Wer bringt die Geschenke?

Am 24. und 25. Dezember lautet die weihnachtliche Gretchenfrage: Christkind oder Weihnachtsmann? Anders als die Kollegen muss das ungleiche Pärchen seine Geschenke nicht nur in bestimmten Regionen loswerden, sondern reist quer über den Erdball. Die längere Berufserfahrung hat dabei das Christkind, das inzwischen auf mehr als 400 Jahre Erfahrung im Weihnachtsgewerbe zurückblicken kann.

Das Christkind: Transsexuelles Goldlöckchen

Nuernberger Christkind Foto: Beladonna2/Wikimedia Commons

Das Nürnberger Christkind wird oft von Frauen verkörpert. Foto: Beladonna2/Wikimedia Commons

Nicht nur im deutschsprachigen Raum hat das Christkind bis heute eine straffe Reiseroute: Auch in Osteuropa, Asien oder Südamerika wird es an Heiligabend sehnsüchtig erwartet. Warum ausgerechnet das Geburtstagskind selbst für die Bescherung verantwortlich ist? Eine Vermutung ist, dass Martin Luther sich an der Heiligenverehrung rund um Sankt Nikolaus störte und stattdessen den „Heiligen Christ“ als Geschenkebringer anheuerte. Das Paradoxe: Im Laufe der Zeit wurde die Bescherung durch das Christuskind auch in katholischen Regionen immer beliebter, während der zum „Weihnachtsmann“ modifizierte Nikolaus ein Comeback im protestantischen Norddeutschland feierte.

Im Vergleich zu dem betulichen alten Herrn konnte das Christkind schon früh mit seiner progressiven Haltung in Gender-Fragen überzeugen. Obwohl sein Alter Ego Jesus in der Bibel mit unverkennbar männlichen Attributen ausgestattet ist, sieht man es schon lange als engelsgleiche Dame mit blonden Locken durch die Straßen ziehen. Das wohl berühmteste Exemplar auf dem Nürnberger Christkindlmarkt wurde bis 1968 von einem Mann verkörpert, durchlief dann aber – ganz im Geiste der sexuellen Revolution – eine Geschlechtsumwandlung.

Der Weihnachtsmann: Nikolaus 2.0

Santa Claus Foto: Jonathan G Meath/Wikimeda Commons

Santa Claus ist gab es schon vor Coca-Cola. Foto: Jonathan G Meath/Wikimeda Commons

Auch der Weihnachtsmann braucht für seinen Geschenketrip einen gut geschmierten Schlitten: Als Santa Claus, Father Christmas, Père Noel oder Joulupukki klettert er durch Schornsteine in den USA, Australien, Großbritannien und Finnland, im übrigen Skandinavien ist er mit den heimischen Wichteln zum Julenisse oder Jultomte verschmolzen. In Südkorea klopft Santa Haraboji an die Türen und selbst in Japan, wo Weihnachten kein offizieller Feiertag ist, taucht der Weihnachtsmann (oft in Personalunion mit dem dicken Priester Hoteiosho) auf.

Dass der Weihnachtsmann nicht von Coca Cola erfunden wurde, hat sich inzwischen herumgesprochen: Schon mehr als hundert Jahre vor der berühmten Weihnachtswerbung wurde der heilige Nikolaus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum „Santa Claus“ umfunktioniert.  Der Konzern darf sich vermutlich nicht einmal den roten Mantel auf die Fahnen schreiben – den verpasste der Karikaturist Thomas Nast dem Weihnachtsmann in seinen Zeichnungen schon 1863. Dem weltweiten Siegeszug des Weihnachtsmanns hat der beliebte Coca-Cola-Santa dennoch sicher nicht geschadet.

2 Comments

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert