Kräuterzucht auf der Fensterbank

Ein Beitrag von Julia Knübel

Die Frühlingszeit beginnt. Zeit, um draußen den ersten Kaffee zu trinken und um mit dem Fahrrad zur Uni zu fahren. Und Zeit, einen eigenen kleinen Kräutergarten in der WG-Küche anzulegen. Denn „Jetzt ist genau der richtige Augenblick um anzufangen“, sagt Daniel Rühlemann. Er leitet seit 20 Jahren eine Kräutergärtnerei und weiß, was in großen Gewächshäusern funktioniert, klappt auch auf der Fensterbank. Welche Kräuter sich besonders gut eignen und worauf bei der Kräuterzucht geachtet werden muss, die pflichtlektüre hat die besten Tipps.

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Daniel Rühlemann hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Seit 20 Jahren leitet er eine eigene Gärtnerei. Vorher hat er Musik studiert. Teaser/ Fotos: Rühlemann's Kräuter- und Duftgarten

Wer sich einen kleinen Kräutergarten auf der Fensterbank anlegen will, sollte auf Kräuter zurückgreifen, die die warme, trockene Zimmerluft vertragen. Besonders gut eignet sich Basilikum. Der braucht viel Licht und steht deswegen auf der Fensterbank genau richtig. „Basilikum wächst drinnen sogar besser als draußen. Er braucht ein warmes Klima, bei 30 bis 40 Grad fühlt er sich besonders wohl. Zimmertemperatur reicht aber auch“, erklärt Rühlemann. Basilikum ist ein sehr hungriges Kraut, muss also regelmäßig gedüngt werden. Für drinnen eignet sich am besten Flüssigdünger. „Wer sich an die Gebrauchsanweisung auf der Düngerflasche hält und die Pflanzen ein bisschen beobachtet, kann eigentlich nichts falsch machen“, sagt Rühlemann.

Basilikum ernten

Bei Basilikum werden die obersten Spitzen geerntet. Dazu wird ein Blattpaar mit einem Stengelstück abgetrennt. Für das Kraut ist es wichtig, dass der Stengel mit abgeschnitten wird und nicht nur einzelne Blätter. So wächst es besser nach und wird an der Blütenbildung gehindert. Denn wenn Basilikum Blüten bildet, dann gibt das Kraut viel Energie in die Blüten und bildet wenig neue Blätter.
Rühlemann hat in seiner Gärtnerei dutzende Arten von Basilikum. Er empfiehlt den russischen Strauchbasilikum. „Der blüht so gut wie nie und ist sehr robust.“

Fensterbank-Kräuter müssen die warme Zimmerluft vertragen

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Das russische Strauchbasilikum fühlt sich auf der Fensterbank sehr wohl.

Kerbel und Petersilie eignen sich weniger für die Fensterbank. Auch Schnittlauch gehört nach draußen. Die Kräuter sind winterhart und haben sich den kalten Temperaturen in Deutschland angepasst. Deswegen werden sie in der Wohnung schnell gelb. Wer es trotzdem versucht, darf nicht enttäuscht sein, wenn die Pflanzen nach kurzer Zeit eingehen. Als Ersatz für Schnittlauch bietet Rühlemann Zimmerknoblauch an. Die Zimmerpflanze schmeckt ähnlich wie Schnittlauch und eignet sich besonders gut in Kräuterbutter und Kräuterquark. Die sternförmigen Blüten können als essbare Dekoration benutzt werden. Auch Jamaicathymian fühlt sich drinnen wohler als der deutsche Thymian. Jamaicathymian kommt aus den Tropen und ist deshalb an warme Temperaturen gewöhnt. Er hat ein Aroma, wie deutscher Thymian und kann auch genauso verwendet werden. Jamaicathymian braucht einen extra Topf. Überhaupt empfiehlt Rühlemann höchstens zwei bis drei verschiedene Kräuter in ein Gefäß zu pflanzen. „Manche Kräuter sind sich nicht ganz grün. Pflanzt man Kräuter zusammen, dann sollten diese am besten eine ähnliche Blattgröße haben“, sagt der Gärtnereibesitzer.

Eigene Kräuter vermehren

Wer also eigene Kräuter züchten möchte, benötigt erst einmal ein paar Töpfe und ganz normale Blumenerde. Nach diesen Anschaffungen ist ein eigener Kräutergarten nicht teuer. Drei bis fünf Euro kostet ein Kraut pro Stück. Rühlemann rät kein Saatgut zu kaufen, sondern fertige Pflanzen. Am besten auf dem Wochenmarkt bei einem Kräuteranbieter. „Wer Supermarktkräuter vier Wochen am Leben hält, darf sich schon feiern“, sagt er. Und: „Studenten sind doch schlau.“ Basilikum etwa kann auch selbst vermehrt werden. Wer eigene Stecklinge züchten will, muss fünf bis zehn Zentimeter vom Stengel abschneiden und in ein Wasserglas geben. Nach einer Woche hat das Kraut Wurzeln geschlagen.

Bei der Kräuterzucht kommt es nicht immer auf eine Riesenmenge an. Schon wenige Kräuter können zu einem kleinen, feinen Geschmackserlebnis führen. Genau das macht für Rühlemann die Faszination von Kräutern aus: „Mit einem kleinen Blättchen einen Wow-Effekt erzielen.“

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