Wissenswert: Woher kommt der Muttertag?

Foto Muttertag

Jeden zweiten Sonntag im Mai feiern wir in Deutschland den Muttertag. Wir holen einen Strauß Blumen oder eine Schachtel Pralinen und zeigen unseren Müttern, wie lieb wir sie haben. Aber seit wann feiern wir eigentlich den Muttertag und warum?

Angefangen hat alles in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts. Die englische und US-amerikanische Frauenbewegung will mit dem „Mother‘s Work Day“ die Arbeit würdigen, die Mütter täglich in die Erziehung der Kinder stecken.

Begründerin des Muttertages, wie wir ihn heute kennen, ist jedoch die Frauenrechtlerin Anna Marie Jarvis. Als ihre Mutter 1905 stirbt, startet sie eine Briefkampagne, um einen Tag ins Leben zu rufen, der Mütter schon zu Lebzeiten ehrt. Unterstützung holt sie sich von Politikern, Geistlichen und anderen einflussreichen Männern. Sie hat Erfolg: Zwei Jahre später wird der erste Muttertag in Grafton, West Virginia, gefeiert. Ihre Idee findet großen Anklang, schon 1909 wird in vielen US-amerikanischen Bundesstaaten der Muttertag begangen. Im Jahr 1914 erklärt Präsident Wilson den Muttertag zum nationalen Feiertag.

Nach dem Ersten Weltkrieg gelangt die Idee eines Feiertages zu Ehren der Mütter nach Europa. In Deutschland wird der Muttertag 1923 eingeführt, auf Initiative des Verbandes der Blumenhändler. „Die Blumenhändler hatten natürlich vor allem kommerzielle Gründe. Sie haben gesehen, wie erfolgreich der Muttertag in den USA und anderen Staaten war und wollten auch ein Stück vom Kuchen haben“, erklärt Bettina Bab vom Kölner Frauengeschichtsverein.

Missbrauch durch den Nationalsozialismus

Kurze Zeit später erhält der Muttertag jedoch einen bitteren Beigeschmack: Die Nationalsozialisten erklären den Muttertag 1933 zum offiziellen Feiertag. „Heute verbinden viele den Muttertag mit den Nazis“, sagt auch Bettina Bab. Diese nutzen den Tag für die eigene Propaganda und erklären Mütter zu Volksheldinnen. Doch in der Realität dienen diese, so Bettina Bab, nur als „Gebärmaschinen“ zum „Erhalt der arischen Rasse“. Dafür werden sie ab 1938 mit dem Mutterkreuz geehrt. „So wie ich das sehe, sollte das Mutterkreuz ein Ausgleich dafür sein, dass die eigenen Kinder im Krieg kämpften und starben. Gleichzeitig sollte es natürlich dazu animieren, noch mehr Kinder zu bekommen.“

Nach dem Krieg wird der Muttertag zunächst abgeschafft, kurze Zeit später jedoch in der BRD und vielen westlichen Ländern wieder eingeführt und von da an am zweiten Sonntag im Mai gefeiert. In der DDR dagegen gibt es den Muttertag aus politischen und ideologischen Gründen nicht. Hier findet am 8. März der „Internationale Frauentag“ statt, der jedoch vom System als Propaganda genutzt wird. „Die politische Führung hat diesen Tag total ausgeschlachtet“, erklärt Bettina Bab. „Dort wurden vor allem die Leistungen der Mütter für den sozialistischen Menschen geehrt, mehr auch nicht.“

Heute gilt der Muttertag als ein unpolitischer und ideologiefreier Feiertag, an dem Kinder ihren Müttern häufig kleine Geschenke machen. Dazu gehören unter anderem Pralinen, aber vor allem Blumen. „Für die Blumenhändler ist der Muttertag nach wie vor ein großer kommerzieller Erfolg“, sagt Bettina Bab.

Warum eigentlich Blumen?
Die Idee von Blumen zum Muttertag stammt übrigens auch von Anna Jarvis: Nach der Predigt am ersten Muttertag verteilte sie 500 weiße und rote Nelken: die roten für die lebenden Mütter, die weißen für die verstorbenen.

Beitragsbild: Nina Louwen

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