„Grüne Banken“ wachsen in der Krise

Spezialisierungsvorteile bei der Kreditvergabe

Ihre Größe und die Fokussierung auf den sozial-ökologischen Bereich sind Vorteile für die jungen Banken, weiß Wolfram Richter, Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftswissenschaften an der TU Dortmund. „Wenn man in das Bankgeschäft einsteigt, muss man erst mal die nötigen Fachkompetenzen aufbauen. Das geschieht am einfachsten durch die Beschränkung auf bestimmte Geschäftsfelder. Für eine junge, kleine Bank spricht daher viel dafür, sich bei der Kreditvergabe zu spezialisieren, etwa auf die Finanzierung von Umweltprojekten.“

Die Spezialisierung berge aber eine Gefahr – das Klumpenrisiko. „Es ist immer ratsam, Risiken zu streuen. Wenn sich eine Bank etwa stark in der Photovoltaik engagiert und das Geschäft weg bricht, hat sie ein Problem. Banken sollten also nicht zu sehr vom Wohl und Weh einzelner Branchen abhängig sein.“

Kundeneinlagen in unbegrenzter Höhe gesichert

Prof. Wolfram Richter Foto: Jürgen Huhn

Prof. Wolfram Richter: "Grüne Banken sind keine Gefahr für den Kapitalmarkt." Foto: Jürgen Huhn

Für die Kunden ist das ein geringfügiges Problem, denn der Bund garantiert alle Kundeneinlagen bis 100.000 Euro.  Die Kunden der GLS Bank und der Ethikbank müssen sich auch über ihre Einlagen darüber hinaus keine Sorgen machen. Beide Banken sind Teil des Versicherungsfonds der Volksbank-Raiffeisen-Banken. Dort zahlen die Banken des Verbunds seit 1930 jährlich ein, um etwaige Verluste ausgleichen zu können. Damit sind die Guthaben der Kunden in unbegrenzter Höhe gesichert.

Bedrohlich findet Richter die Eigengeschäfte der Banken. „Banken betreiben neben dem Kerngeschäft der Kreditvergabe für die Realwirtschaft noch alle möglichen Geschäfte auf eigene Rechnung“, sagt er. „Sie investieren am Kapitalmarkt, handeln mit Staatsanleihen und nehmen dafür Kredite bei anderen Banken auf.“

Die „grünen“ Banken spekulieren – im Gegensatz zu Banken wie der Deutschen Bank – nicht am Kapitalmarkt. Sie beschränken sich darauf, Kredite an die Realwirtschaft zu vergeben. Ihre Gewinne erwirtschaften die „grünen“ Banken vor allem durch die Zinsdifferenz.

Gefahr eines Dominoeffekts

„Das Geschäft auf eigene Rechnung macht Banken verwundbar“, erklärt Richter. „Kritisch wird es, wenn sich eine Bank von einer anderen Geld leiht, um es etwa in Griechenland gewinnbringend anzulegen. Kommt es in Griechenland unerwartet zum Kapitalschnitt und kann die Bank den Forderungsverlust nicht mit Eigenkapital decken, gerät sie nicht allein ins Wanken, sondern auch die Bank, bei der sie sich das Geld geliehen hat. Es entsteht ein Dominoeffekt.

Wettet die Deutsche Bank zulasten des Steuerzahlers? "Deutschland kann es sich ja nicht leisten, dass die Deutsche Bank pleitegeht und andere Banken mitreißt."

Wettet die Deutsche Bank zulasten des Steuerzahlers? "Deutschland kann es sich ja nicht leisten, dass die Deutsche Bank pleitegeht und andere Banken mitreißt." Foto: Daniel Gast / pixelio.de

Banken wie die Deutsche Bank betreiben Geschäfte auf eigene Rechnung in einer Größenordnung, die ihr bilanziell ausgewiesenes Eigenkapital von etwa 60 Milliarden Euro um den Faktor 20 übersteigen. „Geht hier etwas schief, ist das Eigenkapital schnell aufgezehrt und der Steuerzahler müsste einspringen. Deutschland kann es sich ja nicht leisten, dass die Deutsche Bank pleitegeht und andere Banken mitreißt.“

Deswegen schätzt Richter die „grünen“ Banken als ein geringfügiges Problem ein: „Was die Geldanlage bei grünen Banken für Sparer finanziell attraktiv macht, ist weniger die Einschränkung der Kreditvergabe auf Umweltprojekte, sondern die geringere Neigung dieser Banken, Geschäfte auf eigene Rechnung zu machen. In dieser Beziehung stellen sie ein überschaubares Risiko dar. Sie sind keine Gefahr für den Kapitalmarkt und die Volkswirtschaft. Sie sind nicht systemrelevant“, so Richter.

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