Der teuerste US-Wahlkampf

Eine gewaltige Summe von sechs Milliarden US-Dollar hat der amerikanische Wahlkampf 2012 verschlungen. Das sind 4,62 Milliarden Euro – 13 Prozent mehr als vor vier Jahren. Anhand dieser Zahlen wird deutlich: Wer am Dienstag ins Weiße Haus einziehen will, braucht viele Spender.

Anders als in Deutschland spenden in den USA vor allem die Bürger. Jeder Amerikaner darf insgesamt 5000 US-Dollar für seinen Kandidaten spenden – 2500 im Vorwahlkampf und 2500 im Hauptwahlkampf. Beim Republikaner Mitt Romney machen diese Spenden rund 40 Prozent des kompletten Budgets aus. Bei Obama sind es hingegen nur elf Prozent der Bürger, die ihm die höchstmögliche Summe überwiesen haben. Mehr als die Hälfte seiner Finanzierung stammt aus Spenden von unter 200 Dollar pro Bürger. Insgesamt hat Obama durch Spenden eingenommen. Den Großteil dieser Summe bekam der Amtsinhaber jedoch nicht von privaten Kleinspendern, sondern aus der Wirtschaft. Spendengeldeinnahmen der US-Präsidentschaftskandidaten (Wahl 2012)
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Der entscheidende Richterbeschluss 2010

Bis vor zwei Jahren durften Konzerne und unabhängige Organisationen keine Spenden an US-Politiker tätigen. 2010 wurde dieses Gesetz aufgehoben, und Politiker können nun nach Belieben Spenden annehmen. Auch hier hat Mitt Romney die Nase vorn: Der Kasino Mogul Sheldon Adelson pumpte beispielsweise 42 Millionen Dollar in Romneys Wahlkampf. Insgesamt haben Demokraten und Republikaner gemeinsam über eine Milliarde Dollar an Spenden eingenommen, die sie wohl komplett ausgegeben haben.

Romney im Wahlkampf Rechte: katherinecresto/flickr.com

Herausfoderer Mitt Romney Rechte: katherinecresto/flickr.com

Auch deutsche Firmen haben sich am Wahlkampf beteiligt: Die Bayer AG spendete zum Beispiel eine viertel Million US-Dollar an Romney. Obama ließ sie 120000 Dollar zukommen.

Wo geht das ganze Geld hin?

Der Wahlkampf erfordert weite Reisen durch die gesamte USA. Das bedeutet hohe logistische Kosten für beide. Meist haben die Kandidaten eigene Flugzeuge, die dann die verschiedenen Bundesstaaten ansteuern. Gerade im Endspurt um die sogenannten „Swing States“, die Bundesstaaten, in denen noch keine Entscheidung pro Republikaner oder Demokraten absehbar ist, fielen die höchsten Kosten an. So war Barack Obama an einem einzigen Tag in Wisconsin, Nevada, Colorado und Ohio. Gekämpft wird um jede Stimme – am Wahltag werden beide Lager in den Swing States Buskolonnen einsetzen, um die Wähler Richtung Wahllokal zu bringen.

Ebenfalls viel Geld fließt in Wahlwerbespots. Rund zwei Jahre vor der eigentlichen Wahl beginnen in den USA die Wahlkämpfe. Die Parteien legen sich dabei aber nicht – wie in Deutschland – auf einen Kandidaten fest, sondern gehen erst einmal mit mehreren Kandidaten ins Rennen. Die Gesamtkosten lässt das kräftig nach oben schnellen. Insgesamt liefen in den kompletten USA 915 000 Wahlwerbespots gespielt – davon allein 210 000 in den letzten drei Wochen und die meisten in den Swing States Wisconsin, Indiana und Ohio. Im Bundesstaat Virginia haben die Werbespots 14 Millionen US-Dollar gekostet.

Wer hat die Nase vorne?

Obama bei einer Wahlkampfveranstaltung. Rechte: BeckyF / flickr.com

US-Präsident Barack Obama bei einer Wahlkampfveranstaltung. Rechte: BeckyF / flickr.com

Von den insgesamt sechs Milliarden Dollar, die ausgegeben wurden, hat Obama den höheren Anteil. Er hat mehr Spenden der US-Bürger beziehungsweise Konzernen erhalten und so auch mehr eigenes Geld in den Wahlkampf gesteckt.  Schon bei der Präsidentschaftswahl vor vier Jahren erreichten die Wahlkampfkosten einen neuen Rekord, der in diesem Jahr aber noch einmal übertroffen wird.  Allerdings sind die Ausgaben der Hauptkandidaten insgesamt geringer als im Jahr 2008.

Mit Deutschland sind diese Summen indes nicht vergleichbar: So gab zum Beispiel die SPD im Jahr 2002 für den Wahlkampf von Gerhard Schröder nur 24,5 Millionen Euro aus.

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