Westend: Ruhige Rock-Töne

Die komplette Halle ist ausverkauft, hunderte Rock-Fans feiern ausgelassen und es spielt eine Band nach der anderen. All das erlebt man die Tage beim Westend Festival im Freizeitzentrum des Westens (FZW). Am Samstag kam das Beste, was Großbritannien zu bieten hat, nach Dortmund, um die Halle zu rocken. Trotzdem gab es Grund zum Ärgern.

Bei der langen Wartezeit ließ die gute Stimmung der Besucher nach.

Bei der langen Wartezeit ließ die gute Stimmung der Besucher nach. Fotos: Mareike Fangmann. Teaserbild: pixelio.de/Jorma Bork.

„Fucking Alptraum!“, beschwerte sich eine Besucherin, die extra aus Oberhausen angereist war, um mit dabei zu sein. „Ich dachte, hier erwartet mich Party non-stop!“ Stattdessen hieß es Warten: Zwischen den einzelnen Bands gab es eine geschlagene Stunde Leerlauf – dank umfangreichen Tontechnik- und Soundchecks. Denn jede Band hat schließlich eigenes Equipment und das muss jedes Mal neu verkabelt werden – und natürlich auf den Ton überprüft werden, damit es nicht während des Auftritts zu peinlichen Pannen kommt. Verständlich, aber unschön für die Gäste, die sich auf rockige Töne eingestellt hatten. In den Pausen kam es zu beinahe kompletter Stille. Lediglich im Hintergrund wurde zur Entschädigung etwas rockige Musik über die Boxen gespielt. Nicht gerade versöhnlich für die eingefleischten Fans der Gitarrenmusik.

Zwischen Indie und Hardcore

Zu Beginn war von den Unannehmlichkeiten noch nichts zu merken. Pünktlich um 20 Uhr stand der erste Live-Act des Abends auf der Bühne und war bereit, dem Publikum einzuheizen: Dry The River, eine Folkpop-Band aus dem Osten Londons, begeisterte bei ihrem Westend-Debüt mit einer Mischung aus ruhigen Klängen und harten Gitarrentönen. Die fünfköpfige Band um Sänger und Songwriter Peter Liddle hat sich vor drei Jahren gegründet und ist in ihrer Heimat zu einem echten Geheimtipp geworden. Musikgrößen wie Plan B oder Foster The People reißen sich um den Support der fünf Vollblut-Rocker. Die talentierten Jungs bleiben trotzdem bodenständig: „Es ist eine unglaubliche Ehre, hier sein zu dürfen. Vielen Dank!“, betonten sie mehrfach. Und zeigten sich von ihrer besten Seite.

Dry The River sind echte Profis und wissen, wie man eine echte Show abliefert.

Dry The River sind echte Profis und wissen, wie man eine echte Show abliefert.

Neben einfühlsamen Geigen-Tönen und süßen Melodien präsentierten sie dann aber auch ihre Rockstar-Mentalität und ließen den Besuchern knallharte Gitarrenmusik um die Ohren fliegen, so dass so mancher Zuhörer tatsächlich zu Ohrstöpseln greifen musste. Und auch der Sprung von Gitarrist Scott Miller vom Lautsprecher sowie sein engagiertes Headbanging waren durchaus sehenswert. „Gestern gab es nur laute Punk und Hardrock. Da ist es heute mit Indie und Alternative viel entspannter, aber trotzdem rockig und vor allem abwechslungsreich“, sagte die Frau am Eingang.

Vielfältiges Rock-Aufgebot

Und genau so vielseitig ging es weiter: The Joy Formidable aus Wales sind bekannt für ihre unkonventionelle Art und dafür, ihr Publikum mit überraschenden Stücken zu überzeugen. So auch am Samstag in Dortmund: Große Gesten und Bässe, die sich hören lassen können – die Indie-Rock-Gruppe weiß, wie man einen Live-Auftritt zum Spektakel macht. Mit ihrem Grunge-Rock, angelehnt an die 90er Jahre, erinnern sie etwa an Stars wie die Yeah Yeah Yeahs oder The Breeders. Auf jeden Fall machten sie enorme Stimmung im FZW.

Das Beste zum Schluss

„Aber noch mehr freue ich mich gleich auf Biffy Clyro“, gab die Mitarbeiterin am Empfang zu. „Der Leadsänger ist wirklich etwas zum Hingucken“, schwärmte der Rock-Fan. Und das taten auch die meisten der Westend Festival-Gäste. „Nur deswegen sind wir hier!“, schrie eine Gruppe weiblicher Fans. Verständlich, ist es doch in diesem Jahr auch das einzige Deutschland-Konzert des Trios aus der schottischen Provinz. Über zehn Jahre Bandgeschichte, sechs Alben und Vergleiche mit Weltstars wie Muse oder Bloc Party – Biffy Clyro zählt definitiv zu Großbritanniens größten Bands. Zum zweiten Mal rockten Simon Neil, James Johnston und Ben Johnston nun beim Westend Festival. Und machten ihrem Namen als Headliner alle Ehre. Von ihren größten Hits bis hin zu neuen Songs war alles dabei, inklusive echter Rockstar-Atmosphäre. So ein Auftritt lässt dann wohl auch die lange Wartezeit vergessen.

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