„IceCube“: Für die Forschung an den Südpol

Das Projekt „IceCube“ am Südpol ist das größte Neutrino-Experiment der Welt. Schon seit 2004 arbeitet der Bochumer Physiker Dr. Jens Dreyer an dem Projekt mit. Bisher von Bochum aus – aber bald ist damit Schluss: Dreyer ist einer von zwei Wissenschaftlern, der unter Bewerbern aus der ganzen Welt ausgewählt wurde. Für 13 Monate wird er am Südpol arbeiten.

Die Anlage am Südpol: Links der Landebahn ist die Südpol-Station und rechts "IceCube" zu Beginn des Projekts. Foto: Forest Banks/NSF

Die Anlage am Südpol: Links der Landebahn ist die Südpol-Station und rechts "IceCube" zu Beginn des Projekts. Foto: Forest Banks/NSF

Das Hochenergie-Neutrino-Observatorium „IceCube“ besteht aus Kabelsträngen, die bis zu 2.500 Meter in das Eis der Antarktis reichen. Die Löcher wurden mit heißem Wasser gebohrt. Im Januar 2005 wurde das erste Kabel in die Tiefe gelassen. Bis 2011 sollen es dann 86 Kabelstränge mit insgesamt 5.169 Sensoren sein. In einem „Eiswürfel“ von einem Kubikkilometer sollen so Neutrinos aufgespürt werden.

Diese reagieren nämlich mit Elementarteilchen des Eises. Das ca. 295 Millionen US-Doller teure Projekt wird überwiegend von der amerikanischen Stiftung NSF finanziert, aber auch Universitäten und Institute aus Schweden, Belgien, Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden beteiligen sich finanziell daran.

Die Neutrinos

Für Jens Dreyer und die anderen Forscher sind Neutrinos so interessant, da sie über die Quelle von geladener kosmischer Strahlung Aufschluss geben könnten. Die geladenen Teilchen der Strahlung werden auf ihrem Weg durch das Universum von Magnetfeldern abgelenkt. Deswegen kann man ihre Herkunft nicht bestimmen. Die elektrisch neutralen Neutrinos  haben den gleichen Ursprung, bewegen sich aber gerade durch das Universum und können so zurückverfolgt werden. Zudem kann die Anlage aber auch Supernovae entdecken und Informationen zu schwarzen Löchern liefern.

Dr. Jens Dreyer. Foto: Ruhr-Univerität Bochum

Dr. Jens Dreyer. Foto: Ruhr-Universität Bochum

Arbeiten bei -60 Grad

Jens Dreyer arbeitet schon seit 2009 als Teil der Arbeitsgruppe „Hochenergie-Astroteilchenphysik“ der Ruhr-Universität-Bochum mit Daten von „IceCube“. Jetzt hat er sich mit der direkten Mitarbeit vor Ort einen Traum erfüllt. Im Spätsommer fliegt er zum Südpol und muss sich dann bis zum Februar entscheiden, ob er wirklich da bleiben will, denn zwischen Februar und Oktober wird kein Flugzeug den Südpol ansteuern oder verlassen. Aber das ist kein Problem für Dreyer: „Ich erfülle mir damit einen beruflichen Traum, für den ich bereit bin, einiges auf mich zu nehmen.“ Und das muss er auch.

Die Wetterbedingungen sind am Südpol extrem. Temperaturen bis minus 60 Grad, Schneestürme, trockene Luft und die packeisbedingte Höhe von 3.000 Metern machen die Arbeit zu einer physischen Grenzerfahrung. Zudem sind die Wissenschaftler auf sich allein gestellt. Da ist eine gute Vorbereitung wichtig. „Vorab ist ein Training zur Brandbekämpfung und Unfallversorgung in Denver vorgeschrieben. Darüber hinaus sind diverse medizinische Checks verpflichtend“, so Dreyer. Besonders Wert wird dabei auf gesunde Zähne gelegt, denn einen Zahnarzt gibt es in der Forschungsstation nicht.

Der Aufgabenbereich

Das Team, in dem Dreyer arbeiten wird, besteht aus 50 Wissenschaftlern. Seine Aufgabe wird es sein, mit einem weiteren Forscher die zahlreichen Computer zu überwachen und technische Probleme zu lösen. Auf die Zusammenarbeit mit den anderen Forschern ist Dreyer schon gespannt. Bis jetzt hat er nur Gutes gehört: „Die Stimmung innerhalb der Forschungsgruppe soll bemerkenswert sein. Der Einsatz für eine gemeinsame Sache, abgeschnitten von der Außenwelt, sorgt für diesen besonderen Zusammenhalt.“

Natürlich sind die Forscher heutzutage nicht mehr vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten, allerdings ist die Nutzung des Satellitennetzwerks für Internet  und Telefon nur eingeschränkt möglich.

Im Moment sind es noch 79 dieser Löcher. Foto: NSF

Im Moment sind es noch 79 dieser Löcher. Foto: NSF

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