Hymnen, Haare, Helden

Argentinien vs. Belgien (Sa. 4.07. 18 Uhr)

Keine Mannschaft steckt (trotz breiter Star-Besetzung) so sehr im Ein-Personen-Kult fest, wie die Argentinier. In der Vorrunde schoss Lionel Messi mindestens ein Tor pro Spiel und machte damit immer den entscheidenden Unterschied zum Gegner aus.  

Kleiner Mann - große Aufgabe: Schießt Messi Argentinien zum Titel?

Kleiner Mann – große Aufgabe: Schießt Messi Argentinien zum Titel? Foto: cpozo/Flickr

Doch die Südamerikaner sind nicht alleine in ihrer Fokussierung auf einen Fixpunkt in der Mannschaft. Viele WM-Geschichten drehen sich um die besondere Leistung einer Person, viele Nationen waren einen Sommer oder eine halbe Ewigkeit lang stolz auf ihren Helden, auch wenn es nur bis zum Achtelfinale gereicht hat. Wir haben in der WM-Geschichte gekramt und ein paar heutzutage eher unbekannte Schlüsselspieler hervorgeholt.

Sandór Kocsis (Ungarn 1954)

Er schoss bei der legendären WM 1954 in der Schweiz 11 Tore, darunter 4 gegen die deutsche Mannschaft und einen lupenreinen Hattrick gegen die Südkoreaner. Nicht, dass er der einzige ungarische Spieler mit wahnsinnig hoher Torausbeute gewesen wäre, aber er war der gefährlichste aus der goldenen Elf, ein drahtiger, pfeilschneller Mittelstürmer. Nur im Finale konnte er gegen die deutsche Nationalelf kein einziges Tor verbuchen.

Noch bis ins Jahr 1956 spielte Kocsis bei verschiedenen ungarischen Klubs, verließ aber nach der ungarischen Revolution sein eigenes Land und gewann schließlich mit dem FC Barcelona zwei Mal die spanische Meisterschaft. Kocsis ließ sich nach seinem Karriereende in Barcelona nieder und eröffnete dort Mitte der 60er ein Restaurant. Er verstarb bereits im Alter von 49 Jahren, als er aus dem 4. Stock eines Krankenhauses in Barcelona fiel, in dem er wegen Krebs behandelt wurde. 

Garrincha (Brasilien 1962)

Wenn im Estadion Naciónal Mané Garrincha die Partie Argentinien gegen Belgien angepfiffen wird, werden sich wohl nur die Brasilianer unter den Zuschauern bewusst sein, wer für den Stadionnamen Pate gestanden hat. Garrincha gilt als der beste Dribbler aller Zeiten und führte die Brasilianische Nationalmannschaft bei der WM 1962 mit vier Treffern durch die K.O.-Runde bis ins Finale, wo sie sich ihren zweiten Weltmeistertitel sicherte. 

 Grzegorz Lato (Polen 1974)

Lato hat längst seinen Platz im Fußballzirkus gefunden.

Lato hat längst seinen Platz im Fußballzirkus gefunden. Foto: DrabikPany/Flickr

Der Pole war im Jahr des zweiten WM-Titels der Deutschen maßgeblich am sensationellen Abschneiden der polnischen Nationalmannschaft beteiligt. Sie wurden Gruppenzweiter in der Zwischenrunde und schlugen im Spiel um Platz 3 die Brasilianer. Der Flügelspieler Lato schoss sich bei diesem Erfolg mit 7 Toren zum Torschützenkönig des Turniers, weit vor Gerd Müller und jedem anderen Spieler des Weltmeisters Deutschland. 

Nach seiner Spielerkarriere stieg Lato in die polnische Politik ein und war als damaliger Chef des polnischen Fußballverbandes maßgeblich an der Organisation der EM 2012 beteiligt. 

 

Luis Gabelo Conejo (Costa Rica 1990)

Der Torwart sorgte für das bis zu diesem Jahr beste Abschneiden der Costa-Ricaner bei einer WM. In einer Gruppe mit Schweden und Brasilien schockten schon damals die „Ticos“ die Fußballwelt und wurden nach einer knappen Niederlage gegen Brasilien Zweiter. Conejo wurde damals von vielen Magazinen zum besten Torwart gewählt, konnte aber nach einer Verletzung nicht verhindern, dass seine Mannschaft im Achtelfinale mit 4-1 von der Tschechoslowakei abgeschossen wurde. Doch seine Paraden aus der Vorrunde stießen weltweit auf Anerkennung. Und auch in diesem Jahr spielt er eine wichtige Rolle – als Torwarttrainer Costa Ricas.

Jung-Hwan Ahn (Südkorea 2002)

Der Koreaner war bei seiner Heim-WM 2002 der Stolz eines ganzen Volkes und brachte den Gastgeber mit dem Golden Goal gegen Italien im Achtelfinale so richtig in Schwung. Ahn spielte damals pikanterweise bei Perugia in Italien. In der Gazetta dello Sport wetterte sein Vereinspräsident Luciano Gaucci: „Ich werde nicht das Gehalt eines Spielers zahlen, der den italienischen Fußball ruiniert hat.“ Ahn spielte nie wieder in Italien.

Zwar schoss er insgesamt nur zwei Tore, doch machte ihn diese WM zum Popstar in Südkorea, wo er nun als asiatischer David Beckham gefeiert wird. Ahn spielte auch in Europa, zum Beispiel beim MSV Duisburg. Seine Karriere beendete er aber 2012 in China. 

Die weiteren Partien

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