Super Bowl-Woche: „Haben schlafenden Riesen geweckt“

Florian Schmidt-Sommerfeld

Der Super Bowl steht an:  Am 7. Februar sitzen dann Millionen von Menschen wieder gebannt vor dem Fernseher und schauen das größte Einzelsport-Ereignis der Welt – also das Spiel mit dem braunen Ei.  Die pflichtlektüre–Reporter Henning Barth, Gian-Luca Delbach, Daniel Sondergeld und Henrik Wittenborn widmen dem Football deshalb eine eigene Themenwoche.  Sie klären: Worum geht es  bei dem Spiel? Wer sind die beiden Mannschaften, die im Finale stehen? Was hat Football mit Chicken Wings zu tun? Und gibt´s diesen Sport nur in Amerika? Nein! Football ist auch in Dortmund ein Thema.

Teil 6 der Themenwoche: Interview mit „ran NFL“-Kommentator Florian Schmidt-Sommerfeld.

Pflichtlektüre: Am Sonntag ist es soweit, die Carolina Panthers spielen gegen die Denver Broncos im Super Bowl, wen siehst du vorne?

Florian Schmidt-Sommerfeld: Ich würde Peyton Manning den Titel gönnen. Es wäre einfach eine so runde Geschichte – Manning hat in seiner Karriere die Indianapolis Colts als mittelmäßiges Team mit seiner Extraklasse bis zum Titel geführt. Umso schöner wäre es doch, wenn ihm jetzt die Defense der Broncos seinen zweiten Super Bowl Titel übertrieben gesagt schenken würde. Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass ich mein Geld ganz klar auf die Panthers setzen würde. Ihre Defense ist nur minimal schwächer als die der Broncos.

Und wenn man die Offense anschaut, kann es eigentlich auch nur ein Team geben, was als Sieger vom Platz geht.

Genau, die Offense von Carolina ist einfach viel viel besser als die der Broncos. Denver hat also eine leicht bessere Defense, aber eine sehr viel schlechtere Offense. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie die Broncos mehr Punkte machen als die Panthers.

Die Panthers haben eine sehr gute Saison gespielt, zuletzt gegen die Seahawks in der zweiten Halbzeit ein bisschen gewackelt. Was macht die Panthers so besonders?

"ran NFL"-Kommentator Florian Schmidt-Sommerfeld

„ran NFL“-Kommentator Florian Schmidt-Sommerfeld

Sie haben in erster Linie einen außergewöhnlichen Quarterback, Cam Newton, der mit seiner Art unglaublich motivieren und die Leute mitziehen kann. Darüber hinaus haben sie aber auch einfach ein gutes Team, eine gute Offensive Line, gute Receiver und auch eine starke Defense. Sie haben einfach sehr gute Einzelspieler, die dann auch noch zu einem sehr guten Team geformt wurden – ein unfassbar guter Mix aus allem, da passt es einfach bei den Panthers.

Football ist auch immer das Duell der Quarterbacks – wer hat im Duell Manning / Newton die Nase vorn?

Auch wenn Peyton Manning im letzten Spiel mal wieder überrascht hat, seine großen Tage sind vorbei. Cam Newton führt Carolina, hat sie zu einer fast perfekten Regular Season geführt. Manning ist hingegen am Ende seiner Kräfte, spielt nicht mehr so wie früher. Also auf der Quarterback-Position sehe ich ganz klar Newton vor ihm.

Was denkst du, ist der Super Bowl das letzte Spiel von Peyton Manning?

Ich glaube schon, dass er aufhört, obwohl ich da alles andere als ein Experte bin. Das einzige, was dagegen spricht, er scheint immer noch dieses Feuer in sich zu haben. Das hört man auch ab und zu bei Insidern aus den USA durch. Vielleicht macht er noch weiter, ich denke aber nicht, dass das dann bei den Denver Broncos sein würde.

Wir haben jetzt schon viel über die Teams geredet, am Sonntag gucken wir mal, was auf dem Platz herauskommt – wie viel Bock hast du eigentlich auf den Super Bowl 50?

Es war eine unfassbar geile Football-Saison bisher, die ich als Kommentator natürlich nochmal ganz anders erlebt habe, als die Saisons davor. Dementsprechend habe ich noch einmal viel mehr Bock auf diesen grandiosen Abschluss. Der Super Bowl ist jedes Jahr ein riesiges Fest, aber dieses Jahr wird er für mich selbstverständlich das Fest der Feste.

Seit dieser Saison übertragt ihr bei ProSieben MAXX und in Sat.1 die Spiele der NFL und seid damit sehr erfolgreich – Spitzenwerte von fast 10 Prozent. Habt ihr damit vorher gerechnet?

Nein, es hätte keiner gedacht, dass Football so ein schlafender Riese ist und wir auf einem kleinen Sender wie ProSieben MAXX in den Playoffs teilweise eine halbe Million Menschen vor den Fernseher ziehen.

Ihr habt auch viele neue Football-Fans in Deutschland als Zuschauer gewonnen, was macht den „Hype“ um diese Sportart aus?

Ich glaube einfach, dass wir in Deutschland mit Football-Übertragungen den Nerv der Zeit getroffen haben – jung und alt fühlen sich von uns angesprochen. Ich hätte gedacht, mit unserer Art würden wir eher die jungen Fans ansprechen. Aber auf meiner Facebook-Seite bekomme ich auch immer wieder von älteren Zuschauern viel positiven Zuspruch – dass andere meinen, ich schreie zu viel, ist okay. Das Potenzial vom Football war in Deutschland immer da, es wurde aber nicht immer wirklich gesehen und wahrgenommen. Zum Glück haben sich ProSieben MAXX und Sat.1 jetzt getraut, den schlafenden Riesen aufzuwecken.

Du bist ja eher ungewöhnlich zu diesem Job gekommen, hast einfach mal ein Casting gewonnen und sitzt seitdem im Studio. Wie ist deine Verbindung zum Football?

Das ist eine etwas längere Geschichte. Ich habe mir als kleiner Junge mal ein Fußball-Spiel für meinen Gameboy gewünscht. Meine Eltern haben mit Sport nicht unbedingt viel am Hut, haben mir ein Football-Spiel gekauft und gedacht, dass das ja richtig sein müsste. Dann saß ich da mit meinem Spiel und war erst einmal verwirrt, weil das nicht so war, wie ich Fußball eigentlich kannte. Als ich die ersten Football-Spiele im Fernsehen gesehen und den Sport grob verstanden hatte, habe ich den Gameboy dann wieder rausgeholt. Seit vielen Jahren schaue ich den Super Bowl, später bin ich zu den Munich Cowboys, dem Münchener Football-Klub, ins Stadion gegangen und seit dieser Saison ist es bei mir dann richtig explodiert.

Dein Kollege Frank Buschmann zieht beim Football gerne den Vergleich „Schach mit Kühlschränken“. Viele finden Football richtig geil, viele können aber auch überhaupt nichts mit dieser Sportart anfangen. Kannst du auch das verstehen?

Für "ran NFL" im Einsatz: Florian Schmidt-Sommerfeld (links) mit Experte Patrick Esume

Für „ran NFL“ im Einsatz: Florian Schmidt-Sommerfeld

Man muss schon eine gewisse Leidensfähigkeit mitbringen und sich darauf einlassen, um diesen Sport überhaupt erst mal zu verstehen. Mir ging es mit meinem Gameboy ja nicht anders. Ich wusste gar nicht, was ich da mache. Bei den ersten Spielen, die ich verfolgt habe, war es ähnlich. Man muss einfach selbst den Antrieb haben, die Regeln und Taktiken zu lernen. Auch die vielen Pausen während des Spiels kommen zum Beispiel Fußball-Fans merkwürdig vor. Wer sich daran nicht gewöhnen kann, für den wird Football nie der „Nummer-eins-Sport“.

Ihr seid ja auch immer wieder mal in den offiziellen NFL-Videos mit euren emotionalen Kommentaren. Ist das so die Art, die den Amerikanern gefällt? Und merken die, dass Football auch hierzulande immer mehr Zuspruch erhält?

Man merkt an solchen Aktionen, dass die Amerikaner es ernst mit Deutschland meinen. Sie sehen das Potenzial und helfen uns in gewisser Weise ja dadurch auch, indem sie uns auf Facebook weiter promoten. Vielleicht bekommen es dann ja auch noch mehr Leute mit, die dann sagen, da sollte man mal genauer hinschauen!

Die NFL wird ja auch ab und zu in London ausgetragen, um neue Märkte zu erobern. Denkst du, dass es auch bald eine Station in Deutschland geben wird?

Davon bin ich felsenfest überzeugt. In London ging es auch langsam los, mittlerweile haben sie drei Spiele pro Saison in London. Ich lehne mich mal aus dem Fenster: Spätestens in zehn Jahren werden wir mal ein NFL-Spiel in Deutschland gehabt haben.

 

Bilder: ProSiebenMAXX, SAT.1 / Stefan Hobmaier

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