Hymnen, Haare, Helden

Viertelfinale! Die WM hat sich so langsam eingespielt und geht in die entscheidende Phase über. Wie verabredet haben sich in der ersten K.O.-Runde so gut wie alle Außenseiter verabschiedet, nun bleibt nur noch ein erlesener Kreis von Favoritenteams übrig. Und Costa Rica. Pflichtlektüre-Autor Paul Klur freut sich mit euch auf die Runde der letzten Acht und beleuchtet jede Partie unter einem anderen Aspekt. Erfahrt etwas über die Geschichte der Nationalhymnen, Stürmer mit Rattenschwanz und vergessene Helden. Und was zum Spielen gibt´s auch noch. 

Frankreich vs. Deutschland (Fr. 3.07. 18 Uhr)

„Wenn heute irgendwo einer ´ne neue Nation gründet, dann lässt er sich als erstes ´ne Nationalhymne komponieren, weil es ohne Hymne gar nich´ mehr geht! Weil man sich sonst international gar nicht behaupten kann! Wenn ein Staatsmann zu Besuch kommt und der schreitet die Front ab, dann kann man ja nicht einfach spielen ´Fuchs, du hast die Gans gestohlen´ „. Das wusste schon Alfred Tetzlaff in „Ein Herz und eine Seele“.

Joseph Haydn komponierte die Melodie der deutschen Nationalhymne.

Joseph Haydn komponierte die Melodie der deutschen Nationalhymne. Foto: Stifts- och landisbiblioteket i Skara/Flickr

Die Hymnen beider Länder, die sich im ersten WM-Viertelfinale gegenüberstehen, haben eine lange, blutige Geschichte und stehen gleichsam für den Aufbruch eines Landes in die Zukunft. Die französische – „La Marseillaise“ von Claude Joseph Rouget de Lisle – und „Das Lied der Deutschen“, dessen Melodie ursprünglich von Joseph Haydn stammt, gehören zu den würdevollsten Kompositionen unter allen Hymnen.

Die „Marseillaise“ entstand im Kriegstaumel der Französischen Revolution als Kampfeslied und wurde zugleich ein Symbol für diese bedeutsame Veränderung in Europa. Mit Zeilen wie „Zu den Waffen, Bürger, formiert eure Batallione, Marschieren wir, marschieren wir! Unreines Blut soll unsere Furchen tränken!“ ist sie Zeuge brutaler und grausamer Kämpfe. 

„Das Lied der Deutschen“ dichtete August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1841 auf Helgoland. Der Germanistiklehrer forderte darin eine Einheit und rechtsstaatliche Prinzipien für Deutschland, sein Lied wurde aber von den Nazis für Propagandazwecke missbraucht und in den Kontext des Krieges gestellt. Der Nationalhymne folgte immer die Parteihymne der NSDAP. Seitdem ist die erste Strophe mit der Zeile „Deutschland, Deutschland über alles“ verboten. 

Auf der anderen Seite steht der Kult um die deutsche Fahne und die Nationalhymne in der Kritik durch Gegner des Nationalismus. Nicht zuletzt sind Hymnen auch immer lebendige und fühlbare Zeitzeugen, und damit historische Artefakte. Sie dienen also nicht immer nur als Zeichen des Nationalstolzes, sondern können auch als geschichtliches Mahnmal aufgefasst werden.

Die weiteren Partien

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert