Studieren ohne Barrieren

Welcher Weg führt ohne Treppen in den Hörsaal? Wo ist ein Aufzug, der die Etagennummer ansagt? Und gibt es einen Rolli für das Mensatablett? Fragen, über die sich die meisten Studenten keine Gedanken machen. Für die körperlich Behinderten unter ihnen sind sie dagegen alltäglich – denn sie müssen mit ihren Beeinträchtigungen auf dem Campus zurechtkommen. Bei der Schnupperuni des „Dortmunder Zentrums Behinderung und Studium“ (DoBuS) können sich interessierte Schüler in dieser Woche über ein barrierefreies Studium an der TU Dortmund informieren.

Die Teilnehmer am Schnupperstudium lernen bei der Campusführung die Gebäude der Uni besser kennen.
Die Teilnehmer am Schnupperstudium lernen bei der Campusführung die Gebäude der Uni besser kennen.

„Ich möchte hier erfahren, wie ein Studium abläuft und welche Hilfen es für Sehbehinderte gibt“, sagt der 18-Jährige Jan. Bei einer Führung über den Campus der TU erfährt der Abiturient eines Soester Berufskollegs mit dem „Förderschwerpunkt Sehen“, welche Tücken es in den Gebäuden an der Uni gibt. So nennt die Stimme im Aufzug zwar die Etagennummer – sie sagt aber nicht, welches Institut sich auf der jeweiligen Ebene befindet. Auch die Infozettel in den Glaskästen sind für Sehbehinderte nur schwer zu lesen, weil das Glas spiegelt. „Das sind glücklicherweise alles nur Kleinigkeiten“, sagt Ralph Kleine, Mitarbeiter des DoBuS. Zudem verbessert sich die Situation auf dem Campus von Jahr zu Jahr: „Für die Rollstuhlfahrer gibt es zum Beispiel in jedem Gebäude behindertengerechte Toiletten.“ Und in der Mensa wurden extra Tablettwagen und tieferliegende Besteckkästen angeschafft.

Literatur in Großschrift hilft Sehbehinderten

Auch Jans Klassenkamerad Felix interessieren die vielen Hilfsangebote für Sehbehinderte an der TU Dortmund. „Im Gegensatz zu anderen Universitäten hat man hier mit dem DoBuS eine Anlaufstelle“, sagt der 20-Jährige. Ein Arbeitsbereich des „Zentrums Behinderung und Studieren“ des DoBuS ist beispielsweise die Adaption von Studienmaterialien. „Wir setzen Literatur in Großschrift oder in Blindenschrift um“, sagt Mitarbeiterin Andrea Hellbusch. Für Jan ist das ein großer Vorteil. Durch seine Sehbehinderung kann er nur Texte in Schriftgröße 14 und größer lesen. Damit aber nicht genug: Bereits seit 1977 bietet DoBuS den Studierenden einen Arbeitsraum, Hilfsmittelpool und einen aktiven Beratungsdienst an. „In der Beratung erleben wir gerade in letzter Zeit einen wachsenden Zulauf, was auf den Druck durch die Umstellung auf Bachelor und Master und die Einführung der Studiengebühren zurückzuführen ist“, sagt Hellbusch. Die Arbeit verlaufe dabei sehr niederschwellig, um individuell auf die Schwierigkeiten der Studenten eingehen zu können.

Nadine, Felix und Nicole sehen das DoBuS als gute Anlaufstelle.

Nadine, Felix und Nicole sehen das DoBuS als gute Anlaufstelle.

Erfahrungsaustausch mit anderen Studenten

In den nächsten Tagen besuchen die Teilnehmer zudem eine Vorlesung. Dazu erhalten sie weitere Informationen zur Finanzierung ihres Studiums und unterhalten sich mit körperlich Behinderten, die bereits in Dortmund studieren. Themen, die alle Studenten interessieren, kommen in der Schnupperwoche natürlich nicht zu kurz – wo befindet sich die Sparkasse, wer gibt es den besten Kaffee auf dem Campus und was alles bietet der Unibuchladen. Für die 20-Jährige Nadine steht bereits nach dem ersten Unitag fest: „Das Essen in der Mensa schmeckt jedenfalls richtig gut!“

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