Special Operations: Lebendes Buffet

Ein Buffet darf auf keiner Party fehlen. Aber die Buffets, die Jenny aufpeppt, haben mit dem üblichen Mix aus Minischnitzeln, Nudelsalat und Käsehäppchen nichts zu tun. Die 23-Jährige lässt sich als lebendes Buffet mit Erdbeeren, Kiwis und Bananen dekorieren. Ihr Einsatzgebiet: Junggesellenabschiede, 50. Geburtstage, Mottopartys.

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Für die Gäste zum Anbeißen, für Jenny ein harter Job: Wenn die Früchte auf der Haut anfangen zu kleben, dann wird's unangenehm. Foto: Moritz Tschermak

Lächelnd liegt Jenny stundenlang im Bikini und mit Obststücken bedeckt auf einem Tisch und wartet darauf, dass die Partygäste sich von den Früchten auf ihrem Körper bedienen. Dabei verharrt sie in immer derselben Pose, damit das Obst nicht durch die Gegend purzelt. „Dass einem der Fuß einschläft oder man anfängt zu schwitzen, darf man sich nicht anmerken lassen“, verrät Jenny.

Mit der Zeit fangen die Fruchtstücke auf der Haut an zu kleben. Und irgendwann fühlt sie sich so matschig wie die von der Hitze im Raum braun gewordenen Bananenhäppchen. Doch Jenny beißt sich da durch. Denn ein Obst-Buffet zu sein, ist noch ästhetisch, verglichen mit der Schokosoße-Sahne-Variante: „Das ist schon ein bisschen ekelhaft, wenn die Sahne flüssig wird und von der Haut runter tropft.“ Aber auch da heißt es: lächeln und durch.

Nach dem Buffet beginnt die Gogo-Nummer

Flirten ist im Honorar von bis zu 500 Euro pro Abend inbegriffen. Kein Problem für die extrovertierte Jenny. Sich in ein Buffet zu verwandeln, ist noch der unspektakulärste Part ihres Nebenjobs. Wenn das mit dem Obst vorbei ist, zeigt Jenny häufig noch als Gogo-Girl, was sie draufhat. Das ist der Teil ihrer Arbeit, der ihr wirklich Spaß macht. Das Tanzen ist ihre große Leidenschaft. Seit früher Jugend träumt sie davon, auf der Bühne zu stehen. Beim Publikum kommen ihre Auftritte stets super an, doch im privaten Bereich sorgen sie auch für Probleme. Jennys letzte Beziehung scheiterte, weil ihr Ex-Freund nicht mit ihrem außergewöhnlichen Nebenjob klarkam. „Er war einfach zu eifersüchtig“, erinnert sie sich, „aber ich wollte nicht mit dem Tanzen aufhören.“

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Jenny verdient sich mit ihrem ungewöhnlichen Nebenjob ein wenig Geld neben der Ausbildung hinzu. Foto: Moritz Tschermak

„Ich nehme immer eine Freundin mit, die mir das Obst ins Dekolleté legt.“

Zum Repertoire der 23-Jährigen gehört mittlerweile auch Feuerspucken und Jonglieren. Die Kunden buchen sie bei der Agentur „4real Entertainment“ wie ein Model über eine Setcard. Es sind meist junge Privatleute, die ihren Partygästen erotische Unterhaltung bieten wollen. Sie zahlen für gute Laune. Doch weil man nie weiß, wie sich so ein Abend entwickelt, ist auch eine routinierte Performerin wie Jenny manchmal nervös: „Ich nehme immer eine Freundin mit, die mir das Obst ins Dekolleté legt, damit mich erst einmal niemand anders anfassen muss. Das gibt mir am Anfang Sicherheit, schließlich weiß ich nie, was für Gäste auf mich warten.“

Fünf Jahre macht Jenny den außergewöhnlichen Nebenjob schon, um ihr Azubi-Gehalt aufzubessern. In dieser Zeit hat sich die angehende Zahnarzthelferin an die ungewöhnlichen Arbeitszeiten gewöhnt: Beginn ist meist gegen 23 Uhr, Feierabend nie vor vier. Kein Job für die Ewigkeit – aber einer der richtig Spaß macht, findet Jenny: „Manchmal vergesse ich beim Tanzen sogar, dass mir Leute zuschauen.“ Sie weiß eben, dass sie die Sahnehaube jeder Party ist.

Der Text ist ein Auszug aus dem Print-Magazin „pflichtlektüre“, das alle sechs Wochen an den Ruhr-Universitäten erscheint. Mehr Texte gibt’s auch direkt im E-Paper.

1 Comment

  • „Keine ähnlichen Beiträge bisher.“

    Die studentischen Leser, genauer die vielen anspruchsvollen und intellektuell fitten Studentinnen, dürften hoffentlich daran interessiert sein, dass das in Zukunft auch so bleibt. Immerhin bekommen jetzt auch mal Nur-online-Leser mit, was die Zielgruppe der Printausgabe so alles zu ertragen hat. Der ultimative Hohn dürfte die Erotik-Artistin wohl für Doktorandinnen oder Dozentinnen sein, die für einen maximalen Abendlohn der Azubine schon fast ein Seminar von 2 SWS halten – inklusive aller Arbeiten wie Korrekturen, Vor- und Nachbereitung, Sprechstunden und so weiter.
    Verstehen wir das also vielleicht als einen Appell gegen den übereilten Studienabbruch: „Mädels, strengt euch an, dann wird euch dieses Schicksal hoffentlich mal erspart bleiben!“ Ich habe da keinerlei Sorgen, denn meiner Erfahrung nach sind die Frauen im Studium fachlich stark und sehr zielstrebig.
    Falls „Jenny“ übrigens nicht zwischendurch von einer anderen Ausbildung auf „angehende Zahnarzthelferin“ umgesattelt haben sollte, muss sie sich mal Gedanken machen, ob der Erotiksektor nicht doch vielleicht für den Hauptberuf taugt. Fünf Jahre wird nämlich niemand zur Zahnarzthelferin ausgebildet.

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