Wissenswert: Der Erfinder der Dauerwelle

Foto: flickr.com/Karen Roe, Rafael Robles L, Lars Kasper, NASA Goddard Photo and Video; Montage: Marc Patzwald, Teaserfoto: flickr.com/poniblog

Foto: flickr.com/Karen Roe, Rafael Robles L, Lars Kasper, NASA Goddard Photo and Video; Montage: Marc Patzwald, Teaserfoto: Anne Wunsch

Vor mehr als 100 Jahren begeisterte Karl Ludwig Nessler die Damenwelt. Der Friseur aus dem Schwarzwald ist der Erfinder der Dauerwelle. Angeblich kam ihm die Idee für die künstlichen Locken schon als Kind. Beim Ziegenhüten beobachtete der Sohn eines einfachen Schuhmachers, wie sich die Gräser bei Regen wie eine Haarlocke zusammenzogen. Die Beobachtung machte Nessler Jahre später zum Millionär. In dieser Woche, am 2. Mai, wäre der „Herr der Locken“ 140 Jahre alt geworden.

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Ein Dauerwellenapparat aus dem Jahr 1929. Foto: flickr.com/Enokson

Für die ersten Versuche das Haar dauerhaft zu wellen, hielt Nesslers spätere Ehefrau Katharina Laible den Kopf hin. Eine schmerzhafte Erfahrung. Die Haarsträhnen band Nessler mit Lockenwicklern aus Metallstäben ab und pinselte sie mit einer Tinktur ein. Die Wickler standen strahlenförmig vom Kopf ab. Dann erhitzte er diese Konstruktion mit einer selbst gebauten Zange. Katharina Laible soll vor Schmerzen laut aufgeschrien haben, weil die Hitze unerträglich war. Sie bezahlte die Experimente mit Brandblasen und einigen Haarsträhnen. Nach mehreren Versuchen hatte Nessler das Verfahren so weit perfektioniert, dass die Haare nach dem Waschen gewellt blieben – die Dauerwelle war erfunden.

Locken machen Nessler zum Millionär

Im Oktober 1906 führte Nessler die Dauerwelle erstmalig in seiner neuen Heimat London öffentlich vor, zwei Jahre später erhielt er den Patentschutz für seine Erfindung. Während seine britischen Friseurkollegen die künstlich gewellten Haare noch kritisch beäugten, standen die Damen in Nesslers Londoner Friseursalon Schlange. Sie mussten allerdings Zeit mitbringen. Eine Dauerwelle mit dem Dauerwellenapparat dauerte sechs Stunden. 1909 konnte Nessler das Verfahren vereinfachen. Die feuerbeheizten Zangen wurden durch elektrische Heizpatronen ersetzt.

Als der neue Frisurentrend auch in den USA weibliche Anhänger fand, ließ sich Nessler in New York nieder. Bis 1927 eröffnete er zahlreiche Salons in New York, Chicago, Detroit und Phiadelphia mit insgesamt 500 Mitarbeitern. Trotzdem verkaufte Nessler ein Jahr später alle Patente und Geschäfte für insgesamt 1,5 Millionen Dollar. Einen Großteil des Geldes verlor er jedoch durch den Börsencrash 1929.

Ein Frisurentrend aus vergangenen Zeiten?

Mit Glätteisen und Rundbürste lassen sich die Haare natürlich stylen. Fotos: Anne Wunsch.

Mit Glätteisen und Rundbürste lassen sich die Haare natürlich stylen. Foto: Anne Wunsch

Seit den 1930er Jahren kann die Dauerwelle chemisch erzeugt werden. Dabei werden die im Haarkeratin enthaltenen Cystinbindungen, die für die Festigkeit der Haare sorgen, mit Hilfe eines Reduktionsmittels aufgebrochen, und zwar mit Thioglykolsäure. Auf diese Weise wird die natürliche Proteinstruktur des Haares verändert. So kann das Haar mit Hilfe von Lockenwicklern verformt werden. Damit das Haar gelockt bleibt, wird ein Oxidationsmittel, zumeist Wasserstoffperoxid, aufgetragen.

Dieses Verfahren lernen angehende Friseure noch heute in ihrer Ausbildung. In der Praxis wird es allerdings kaum noch gebraucht. Die Dauerwelle hat das Image, eine „Oma-Frisur“ zu sein. Deshalb wird die Dauerwelle in vielen Friseursalons gar nicht mehr angeboten. „Wir machen Locken nur noch mit dem Glätteisen oder einem Lockenstab“, sagt Friseurin Helena Schmaus (21) aus Dortmund. „Die Kundinnen möchten, dass die Locken natürlich aussehen. Außerdem können sie sich so die Haare auch zu Hause unterschiedlich stylen.“ Für dauerhafte Locken gibt es nur die Alternative der Volumenwelle. Die Prozedur ist ähnlich wie bei der Dauerwelle. Allerdings werden größere Lockenwickler verwendet, um einen natürlichen Look zu erhalten und die verwendeten Reduktions- und Oxidationsmittel sind weniger aggressiv. Dafür halten die Locken nur bis zu sechs Wochen. Für einen echten Lockenkopf, der mehrere Monate hält, gibt es bis heute nur einen Weg: die Dauerwelle.

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