Mit Babybauch im Unialltag

Im Studium immer alles unter einen Hut zu bekommen, ist nicht einfach. Studierende, die schwanger werden und ein Kind versorgen müssen, haben es noch schwerer. Das weiß auch Monika Tschorn, die an der TU Dortmund Lehramt studiert und in Kürze ihr drittes Kind erwartet. Ein offenes Ohr für Fragen rund ums Studium findet sie beim Campus-Familienbüro.

Monika Tschorn ist seit drei Jahren verheiratet, erwartet inzwischen ihr drittes Kind und studiert weiterhin Lehramt an der TU Dortmund. Im März hat sie sogar ein sechswöchiges Praktikum in England gemacht. Doch noch vor neun Monaten war sich Monika mit ihrem Studium überhaupt nicht mehr sicher.

Studentin und Mutter Monika Tschorn mit ihren Kindern während ihres England-Praktikums. Foto: Jennifer Kotte

Studentin und Mutter Monika Tschorn mit ihren Kindern während ihres England-Praktikums. Foto: privat. Teaserbild: pixelio.de/Silke Kaiser

Sie erzählt: „Ich wollte das Studium ruhen lassen, mich dieses Sommersemester gar nicht einschreiben.“ Ihre beiden ersten Kinder, sechs und zwei Jahre alt, sind im Kindergarten gut betreut. Das Problem lag vielmehr am Geburtstermin des dritten Kindes. Denn Juli liegt noch genau in der Vorlesungszeit. „Ich wusste ja, dass ich nicht alle Veranstaltungen bis zum Schluss belegen kann“, erklärt sie. „Man wird vor eine ganz neue Situation und die große Frage gestellt: Soll ich das Studium unterbrechen?“

Durch eine Kommilitonin hat Monika Tschorn in diesem Moment vom Campus-Familienbüro an der TU Dortmund erfahren und nicht gezögert, die Beratung in Anspruch zu nehmen. Die Beraterin Jeannette Kratz hat ihr Wege aufgezeigt, das Studium auch während der dritten Schwangerschaft weiterzuführen. Es gebe zum Beispiel die Möglichkeit, sich von der Anwesenheitspflicht in Seminaren befreien zu lassen.

„Viele Studentinnen kommen zu mir mit den Worten: Ich bin schwanger, krieg ich das mit meinem Studium vereinbart? Dann sage ich immer: Ja natürlich, es ist anstrengend, aber möglich“, berichtet Jeannette Kratz, Mitarbeiterin der Stabstelle Chancengleichheit, Familie und Vielfalt an der TU Dortmund. Den Studentinnen Mut zu machen, steht in ihrer Beratung an erster Stelle. Dazu gehört auch, Wege zu zeigen, die ein Studium während der Schwangerschaft möglich machen. Häufig berät das Campus-Familienbüro – eine Kooperation der TU-, FH- und des Familienprojekts der Stadt Dortmund – auch bei finanziellen Problemen. Die Hauptsache: Das Studium mit Kindern soll erleichtert werden.

Nur wenige Studenten kennen ihre Rechte

„Wenn studierende Eltern ein Problem haben, kann die Schwangerschaft ruhig nochmal in Erinnerung gerufen werden“, erklärt Kratz. Das bedeute natürlich nicht, man könne sein Studium schleifen lassen. Ganz im Gegenteil: das Studium ernst zu nehmen sei die oberste Priorität. Vor allem die Lehrenden legten viel Wert darauf. „Wenn die Studierenden mit den Dozenten reden, finden sich auch immer Möglichkeiten, die Leistungen anders zu erbringen“, weiß Kratz. So kommen Hausarbeiten anstelle von Anwesenheit oder Referaten in Frage.

„Manchmal gibt das Amt Informationen einfach nicht weiter oder sie gehen unter“, weiß Frau Kratz. Viele Studierende wüssten oft nicht um ihre Rechte, die werdende Eltern haben. Damit meint die Beraterin vor allem die Verlängerung der Förderungshöchstdauer an. Denn: Studierende mit Kindern können länger als sonst üblich Bafög beziehen und außerdem einen Kinderzuschlag beantragen.

„Dass Sonderregelungen vereinbart werden können, hätte ich vorher nicht gedacht, aber die Dozenten machen es tatsächlich“, sagt auch Monika . Wichtig sei es, Interesse und Engagement zu zeigen. „Ich bin von Anfang an zu jeder Vorlesung und jedem Seminar gegangen und habe nichts ausfallen lassen“, berichtet Monika Tschorn. Selbst bis Ende des achten Monats ist die Lehramtsstudentin noch jeden Tag in der Uni gewesen. Doch im neunten Monat ist es nicht nur riskant, ständig noch unterwegs zu sein, sondern – angesichts des Babybauchs – vor allem auch anstrengend.
 Also ist es für Frau Kratz selbstverständlich, dass Schwangere Sonderrechte erhalten und sich die Auszeit nehmen, die sie brauchen. So hat auch Monika Tschorn das Lernen inzwischen von der Unibibliothek auf das eigene Sofa verlagert.

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