Winterdepression: Mit der Sonne verschwindet das Serotonin

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Es ist dunkel, wenn wir aufstehen und zur Uni gehen und schon wieder dunkel, wenn wir nach Hause kommen. Dem Tag fehlt es an Licht. Und das sorgt bei vielen für düstere Stimmung. Manchmal wird daraus sogar eine richtige Depression – die Winterdepression. 

Aber warum reagieren wir so empfindlich auf die kalte Jahreszeit? Wieso werden viele depressiv, nur weil es ein bisschen früher Dunkel wird? Im Experten Interview mit Dr. Dipl.-Psychologe Sebastian Bertold vom Institut für Psychologie an der TU Dortmund erfahren wir, was genau mit unserem Körper los ist, sobald die Tage kürzer werden. 

Winterdepression Experte

Dr. Dipl. Psych. Sebastian Bergold ist unser Experte in Sachen Depression. (Foto: Lilian Fiala/Pflichtlektüre)

Was ist eigentlich eine Depression, was passiert in unserem Körper?

Bei einer Depression herrscht im Gehirn ein verminderter Serotonin- und Noradrenalinspiegel. Der Neurotransmitter Serotonin hebt normalerweise unsere Stimmung. Bei einer Depression herrscht ein Mangel von diesem „Stimmungsmacher“, dafür ist aber besonders viel Cortisol da. Cortisol ist ein Stresshormon – Menschen mit Depression haben fast immer auch einen hohen Cortisol-Spiegel. 

Was unterscheidet die Winterdepression von einer „normalen“ Depression?

Die Mechanismen sind ähnlich – bei beiden Fällen herrscht ein Ungleichgewicht im Hormonspiegel. Der wesentliche Unterschied liegt, neben dem saisonalen Auftreten der Winterdepression, in den Symptomen. Bei einer Winterdepression sind die Betroffenen häufig sehr müde, haben einen vergrößerten Appetit und nehmen oft an Gewicht zu. Menschen, die unter einer nicht-saisonalen Depression leiden, haben hingegen vermehrt Schlafstörungen, sind appetitlos und verlieren an Gewicht. In beiden Fällen sind die Betroffenen antriebslos, es mangelt ihnen an Energie und sie sind depressiv gestimmt. 

Was löst eine Winterdepression aus?

Im Winter hat der Tag weniger helle Stunden. Licht auf der Netzhaut regt die Serotoninproduktion an und hemmt die Melatoninproduktion. Melatonin macht uns müde. Herrscht im Winter weniger Licht, fällt auch der Serotoninspiegel schneller. Es ist mehr Melatonin im Körper und wir werden müde. 

Warum reagieren so viele Menschen empfindlich auf die Winterzeit?

Es ist wichtig, zwischen einem Winterblues und einer Winterdepression zu unterscheiden. Tatsächlich leiden nur wenige Menschen an einer tatsächlichen Winterdepression. Die haben dann häufig weniger lichtempfindliche Rezeptoren auf der Netzhaut, also generell einen eher niedrigen Serotoninspiegel. Die Lebenssituation, genetische Veranlagungen und Vorgeschichte spielen allerdings auch eine Rolle. Je höher der geografische Breitengrad, desto mehr Menschen sind von der Winterdepression betroffen. Bei uns sind es ca. drei Prozent der Menschen, Frauen trifft es dreimal häufiger als Männer. 

Und was ist der Winterblues? 

Beim Winterblues sind die Menschen weniger eingeschränkt und leiden nicht so stark wie bei einer tatsächlichen Depression. Trotzdem sollte man auch das ernst nehmen und auf sich achten.

Vielen Dank für das Interview.

5 Tipps gegen den Winterblues!
Ob Winterdepression oder nur der Blues – wie werden wir wieder fröhlicher? Lifecoach Jele Pilar Weiskopf  kann helfen: 

  1. Raus mit euch! Am besten so viel wie möglich, egal ob die Sonne scheint oder nicht. 
  2. Lichttherapie: Eine halbe Stunde vor dem Sonnenaufgang und nach dem Sonnenuntergang vor eine Tageslichtlampe setzen – so simuliert ihr einen längeren Tag mit mehr Licht.
  3. Ansprüche runterfahren: Im Winter ist es besonders wichtig, auf sich zu achten. Man sollte seine Natur nicht verleugnen und sich zum Beispiel ein bisschen mehr Schlaf gönnen.
  4. Vitamine sind das A und O. Ein gesunder Körper geht im Einklang mit einem gesunden Geist. Plus: Johanniskraut ist ein natürlicher Gehilfe bei leichter Depression und in der Apotheke zu erhalten.
  5. Wenn’s wirklich schlimm wird: Hilfe suchen. Egal ob in der Therapie oder beim Arzt, oft hilft auch schon ein Gespräch mit Freunden. Niemand muss dauerhaft traurig sein.

 

Teaser- und Titelbild: gato-gato-gato/flickr.com Lizensiert nach Creative Commons

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