Peter Scholl-Latours Geschichten aus der ganzen Welt

Pressekonferenz mit Peter-Scholl-Latour. Peter Scholl-Latour! Wahrscheinlich ist es der Traum jedes jungen Journalisten mal der Ikone der Auslandskorrespondenz die Hand zu schütteln. Die Gelegenheit bot sich am Campus Duisburg der UDE. Dort nahm der 85-Jährige die Urkunde zum Antritt seiner Mercator-Professur entgegen, hielt seinen Antrittsvortrag, sorgte für ein völlig überlaufenes Audimax.

Peter Scholl-Latour. Foto: J. Mueller-Töwe

Peter Scholl-Latour. Foto: J. Mueller-Töwe

Sowohl die Pressekonferenz in intimer Runde, als auch der Vortrag „Siegen in Afghanistan?“ gerieten zu einem rasanten Ritt durch den Nahen Osten, Zentralasien, Indochina, Nord-Amerika. Zwischen politische Weitsicht und glasklare Reflexion mischt sich in Scholl-Latours Reden immer wieder Anekdotisches. „Schlimmer als das, was bei den Wahlen im Iran passiert ist, waren die Wahlen in Afghanistan! Da brauchen wir im Westen nicht so das Maul aufzureißen“, rechnet Scholl-Latour zum Beispiel mit der installierten Demokratie in Afghanistan ab.

Sein Urteil zur Lage dort ist eindeutig: „Dort ist kein Krieg zu gewinnen.“ Daran ändere auch die neue Strategie des US-Präsidenten Obamas wenig. „30 000 Soldaten: Das sind in etwa so viele, wie die Russen damals eingesetzt haben – und die haben aus militärischer Sicht einen besseren Krieg geführt.“

Endlich werde nun aber auch in der deutschen Politik – aufgrund der tragischen Ereignisse in Kundus mit deutscher Beteiligung – über die Lage in Afghanistan diskutiert. „Das wurde bislang schmählich vernachlässigt.“ Seine Hoffnung: Die Verhandlungsfähigkeit der Allianz muss gestärkt werden. „Man kann nicht immer nur mit Marionetten-Verbündeten verhandeln.“

Wenig Spielraum für Verhandlungen sieht Scholl-Latour hingegen im Nahost-Konflikt. „Das Wort Friedensprozess ist hier Fehl am Platz“, sagt er. Ein Blick auf die Landkarte offenbare, dass ein künftiger Palästinenserstaat so nicht lebensfähig sein werde. Hinzu komme, dass jede Konzession seitens Israels als Zeichen der Schwäche gewertet werde.

Und so könnte Scholl-Latour stundenlang weiter erzählen. Von seinen Reisen in den Iran, von Afghanistan oder Algerien. Vor einigen Jahren verriet er in einem Interview, dass er alle Länder der Welt bereist habe – bis auf zwei: Ost-Timor und Antarktis. Auch die beiden hat er nun abgehakt. „Die sind jetzt erledigt“, sagt er lachend auf Anfrage der pflichtlektuere. Sein neues Buch „Die Angst des weißen Mannes“ beginnnt in Ost-Timor und endet in der Antarktis.

2 Comments

  • M.H. sagt:

    Interessiert doch wirklich niemanden, wer dem Scholl-Latour jetzt mal die Hand schüttlen wollte!

  • Lünemann sagt:

    Leider war der Auftritt von Hr.Scholl-Latour durch die stümperhafte Organistion der
    Universität Duisburg geschmälert. Ein Großteil des Publikums durfte an den „Außen-
    bereichen“ des Audimax am Vortrag teilnehmen – die Akustik war derart miserabel , so daß
    selbst die im eigentlichen Hörsaal befindlichen Besucher Schwierigkeiten hatten , dem
    Vortrag zu lauschen.
    War es nicht möglich, im Außenbereich des Audimax eine Videoleinwand zu installieren ?
    Sebst bei einem zweitrangigen Poliker wie Hr.Clement wurde bei einem zwar kleineren
    Hörsaal von dieser doch eigentlich simplen Technik Gebrauch gemacht.

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