Eine kalte Dusche

Wie hatte ich mich auf den Samstagabend gefreut: Fußballfest, der Kampf der Giganten, das Gipfeltreffen oder schlicht und ergreifend – Spitzenspiel! Und was habe ich bekommen? Lauwarmen Star-Auflauf á la Götze, Reus, Schweinsteiger und Ribéry. Ein Millionen teures Ballgeschiebe, mehr war es für mich leider nicht. Aber woran lag es?

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An den Fans ganz sicher nicht: Das Spiel war das 200. ausverkaufte Heimspiel der Bayern in Folge und durfte sich rein stimmungstechnisch zurecht Topspiel nennen. Es ist wohl vor allem die Mischung aus Einstellung der Spieler und medialem Aufbauschen der Partie, die es Knistern lässt. Die Spieler wissen: Verlieren ist nicht tragbar! Und die Medien, wie sollte es auch anders sein, schlagen in die gleiche Kerbe und machen aus einer Partie, die bei 11 Punkten Abstand nicht nur normal sondern auch Liga-Alltag ist, das Spiel des Jahres! Wen wundert es da noch, dass die Spieler nicht unbeschwert auflaufen können?

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Nur Verlierer

So ähnlich lag auch Holger Badstuber nach seinem Kreuzbandriss auf dem Boden. Symbolbild: Paulwip/ pixelio.de

So ähnlich lag auch Holger Badstuber nach seinem Kreuzbandriss auf dem Boden. Symbolbild: Paulwip/ pixelio.de

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Der Abend hatte im Grunde nur Verlierer: Den Fan, bei dem das Wort „Unentschieden“ gleich hinter „Sommerpause“ rangiert, den BVB, der auf der Stelle tritt und die Bayern, die den deutschen Meister einfach nicht besiegen können. Und personelle Verlierer, wobei vor allem die Art und Weise, wie sie verlieren, sehr bezeichnend ist. Ein Holger Badstuber reißt sich das Kreuzband natürlich nicht beim Zweikampf – nein, er bleibt im Rasen hängen. Und Roman Weidenfeller spielt überragend und kann auch weiterhin so überragend spielen wie er will und dennoch wird er niemals Nationaltorwart sein.

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Nur bemühen reicht nicht

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Klar, es muss nicht jede zum Topspiel auserkorene Partie auch wirklich ein Topspiel sein, aber mit Phrasen wie „Es war intensiv!“ möchte ich nachher auch nicht torpediert werden. Was heißt dieses „intensiv“ eigentlich? Ist „intensiv“ ein Synonym für: Zu blöd zum Siegen, Unentschieden reicht oder gerechtes Ergebnis? „Intensiv“ heißt für mich, wir haben uns Mühe gegeben, aber trotzdem nichts auf die Reihe bekommen. Aus Schulzeiten kenne ich das „Er hat sich bemüht…“ als so gerade noch ausreichend. Nur das reicht leider nicht, um sich Topspiel nennen zu dürfen.

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40 Grad, statt kalter Dusche

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Mein Highlight des Abends habe ich kurz nach Abpfiff erlebt oder wie es in Fankreisen heißt: In der dritten Halbzeit. Da habe ich mir Musik angemacht und mich unter die Dusche gestellt. Schönes, warmes, perlendes Wasser, 40 Grad und schon bin ich stimmungstechnisch bei einem Topspiel mit Karibikflair. War auch dringend nötig nach der kalten Dusche in München.

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