holderer

Sie gehören ohne Frage zu einer Wahl dazu. Doch die Rolle, die Wahlplakate bei der Entscheidungsfindung spielen, ist laut Marketing-Lehrstuhlinhaber Professor Hartmut Holzmüller eher gering. Im Interview verrät er, was er von den nicht immer gelungenen Wahlplakaten zur diesjährigen Landtagswahl hält.

Hartmut Holzmüller mit kritischem Blick auf die diesjährigen Wahlplakate.

Hartmut Holzmüller mit kritischem Blick auf die diesjährigen Wahlplakate. Foto/Teaserfoto: Ildiko Holderer

Die Piraten wollen die Landtagswahlen entern, die FDP versucht, gegen ihre Unbeliebtheit anzukämpfen und Hannelore Kraft sieht sich mit Vorwürfen zur Neuverschuldung konfrontiert. Wahlplakate sind laut Marketing-Experten Hartmut Holzmüller eine Notwendigkeit, um im politischen Konkurrenzkampf bestehen zu können. Für die Wahl selbst seien sie jedoch nur am Rande von Bedeutung. Auch dieses Jahr gebe es „den üblichen Einheitsbrei“, so Holzmüller.

pflichtlektuere: Überall in NRW sieht man derzeit Partei-Plakate zur Landtagswahl. Inwieweit würden Sie sagen, dass diese Plakate das Wahlverhalten beeinflussen?

Hartmut Holzmüller: „Die Plakate tragen nur an der Oberfläche dazu bei, das Wahlverhalten zu beeinflussen. Dass es überhaupt welche gibt, liegt am Gruppendruck. Die Parteien sind gezwungen zur Präsenz, müssen in die Werbung investieren, weil dies auch die anderen tun. Der tatsächliche Grad der Beeinflussung ist jedoch gering.“

Das CDU-Plakat mit Norbert Röttgen und dem Kind mit der roten Mütze wurde oft kritisch beäugt…

Das von vielen Seiten kritisierte Röttgen-Wahlplakat der CDU.

Das von vielen Seiten kritisierte Röttgen-Wahlplakat der CDU. Foto: http://wahl2012.cdu-nrw.de/

„…ja, dieses Plakat ist wirklich vollkommen daneben gegangen. Da fragt man sich, wie es zu so etwas kommt. Die Gestaltung ist unprofessionell und die Situation wirkt gekünstelt. Ganz schrecklich finde ich auch die meisten der kleineren Plakate, die die einzelnen Personen porträtieren, wie das von Andreas Becker.“

Welche Wahlplakate halten Sie denn für gelungen?

„Das große Wahlplakat vom Herrn Lindner ist sehr gut gelungen. Sein Charakter, oder zumindest der, den er in den Medien präsentiert, ist da gut getroffen. Auch das Plakat von Hannelore Kraft auf dem Kinderspielplatz gefällt mir gut. Generell sind die Wortspiele der SPD mit dem Wort ‚Kraft‘ sehr gewitzt gewählt, das bietet sich ja auch an.“

Größere Parteien wie CDU, SPD und FDP haben auch einen größeren Etat für Werbung. Schaffen es die kleineren Parteien trotzdem, ihre Botschaften auf den Plakaten zu vermitteln?

Hartmut Holzmüllers Lieblingsplakat: Hannelore Kraft für die SPD.

Hartmut Holzmüllers Lieblingsplakat: Hannelore Kraft für die SPD. Foto: http://www.spd-ibbenbueren.de/2012/04/

„Kleinere Parteien wie die Grünen, Piraten und die Linke haben in der Regel keine Großflächen zur Verfügung. Sie arbeiten stattdessen mit pfiffigen Slogans wie die Piraten mit ‚Keine Bildung ist viel zu teuer‘. Bei größeren Formaten stehen meist die Personen im Vordergrund, beispielsweise auf dem Christian-Lindner-Plakat der FDP.“

Apropos Slogans: Was halten Sie von den Textbotschaften der Wahlplakate? Hat da jemand komplett danebengegriffen?

„Grundsätzlich fällt auf, dass niemand wirklich daneben gegriffen hat. Der CDU-Slogan ‚Verantwortung statt Verschuldung‘ ist in Ordnung. Zwar nicht so pfiffig wie ‚Lieber neue Wahlen als neue Schulden‘, der Wahlspruch der FDP, aber auch nicht vollkommen unmöglich. FDP und CDU haben ja die Neuwahlen provoziert, da müssen sie auch auf Ihre Kritik bezüglich der Neuverschuldung Bezug nehmen. Die Linke lässt meiner Meinung nach ein wenig an Pfiffigkeit vermissen. Botschaften wie ‚Sozialticket für ganz NRW!‘ sind sehr konkret und vielleicht ein wenig zu direkt.“

Wen würden Sie, nur anhand der Wahlplakate gesehen, wählen?

„Eindeutig Frau Kraft! Ihr Plakat mit dem Kinderspielplatzmotiv ist sehr gelungen. Die Situation wirkt natürlich und ungekünstelt. Vor allem im Vergleich zum Röttgen-Plakat.“

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Was das Netz über die Wahlkampagnen der Parteien denkt, lest ihr auf der nächsten Seite.

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