„Grüne Banken“ wachsen in der Krise

Die Ethikbank unterstützt keine Unternehmen, die mit Rüstungsgeschäften ihr Geld verdienen oder Kinderarbeit zulassen. Zusätzlich gibt es eine Liste mit positiven Eigenschaften, die Unternehmen erfüllen müssen, die einen Kredit haben wollen.

Die Umweltbank fördert mit ihrer Kreditvergabe Solarenergie, Wind- und Wasserkraft und ökologisches Bauen. Auch sie verfügt über Positiv- und Ausschlusskriterien: Kreditnehmer sollten unter anderem nachhaltig und energiesparend wirtschaften. Wer in Waffen oder umweltfeindliche Technologien investiert, wird von der Kreditvergabe ausgeschlossen.

Als erste Bank den Deutschen Nachhaltigkeitspreis erhalten

Konferenzen werden auch gerne einmal am Teich im Innenhof der GLS-Bank abgehalten. Foto: Niklas Dummer

Konferenzen werden auch gerne einmal am Teich im Innenhof der GLS-Bank abgehalten. Foto: Niklas Dummer

Die GLS Bank hat die breiteste Angebotspalette der drei „grünen“ Banken: Sie vergibt Kredite in den Bereichen Energie, Wohnen, Gesundheit und Bildung. Dabei hat sie immer die Nachhaltigkeit im Blick. Dafür wurde ihr 2012 als erste Bank der Deutsche Nachhaltigkeitspreis verliehen.

Für die GLS Bank bezieht sich der Begriff Nachhaltigkeit nicht nur auf die Investitionen in regenerative Energien, freie Schulen und Bio-Molkereien, sondern auch auf die Beziehung zum Kunden: „Wir als nachhaltige Bank achten auf die Bedürfnisse unserer Kunden. Es ist uns wichtig, für die jeweilige Situation die beste Lösung zu finden“, sagt Lützel. Der Kunde merkt das: Laut Lützel kommen 40 Prozent der Neukunden auf Empfehlung.

Ich sehe uns als Beraterbank.

Ein Grund für die ehrliche Beratung ist der Verzicht auf Prämien und Boni-Zahlungen. „Ich sehe uns als Beraterbank, nicht als Verkäufer“, sagt Bankberaterin Gerhards. „Das Schöne hier ist: Wir müssen keine Ziele erreichen. Wenn ein Kunde seine Versicherung zu uns rüberbringen will, darf ich sagen: Lassen Sie das, das wäre wirtschaftlicher Unsinn. Und wenn Sie wegen des Gewissens wechseln wollen, unterstützen wir Sie dabei.“

Die GLS Bank setzt auf Transparenz. Sie geht soweit, alle Unternehmens-Kredite, die sie ausgibt, zu veröffentlichen. Der Kunde kann also jeder Zeit sehen, wo seine Einlagen landen.

Gläserne Bank

Christiane Haun-Anderle ist Vorstandsassistentin bei der EthikBank.

Christiane Haun-Anderle ist Vorstandsassistentin bei der EthikBank. Foto: Christiane Haun-Anderle

Auf Transparenz legt auch die EthikBank großen Wert. Sie sei eine gläserne Bank, sagt Vorstandsassistentin Christiane Haun-Anderle. „Wie und wo wir das Geld unserer Kunden verwenden, ist im Internet einsehbar.“ Das kann dazu führen, dass die Kunden gegen ein Engagement der Bank mobil machen.

So geschehen bei der Allianz: Die Allianz hält Anteile an EADS – einem Konzern, der Rüstungsgüter produziert. Die Anteile betrugen nicht einmal ein Prozent – womit rein formal nicht gegen die Kriterien der Ethikbank verstoßen wurde. Trotzdem war den Verantwortlichen nicht ganz wohl dabei – also entschlossen sie sich, die Kundenmeinung mittels einer Online-Umfrage zu ermitteln. „Unsere Kunden, mit deren Geld wir ja arbeiten, haben sich 2007 mehrheitlich gegen eine Beteiligung an der Allianz ausgesprochen“, sagt Haun-Anderle. Also verkaufte die Ethikbank ihre Wertpapiere der Allianz. „Das ist ein großer Vorteil einer kleinen, pragmatisch handelnden Bank – im Zweifel haben wir die Möglichkeit, abzustimmen.“

Die Umweltbank lässt sich hingegen nicht in ihre Bücher gucken. Dafür gibt sie eine ökologische Produktgarantie ab, die ein unabhängiger Umweltrat sowie externe Ratingagenturen überprüfen.

Kein Giro-Konto bei der Umweltbank

Nicht nur in diesem Punkt unterscheidet sich die Umweltbank: Im Gegensatz zur GLS Bank und zur Ethikbank bietet sie keine Giro-Konten an. „Wir sind eine typische Zweitbank“, sagt Alexander Stark, bei der Umweltbank zuständig für Kommunikation. Nur bei den Spareinlagen und dem Tagesgeldkonto sei die sogenannte Umweltgarantie der Umweltbank umsetzbar. „Beim Girokonto sind die Zahlungsströme nicht kontrollierbar. Woher kommt das Geld, wohin geht es?“ Darin bestehe ein Vorteil für die Kunden: Sie könnten nach wie vor mit dem Girokonto bei ihrer Hausbank bleiben und Geld, das übrig ist, bei der Umweltbank ansparen.

Kunden der GLS Bank und der Ethikbank können ihr Bargeld kostenlos an den rund 19.000 Geldautomaten der Volks- und Raiffeisenbanken abheben.

Die Banken sind trotz ihres Wachstums und ihrer Qualitäten noch Nischenprodukte. „Alle grünen Banken haben zusammen vielleicht 300.000 Kunden“, schätzt Stark. „Rund ein bis zwei Prozent der gesamten Anlagegelder sind nachhaltig angelegt.“

Manche Angebote sind nur ein grüner Anstrich

Alexander Stark ist bei der Umweltbank für die Kommunikation zuständig. Foto: Alexander Stark.

Alexander Stark ist bei der Umweltbank für die Kommunikation zuständig. Foto: Alexander Stark.

Dass Sparkassen mittlerweile Umweltsparbriefe anbieten und die Commerzbank seit Dezember 2012 versucht, sich als nachhaltig zu verkaufen, zeigt, dass der Markt für grüne Banken noch lange nicht gesättigt ist. „Wenn andere Banken etwas Gutes machen, freuen wir uns darüber“, sagt Haun-Anderle von der Ethikbank. Allerdings müsse sich immer erst zeigen, ob die Banken es ernst meinen oder die Angebote nur ein „grüner Anstrich“ sind.

Dass bei den drei grünen Banken mehr dahinter steckt, belegen die stetig steigende Zahl der Kunden und zahlreiche Auszeichnungen. 2011 und 2012 war die Ethikbank hinter der GLS Bank jeweils zweitbeste Bank des Jahres (ermittelt via Umfrage von n-tv und Börseonline), die Umweltbank wurde in diesem Jahr für ihren Beitrag zum Klimaschutz mit dem Deutschen CSR-Preis in der Kategorie CO2-Vermeidung ausgezeichnet.

Seite 3 – Wie sicher sind die Banken wirklich? TU-Professor Wolfram Richter wagt eine Einschätzung.

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