Wie man dem Karneval entkommen kann

Einmal im Jahr ist es soweit. Einmal im Jahr drehen alle durch. Normale Mitbürger werden auf unerklärliche Weise zu pseudo-komischen Indianern und Giraffen. Der Wahnsinn beginnt immer pünktlich am 11.11. um 11:11 Uhr und wird gemeinhin als „fünfte Jahreszeit“ bezeichnet. Heute erreicht sie am Rosenmontag den ultimativen Höhepunkt. Egal ob Helau oder Alaaf, ob Karneval oder Fasching – heute ist die Welt ein bisschen anders als sonst. Schrill, bunt, laut, im Vollrausch. Für viele die beste Zeit im Jahr, für viele andere ein Wahnsinn, vor dem es scheinbar kein Entkommen gibt.

Zum Karneval werden Feiertage hausgemacht. Foto: Melanie Bröcker

An Karneval werden Feiertage hausgemacht. Foto: Melanie Bröcker

Heute muss man sich entscheiden. Es gibt nur drei Möglichkeiten, die „fünfte Jahreszeit“ heil zu überstehen. Entweder man liebt sie aus vollem Herzen, man fügt sich seinem Schicksal und verbucht es unter „Erfahrungen“ oder man wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die Narren und Jecken.

Für alle, die sich für die dritte Variante entscheiden, ist guter Rat bitter nötig. Deshalb haben wir die sechs besten Karneval-Überlebens-Tipps zusammengestellt:

1. Hochburgen meiden!

Klingt einleuchtend, oder? Kein Hase begibt sich freiwillig in den Fuchsbau. Wer also dem Karneval entfliehen möchte, sollte wissen, wo der Feind lauert. Dafür ist es ratsam, ganze Städte zu meiden. In unserer Gegend sind das vor allem Köln und Düsseldorf, aber auch Mönchengladbach und Duisburg.

Wer also für heute oder morgen eine Shoppingtour nach Köln geplant hat, sollte seine Pläne besser verschieben. Mal ganz davon abgesehen, dass am Rosenmontag sowieso viele Geschäfte gar nicht oder nur zeitweise geöffnet haben. Feiertage selbst gemacht, ist das Motto.

Doch wer sich jetzt in seinem beschaulichen Dortmunder oder Bochumer Stadtteil in Sicherheit wiegt: weit gefehlt. Denn der ganz alltägliche Einkauf kann auch in Städten, die nicht als die Karnevalshochburg schlechthin gelten, zum Albtraum werden.

2. Nicht einkaufen gehen!

Diese Backwarenfachverkäuferinnen mutierten zu Teufel und Co. Foto: Melanie Bröcker

Diese Backwarenfachverkäuferinnen mutierten zu Teufel und Co. Foto: Melanie Bröcker

Wer sich nicht schon letzte Woche mit einem Hamstervorrat an Konservendosen eingedeckt hat, wird heute eine böse Überraschung erleben. Wer als gutgläubiger Bürger heute noch ein paar Kleinigkeiten im Supermarkt besorgen möchte, muss sich auf einiges gefasst machen. Dort ereignen sich kuriose Dinge. Das Grauen wird perfekt.

Doch es ist vor allem der Überraschungseffekt, der die wahre Bösartigkeit ausmacht. In der Innenstadt rechnet man an einem Tag wie heute mit allem möglichen. Doch dass die Karnevals-Seuche selbst einen so friedvollen Ort des Alltags heimsucht, kann für unvorbereitete Menschen traumatisch sein.

Daher gilt: ist der Einkauf unabdingbar, muss man auf das Schlimmste gefasst sein. Die sonst so unscheinbare Backwarenfachverkäuferin trägt plötzlich Hasenohren. Hinter der Wursttheke steht ein Cowboy und Aushilfen mit albernen Hüten räumen die Regale ein. Jetzt gilt es, die Ruhe zu bewahren und sich so schnell es geht an den Luftschlangen und mit Glitzerherzchen funkelnden Wangen vorbeizuschieben.

Und dann ab nach Hause und auf dem Weg dorthin um jeden Preis auf U-Bahn, Bahn oder Bus verzichten! Laufen ist angesagt, aber dabei den Blick stets auf den Boden richten. Rette dich nach Hause, denn in den eigenen vier Wänden gibt es kein Tröten und Kamelle… denkste!

3. Lass das Radio aus!

Zum Karneval wird das Radio zum potenziellen Feind. Foto: Melanie Bröcker

Das Radio wird zum potenziellen Feind. Foto: Melanie Bröcker

Um sich im freiwilligen Hausarrest die Zeit zu vertreiben, mag der ein oder andere schnell auf die Idee kommen, das Radio anzumachen. Böser Fehler! Nicht nur, dass ambitionierte Journalisten ihr Bestes geben um alle Themen rund um die fünfte Jahreszeit zu beackern: Was ist eigentlich der Ursprung des Karneval? Wieso nennen ihn manche Fasching? Woraus werden Kamellen gemacht und gibt es einen proportionalen Zusammenhang zwischen der Anzahl der verteilten Kamellen und dem Einkommensanstieg des örtlichen Zahnarztes?

Nein, auch die Musikredaktion scheint plötzlich durchzudrehen. Auf einmal muss man sich als Hörer am hellichten Tage von einem selbsternannten DJ ansingen lassen, der so heißt wie eine schockgefrostete Gletschermumie und allen weismacht, dass es einen Stern gibt, der genauso heißt wie man selbst. Oder einer zunächst kryptisch wirkenden Sprache lauschen, die sich bei näherer Analyse als „Kölsch“ herausstellt.

Da ist der Druck auf den Aus-Knopf quasi schon reflexartig. Doch die richtig Gutgläubigen unter den Karnevals-Hassern könnten jetzt noch versuchen, sich ins Fernsehprogramm zu flüchten.

4. Finger weg vom Fernseher!

Wer das Radio dieser Tage nicht erträgt, der sollte erst Recht die Finger vom Fernseher lassen. Seid gewarnt. Es gibt noch eine Steigerung zu der mutierten Hasenverkäuferin. Im Vergleich zu einer anderen Karnevals-Spezies ist sie geradezu harmlos. Denn die Schlimmsten unter den Jecken stellen sich auf eine Bühne und versuchen witzig zu sein.

Da das selten gelingt, gibt es immer ein Orchester, das mit einem kräftigen „tätää tätää tätää“ die Stelle zum Lachen ankündigt. Ergänzend dazu wird der so mühsam vermiedene Rosenmontagsumzug komplett im TV übertragen. Für die mutigen Karnevalshasser gilt also: das Fernsehprogramm vorher genau studieren und nur ausgewählte Programme sehen. Jegliches Zappen ist dabei auf jeden Fall zu vermeiden.

5. Ab ins Exil!

Vielen bleibt nur die Flucht vorm Karneval. Foto: Gerd Altmann, pixelio.de

Vielen bleibt nur die Flucht vorm Karneval. Foto+Teaserfoto: pixelio.de / Gerd Altmann

Für alle, die vom Karnevalswahnsinn wieder einmal überrascht wurden, ist jegliche Flucht zu diesem Zeitpunkt quasi unmöglich. Weder Autobahnen, Straßen, noch öffentliche Verkehrsmittel sind sicher. Die Karnevalsseuche hat alle Bereiche des öffentlichen Lebens bereits infiziert. Da hilft nur noch: aussitzen.

Zu Hause einsperren, Türen und Fenster hermetisch verriegeln, elektronische Geräte ausstöpseln und dann die Bettdecke über den Kopf ziehen. Der beste Zeitpunkt mal wieder zu Lesen oder sich so richtig auszuschlafen. Endlich mal ein Gedicht auswendig lernen oder die Schränke ausmisten.

Für die Zukunft ist frühzeitige Planung unabdingbar. Markiere den nächsten Karneval fett im Kalender, plane deinen Urlaub frühzeitig. Am besten ist es, noch vor Altweiber das Land zu verlassen. Oder zumindest die Region.

In Bundesländern wie Brandenburg, Sachsen oder Mecklenburg-Vorpommern ist man deutlich sicherer. Doch am geeignetsten ist natürlich das Ausland. Dabei ist Brasilien aber kein geeignetes Exil. Am sichersten ist es, sich frühzeitig auf eine verlassene Insel abzusetzen.

6. Feiern auf der Antiparty!

Für alle, die dieses Jahr weder rechtzeitig ausgewandert sind, noch Lust haben sich die ganze Zeit im Bett zu verkriechen, gibt es noch eine andere Lösung: Antipartys.

Man kann selbst eine organisieren oder auf eine bereits angebotene gehen. Ein Veranstaltungstipp für alle Karnevalshasser ist die „Anti-Karneval-Party“ im HappyHappyDingDong in Dortmund. Ab 20 Uhr kannst du dort heute erfahren, dass du nicht allein bist. Für den Weg dorthin gilt: Scheuklappen nicht vergessen! In diesem Sinne: Viel Spaß und viel Glück.

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