Duell am Donnerstag:
Held*innen-TV der Kindheit: KiKa vs. Super RTL

duell-jule-dominikFür die einen war es Spongebob, die anderen liebten die Geschichten um Heidi oder Schloss Einstein – was prägt den eigenen Fernsehgeschmack mehr als die Sendungen der Kindheit? Jeder erinnert sich gern an die eigenen TV-Held*innen. Hexenkräfte, abenteuerliche Erlebnisse und kluge Ideen der Lieblingsprotagonist*innen zogen in den Bann – doch fällt der Blick zurück auf die TV-Programme für Kinder stellt sich schnell eine Frage: KiKa oder Super RTL – welcher Sender ist der bessere? Im Duell am Donnerstag diskutieren KiKa-Kind Jule Zentek und Super-RTL-Fan Dominik Reintjes miteinander:

Bildung, spannende Geschichten und die erste Liebe – KiKa hat mein Leben geprägt,

findet Jule Zentek. 

Ich kann sie alle auswendig. Vernehme ich nur die leiseste, bekannte Melodie, bin ich sofort Feuer und Flamme und trällere die Texte fröhlich mit. Ob Sissi, Heidi oder Wickie – die Lieder der Sendungen haben sich einfach eingebrannt. Mit ihnen die Erinnerungen an eine Kindheit voller Held*innen aus der bunten TV-Welt.

Mein vierjähriges Ich durfte bereits am Nachmittag und abends den Fernseher einschalten. Doch stets gab es die eine Regel: Hier läuft nur KiKa! Ich war über die Ansage von meinen Eltern nicht verwundert. Gab es etwa eine Alternative zu meinem geliebten KiKa? Diese Frage kann ich aus heutiger Sicht nur verneinen. Meine Eltern haben alles richtig gemacht – der Kinderkanal macht seinem Namen alle Ehre!

„Wer, wie, was – wieso, weshalb, warum? – Wer nicht fragt bleibt dumm!“

So begann meine Fernsehkarriere als Zuschauerin im zarten Alter von vier Jahren mit den „Teletubbies“ und der täglichen Dosis von „Der Bär im großen blauen Haus“. Stets verabschiedeten mich das Sandmännchen mit „Piggeldy und Frederick“ ins Bett. Mit Ernie und Bert, der Schnecke Finchen und dem Krümelmonster bleibt die Sesamstraße in guter Erinnerung. Unterhaltung gepaart mit kindgerechter Wissensvermittlung – so muss Kinderfernsehen sein!

Eine Halbwüchsige, die als Geheimagentin ein Doppelleben führte? Viel zu unrealistisch. Eine Gruppe Grundschüler*innen, die Angst vor dem Lehrpersonal haben und sich nur auf die Schulpause freuen? Macht bestimmt Vorfreude auf die eigene Schulzeit! Und was soll ein Kind von der skurrilen Erscheinung eines Schwamms lernen, der in einer Ananas lebte und in seiner Freizeit Quallen jagt? Seit wann können Gegenstände wie ein Schwamm überhaupt sprechen?

Von allem etwas – so muss Kinderfernsehen sein

Realistische Geschichten sollten Kinder begleiten. Wenn nicht realitätsnah, dann wenigstens so gestaltet, dass dem Einschlafen nichts im Wege stand. Also keine Monster, Gangster oder sonstige Kreaturen, die Angst machen. KiKa bot stattdessen einen schmackhaften Mix. Da gab es Zeichentrick, wie „Nils Holgerson“ und „Heidi“, aber auch Sendungen mit echten Menschen und spannenden Geschichten. Treu folgte ich mit einer Salami-Schnitte in der einen und dem Kakao in der anderen Hand dem abendlichen Programm.

Die Pfefferkörner jagten Gauner – ich himmelte Fiete an

Gerade die Sendungen mit echten Menschen haben mein Kinderherz höher schlagen lassen. So fand ich im Grundschulalter meine erste große Liebe auf KiKa. Fiete von den Pfefferkörnern hatte es mir angetan. Damit war Schluss, als mein zehnjähriges Ich auf einmal das Internatsleben für sich entdeckte. Schuld daran war die Serie „Schloss Einstein“. Ein Zimmer mit den besten Freundinnen teilen und ohne Eltern leben? Schon wollte ich selbst zur Internatsschülerin werden – KiKa beeinflusste mich.

Routine kam in die Abendgestaltung, für die sich sogar meine Eltern begeisterten. „Wissen macht Ah!“ war das abendlichen Familien-Event. Während Shary und Ralf auf komödiantische Art erklärten, warum Eier beim Kochen platzen, brachte „Logo“ das Weltgeschehen näher. Selbst am späten Abend schien für die Macher von KiKa die Bildung der Kleinsten an erster Stelle zu stehen. Richtig so.

Kein Kommerz mit Kinderherzen

Als Senderkooperation von ARD und ZDF und dazu finanziert über den Rundfunkbeitrag, findet man auf dem Kinderkanal nicht die Spur von Werbung und Kommerz. Hier stand der Unterhaltungs- und Bildungsauftrag für Kinder im Fokus. Schlichtweg ein Segen für all jene Eltern, die nicht täglich von der Quengelei ihrer Kinder nach der neusten Barbie genervt werden wollten.

Anders als beim Kontrahenten vom Privatfernsehen zählt für KiKa nicht der kapitalistische Gedanke. KiKa setzt nicht an den Kleinsten der Gesellschaft an, die wehrlos dem Konsumüberfluss ausgesetzt werden. Bei KiKa gilt streng: Keine Puppenwerbung, keine weinenden Kinderaugen! Hier regierten klar die Held*innen der Kindheit mit Unterhaltung und kindgerechter Bildung!

Animierte Unterhaltung mit Mehrwert – das bietet Super RTL!

findet Dominik Reintjes. 

„Super RTL durfte ich damals nicht gucken, das haben meine Eltern verboten“, wenn ich das von meinen Freund*innen höre, kommt in mir großes Unverständnis für die Eltern auf. Warum? Ganz einfach: Einen Grund, Kindern Super-RTL zu verbieten und ihnen stattdessen den vermeintlich besseren, öffentlich-rechtlichen Konkurrenten KIKA aufzuzwingen, gibt es nicht.

Gerade die Mitte der 90er Jahre geborenen Kinder erlebten die wohl beste Zeit des Senders, der zur RTL-Mediengruppe gehört: „Disneys Große Pause“, „Hotel Zack & Cody“, „Spongebob Schwammkopf“ und „Kim Possible“. Sendungen, von denen man heute noch im Freundeskreis schwärmt und jede*r seine Lieblingsfolge benennen kann.

Prägende Sendungen und Helden

Die Vorschulzeit hat das Vormittagsprogramm Toggolino mit Serien wie „Benjamin Blümchen“ und „Thomas und seine Freunde“ geprägt: Schon damals lernte man als Kind, dass es im Leben auf Freundschaft und Zusammenhalt ankommt. Nur so erlebten Benjamin Blümchen und sein rothaariger Freund Otto die größten Abenteuer.

Diese zentrale Aussage ist die wichtigste Norm für die Kinder und findet sich auch im Nachmittagsprogramm des Senders. Damals waren es die Unterwasserfreund*innen aus „Spongebob Schwammkopf“ und heute immer noch Kultserien wie „Looney Tunes“, aber auch neuere Projekte wie „Camp Sumpfgrund“.

Das Konzept ist über die Zeit gleichgeblieben: Unterhaltende Serien, die den Kindern trotzdem wichtige Werte mitgeben. „Super RTL macht doch einfach nur doof“, wer sowas seinen Kindern mitgibt, der hat wohl nur einmal durchs Programm gezappt und wahrscheinlich nicht eine einzige Folge der Serien gesehen.

Vielfalt statt eingeschränkte Zielgruppe

Super RTL versucht zudem, die Sendungen so neutral wie möglich zu halten, dass sie für alle interessant sind, während KiKa die Zuschauer*innen durch „Prinzessin Lillifee“ dann schon mehr eine Geschlechterrolle zuweisen möchte. Formate, die nur für das eine Geschlecht gemacht sind, findet man an einem Super-RTL-Sendetag nicht.

Letztendlich ähneln sich die Zielgruppen der beiden Sender im Tagesprogramm sehr stark und Vorschul- bis Grundschulkinder sollen angesprochen werden sollen.

Größter Unterschied ist die Primetime ab 20.15 Uhr. KiKa zeigt zu dieser Zeit „Du bist STYLE!“ und will pubertierenden Jugendlichen beispielsweise dabei helfen, Pickel verschwinden zu lassen oder T-Shirts zu dekorieren. Vielleicht interessant für einen kleinen Teil der Zuschauer*innen.  Super RTL sendet zu dieser Zeit Spielfilme oder Sendungen für Familien oder die Eltern. Die Vielfalt ist bei Super RTL gerade im Abendprogramm stärker geboten.

 Erinnerungen an die Kindheit bleiben

Ganz abgenommen habe ich den scheinbar realitätsnahen Sendungen wie den Pfefferkörnern ihre Botschaften nie: Mit zwölf Jahren kann ich also Gangster und Verbrecher*innen jagen und einen Fall schneller lösen als die Polizei. Ist klar! Die Unterwasserwelt, in der Spongebob mit seinen Freund*innen lebte, gefiel mir da um Einiges besser und regte zudem die Fantasie an.

Was mir als Kind aber wohl am Wichtigsten war: Der Spaß und die Unterhaltung. Als Kleinkind bot mir das eben Benjamin Blümchen mehr als  und auch später fand ich es toller, „Disneys Große Pause“ zu gucken, statt die Probleme der Schüler*innen eines gewissen Internates namens „Schloss Einstein“.

Verglichen mit einem Großteil des heutigen deutschen Fernsehens, waren die Sendungen vor knapp zehn Jahren prägender und einfach unterhaltsamer. So kann man nicht festhalten, dass Super RTL ein reiner Quatsch-Sender ist, denn großartige Serien von früher werden ja doch immer noch gezeigt. Und zwischendurch mal kurz einschalten, weckt garantiert Kindheitserinnerungen.

das-duell-feederFoto: stockxchng/bizior, S. Hofschlaeger/pixelio.de, Montage: Brinkmann/Schweigmann 
Teaserfoto: flickr.com/Marco Verch

Beitragsbild: pixabay.com

2 Comments

  • Jule Zentek sagt:

    Lieber Kornelius,

    wir sind auch schon ein paar Jährchen älter und daher liefen in unseren Kinderjahren eben jene Sendungen auf KiKa bzw. SuperRtl!
    Die Beiträge sind daher nicht veraltet, sondern beziehen sich auf unsere Kindheit, Jahrgang 1996/97.
    Damals gab es zum Beispiel den DisneyChannel oder ähnliches noch gar nicht… – Wir sind leider schon vom älteren Semester! 😉

  • Kornelius Rohrschneider sagt:

    Ich bin selbst 14 Jahre und muss selbst sagen, ich finde, dieser Beitrag ist sehr einseitig geschrieben. Deshalb möchte ich mal kurz meine Meinung zu diesem Thema sagen.
    Früher. vielleicht als ich 6 war, und anfing, manchmal Fernsehen zu schauen, war KiKa mein Lieblingskanal. Ich liebte ihn und schaute quasi nichts anderes (ich hasste übrigends Schloss Einstein als ziemlich einzige Sendung und wartete immer, bis es vorbei war).
    Meine Eltern wollten nicht, dass man SuperRTL schaut, und ich war mit KiKa (insbesondere der Sendung mit der Maus und Kopfball, die ich zum Teil immer noch schaue), vollkommen zufrieden.
    Ich weiß nicht mehr, was der genaue Anlass war, aber irgendwann fing ich an, SuperRTL zu schauen; ich würde diese Inhalte nicht als erwachsener sondern als spannender bezeichnen. Es fesselt mehr, ich fieberte mehr mit, während die KiKa Sendungen eher unschuldige pädagogische Sendungen gibt.
    Dies bedeutete übrigends nicht, dass ich nicht auch KikA schau(-t-)e. Ich mochte SuperRTL nur mehr.
    Da eine große Anzahl guter Serien 2014 zu DisneyChannel gewechselt sind, schaute ich seitdem diesen vermehrt, meine Lieblingssendungen waren jedoch immer noch die „Sendung mit der Maus“ von KiKa und „Drachenzähmen/reiten leicht gemacht“ von SuperRTL.
    Der Vergleich von SuperRTL zu DisneyChannel ist genau wie der von „KiKa“ zu SuperRTL.
    Während in SuperRTL hauptsächlich noch kindlichere Shows wie Angelo oder Mr. Bean gezeigt wurden, war DisneyChannel der Einstieg meiner Ära in SitComs, die in SuperRTL eine eher untergeordnete Rolle spielten.
    Seit Ende 2015 vermeht nur noch „Die Schlümpfe“ auf DisneyChannel laufen, und eine meiner Lieblingsserien Jesie gestrichen wurde, schaue ich fast nur noch ComedyCentral.
    Als ich mir vor circa einem halben Jahr KiKa noch einmal angeschaut habe, hat sich KiKa meiner Meinung nach schrecklich entwickelt. Es ist fast nur noch eine billige Kopie von SuperRTL obwohl ich es gerade wegen seiner großen Pädagogik geschätzt habe. Selbst Kopfball wurde abgesetzt.
    Einziges Gutes. Die wunderschön-traurige Serie Als die Tiere den Wald verließen

    Durch SuperRTL habe ich allerdings meine Lieblingsserie (Monk) kennen gelernt, die mein Vater komplett gekaut haben und meine Familie und ich regelmäßig schauen.

    PS: Spongebob Schwammkopf läuft seit 2009 nicht mehr auf SuperRTL sondern auf Nickelodeon, den ich nur einmal in meinem Leben angeschaut habe.
    Die Interviews müssen also sehr veraltet sein.

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