Wissenswert: Warum sind wir kitzlig?

Jeder wurde schon mal gekitzelt oder hat jemanden gekitzelt. Wir haben den anderen damit zum Lachen gebracht oder uns selbst schlapp gelacht. Manchmal nervt es, gekitzelt zu werden. Manchmal ist es ein Spiel. Nach einer Berührung in Lachen auszubrechen ist wie Magie. Seit unserer Geburt sind Berührungen wie diese wichtig für unsere Verbindung zu anderen. Aber was genau bewirkt das Kitzeln? Warum funktioniert es nur an bestimmten Körperteilen? Und wieso können wir uns nicht selbst kitzeln? 

Das Kitzeln ist eine Reaktion unseres Körpers, mit dem er sich vor einem äußeren Reiz schützt. Das geschieht über so genannte Hautrezeptoren – genauso wie beim Schmerz- oder Tastsinn. Diese Sinne dienen als Schutz vor äußeren Einflüssen, die uns gefährlich werden können – zum Beispiel Tieren oder anderen Bedrohungen. Das Kitzel-Gefühl entsteht dabei nicht auf der Haut, sondern im Gehirn. In einem Prozess wird dort der Neurotransmitter Dopamin freigesetzt, der für Emotionen und Glücksgefühle verantwortlich ist.

Nicht nur Menschen sind kitzlig - auch viele Säugetiere. Foto: wolfgraebel / flickr.com - Teaserbild: Jutta XXX / pixelio.de

Nicht nur Menschen sind kitzlig – auch viele Säugetiere. Foto: wolfgraebel / flickr.com – Teaserbild: Jutta Rotter / pixelio.de

Im Extremfall kann Kitzeln sogar zu Krämpfen führen

Wenn Berührungen auf unserer Haut sanft sind, werden sie meist als angenehm empfunden. Harte Berührungen dagegen wurden sogar einst zur Folter eingesetzt. Das Signal, das in den Berührungsrezeptoren auf der Haut entsteht, reist weiter in zwei verschiedene Hirnregionen: den somatosensorischen Kortex (er verarbeitet die Berührung) und den aterioren cingulären Kortex (er verarbeitet angenehme Informationen). Neuronen in diesem Bereich lösen als unmittelbare Reaktion auf diesen Reiz eine Art Rucken aus, das sich im Kichern entlädt und das nur schwer zu kontrollieren ist. Dauert diese Stimulation zu lange an, kann es zu unfreiwilligen Muskelzuckungen, Atemproblemen und im Extremfall sogar zu Krämpfen und Erstickungsanfällenkommen.

Das Kitzeln wird von unserem Körper also unterschiedlich interpretiert. Kitzelt uns ein geliebter Mensch, empfinden wir die Berührung als schön. Kommt sie jedoch von einem Fremden oder in einer unangenehmen Sitation, kann der gleiche Kontakt an der gleichen Stelle als Bedrohung wahrgenommen werden und wir reagieren instinktiv böse.

An „vernachlässigten“ Körperstellen sind wir besonders kitzlig

Kitzlig sind wir in der Regel nur in bestimmten Bereichen, nämlich an Hals, Achselhöhlen, Fußsohlen, Handflächen, Innenschenkeln und Bauchseiten. Das liegt daran, dass sie weniger der Sonne ausgesetzt sind als andere Körperflächen. Trifft also ein Reiz auf diese sonst vernachlässigten Flächen, wird unser Körper automatisch in Alarmbereitschaft versetzt.

Besonders kitzlig sind wir an "vernachlässigten" Stellen, auf die die Sonne nur selten scheint - zum Beispiel an den Fußsohlen. Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

Besonders kitzlig sind wir an „vernachlässigten“ Stellen, auf die die Sonne nur selten scheint – zum Beispiel an den Fußsohlen. Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

Wir Menschen sind übrigens nicht die einzigen, die kitzlig sind: Auch Tiere können kitzlig sein. Bei Säugetieren, vor allem Primaten, kommt das sehr häufig vor. Wie bei uns Menschen ist diese Art der Berührung wichtig für die Verbindung zwischen Eltern und Nachkommen.

Und wieso können wir uns nicht selbst kitzeln? Ganz einfach: Unser Gehirn interpretiert unsere eigene Berührung nicht als Bedrohung. Nur als Reaktion auf einen externen Stimulus entsteht die Abwehrreaktion. Unsere eigene Berührung wird in anderen Hirnarealen verarbeitet, die die Abwehrreaktion blockieren.

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