Aus Hafenliebe

Der Dortmund-Ems-Kanal glitzert in der Sonne. Das Hafenamt thront über den roten Backsteinhäusern, den Umschlagsplätzen und den kleinen Booten, die hier ab und zu vorbeifahren. Der Hafen hat Charme. Es ist ruhig. Direkt unter dem Hafenamt befindet sich eine ehemalige Seilerei. Das alte Fabrikgebäude sieht mitgenommen aus, heute Abend wird hier die große Eröffnungsfeier stattfinden: endlich kann die neue Dortmunder Location Hafenliebe in den Sommer starten.

Shiver me timbers! Foto: Christina Trelle

Shiver me timbers! Foto: Christina Trelle

Dass es nun soweit ist, hat die Hafenliebe nicht etwa der Stadt oder externen Investoren zu verdanken. „Es ist ein Herzensanliegen, unsere Leidenschaft steht im Vordergrund“, sagt Sylke Herberholt, die sonst im Kulturbüro der Stadt arbeitet und die Öffentlichkeitsarbeit für Festivals oder Konzerte macht. Zusammen mit Andre Rother und Axel Schauerte wurde ein Projekt auf die Beine gestellt, das in Dortmund eine andere Art von Club, Kneipe, bzw. Restaurant etablieren soll. Axel Schauerte ist der Inhaber des neuen Lokals, ihm gehört auch das Bam Boomerang und das Café Max: ein erfahrener Mann im Gastronomiegeschäft.
Die Hafenliebe ist trotz sehr knapper Mittel entstanden, sodass sich die Mitarbeit im Moment finanziell kaum lohnt. Dennoch sind Sylke und Andre fest davon überzeugt, dass die Hafenliebe in Dortmund ankommen wird. „Am Wochenende soll Geld verdient werden, dann finden Partyreihen statt, die auch im vergangenen Jahr sehr beliebt waren“, sagt Andre.

Die Hafenliebe ist privatwirtschaftlich finanziert, die Stadt hat sich nicht beteiligt.

V.l.: Andre Rother, Sylke Herberholt, Axel Schauerte. Vorne: Blumenbeet. Foto: Christina Trelle

V.l.: Andre Rother, Sylke Herberholt, Axel Schauerte. Vorne: Blumenbeet. Foto: Christina Trelle

Die „All The Time-Partys“ wurden von ihm organisiert – er hat offenbar ein Händchen dafür auch ohne große PR-Maßnahmen Dinge ins Gespräch zu bringen. Die Partys fanden in den leeren Räumen des damals noch brachliegenden Gebäudes statt, in dem jetzt die Hafenliebe ist. Sie waren so erfolgreich, dass Axel Schauerte, der Pächter der alten Seilerei, die Umsetzung des Clubs in Andre Rothers Hände gab. Andre ist nun Geschäftsführer, Booker, Grafiker und Mädchen für alles.

Dank ihm gibt es in der Hafenliebe einen Club- bzw. Konzertraum, eine monatlich wechselnde Kunstaustellung, einen Gastrobereich und einen sogenannten „VIP-Raum“. Sylke: „Ein Ort – viele Gesichter: Das ist unser Motto und heißt nicht, dass wir kein Konzept haben oder da irgendwie schwammig werden wollen. Es bedeutet einfach, dass man hier hinkommen kann wie man ist, man geht später raus und ist immer noch derselbe Mensch. Hier muss sich niemand aufbrezeln oder verstellen. Und genau das ist unser Konzept.“

Kein Verstellen: Hafenliebe ist keine institutionalisierte Entspannung.

Ein alter Sesselstuhl in alten Fabrikräumen. Im Hintergrund der Kanal: das hat was. Foto: Christina Trelle

Ein alter Sesselstuhl in alten Fabrikräumen. Im Hintergrund der Kanal: das hat was. Foto: Christina Trelle

Und dieses Konzept fällt auf, ist ein Kontrast zu den sonst so hippen Dortmunder Partylocations: Mehrere Buddhas aus Stein meditieren am Wasser oder inmitten eines Blumenbeets, das Außengelände ist weitläufig und direkt am Ufer. Innen hat man freien Blick auf Rohre, Kabel und das Betonfundament – keine Baustelle, sondern Teil der Einrichtung. „Das hier ist kein buddhistischer Ort im religiösen Sinn, es ist eher die gelebte Philosophie der Ruhe, Entspanntheit und auch des Respekts vor den Mitarbeitern“, sagt Sylke. Und den bringt Axel mit. Er bedankt sich bei seinem Team für die Arbeit, auch wenn sie am Ende des Monats natürlich Geld dafür bekommen. Jeder hat seinen Bereich, in dem er sich einbringen kann. Außerdem ist die Hafenliebe ein Ort, an dem sich laut Sylke jeder wohl fühlt, „ich meine das zeigt doch schon, dass das Blumenbeet um den Buddha zuerst fertig war.“ In der näheren Umgebung sitzen nur Unternehmen, direkt nebenan eine Stahlfirma, auf der anderen Seite des Kanals noch die leere Hülle der seit 2010 geschlossenen Strandbar Solendo.

Im Restaurant der Hafenliebe kocht Arne Freitag, es gibt eine wöchentlich wechselnde Karte, die auch mit der Location zu tun haben soll. „Es bleibt aber bodenständig. Wir wollen auch kohlemäßig nicht abheben“, sagt Sylke. Deswegen soll auch die Veranstaltungen nicht mehr als zehn Euro kosten. Dieses Wochenende wird der Eintritt frei sein, Getränke und Essen gibt es günstiger.

Zur Eröffnung gibt es ein volles Programm mit Livekünstlern und freiem Eintritt

Fühlt sich wohl im Hafen: Buddhastatue. Foto: Christina Trelle

Fühlt sich wohl im Hafen: Buddhastatue. Foto: Christina Trelle

Noch ist die Hafenliebe nicht fertig: es gibt noch viele Baustellen. Die knappen Mittel zwingen das Team in Etappen zu arbeiten. Aber Andre, Sylke und Axel sind sich sicher, dass die Hafenliebe aufgeht. „So funktioniert Dortmund“, sagt Sylke, „wir sind ein bisschen wie das alte FZW war. Man braucht einfach einen Wohlfühlfaktor. Für jeden gibt es was: Techno- und House-Partys, aber auch Rockkonzerte und was fürs ältere Publikum.“

Hafenliebhaber hoffen, dass sich mit der Eröffnung mehr Clubs und Restaurants am Dortmund-Ems-Kanal ansiedeln und auch die Stadt sich mehr für den Hafen als Kulturmeile einsetzt. Was sich tatsächlich entwickelt und wie lang diese Entwicklung noch brauchen wird, ist ungewiss. Immerhin hat es schon über ein halbes Jahr gedauert, bis das Hafenliebe-Team das „Okay“ für die Ansiedlung der Gastronomie erhalten hat.

2 Comments

  • sylke sagt:

    kleine Anmerkung 😉
    natürlich unterstützt die stadt und insbesondere die hafen-ag die hafenliebe, nur nicht monitär. ohne ihre beteiligung wäre dort heute noch immer eine brache .-)

    wir freuen uns jedenfalls sehr, dass es nun endlich geklappt hat und wünschen uns, dass es für alle eine gute und freudige „hafenliebe“ wird.
    Außerdem erwarten wir mit spannung Herrn Walter, der bald einer unserer nachbarn sein wird 😉
    viel vergnügen allerseits & ahoi,
    sylke

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