Kreativ Geld verdienen – mit Selbstgemachtem

Der perfekte Studentenjob: Völlig unabhängig von Zeit und Ort, kreativer Energie freien Lauf lassen und damit auch noch Geld verdienen. Dank Internet und speziellen Kreativ-Plattformen ist das so leicht wie nie. Das dachte sich auch Rae Grimm, die in ihrem Online Shop „Freaking Muse“ Fotos und ausgefallene Schmuckkreationen verkauft.

Eine einzigartige Kreation sind die Kettenanhänger in Form einen Fernsehers, bestückt mit Fotos. Foto: Rae Grimm

Mit außergewöhnlichen Schmuckkreationen versucht Rae Grimm sich gegen die große Konkurrenz im Netz durchzusetzen. Foto: Rae Grimm

„Ich habe keinen Küchentisch mehr, ich habe nur noch eine Werkstatt“, sagt Rae Grimm. Das ist das Opfer, das sie bringen musste, um ihren Nebenjob in ihrer Dortmunder Studentenbude verwirklichen zu können. Während ihres Fotodesign-Studiums kam die 24-Jährige auf die Idee einen Onlineshop auf der Kreativ-Plattform „Dawanda“ zu eröffnen. Die Fotoausrüstung für ihr Studium war teuer – warum also nicht mit den eigenen Fotos Geld verdienen und das Ganze so finanzieren? Irgendwann begann Rae neben den Fotos auch noch Schmuck zu verkaufen. „Ich wollte mehr mit meinen Fotos machen. Und da habe ich überlegt, wie ich die Fotos in Schmuck fassen kann. Ich habe im Internet geschaut, was für Schmuckteile es gibt und dann hat sich das einfach verselbständigt,“ erzählt die 24-Jährige. Mittlerweile verkauft sie Kettenanhänger, Ohrringe und Ringe.

Einzigartig heißt das Zauberwort

Eine ihrer ganz speziellen Kreationen sind Kettenanhänger in Fernseher-Form, in die Rae Vinylsticker ihrer Fotos einarbeitet. Um das Schmuckstück noch außergewöhnlicher zu machen, arbeitet sie mit Spezialkleber Risse in die Mattscheibe. Und fertig ist die Kreation „Bad Reception“ – schlechter Empfang.

Um sich ihr Studium zu finanzieren, hat Rae Grimm Schmuck im Internet verkauft. Foto: Yvonne Grote-Kus

Um sich ihr Studium zu finanzieren, hat Rae Grimm begonnen eigenen Schmuck zu entwerfen. Foto: Yvonne Grote-Kus

Wer auf Kreativ-Plattformen wie „Dawanda“ bestehen will, muss solche einzigartigen Kreationen anbieten. Denn auf der Internetseite, die im Dezember 2006 online ging, gibt es mittlerweile über 95.000 verschiedene Shops mit mehr als 1,5 Millionen Produkten. Angeboten werden neben Schmuck auch Mode, Spielzeug, restaurierte Möbel oder Kunst – alles selbst gemacht, alles Unikate. Jeden Tag kommen etwa 16.000 neue Kreationen dazu, die Konkurrenz ist also groß.  Noch erfolgreicher als „Dawanda“ ist das amerikanische Pendant „etsy“, das es wegen der großen Nachfrage demnächst auch in deutscher Version geben wird.

Mit Produkten, die man an jeder Ecke bekommt, kann man bei der Vielzahl der Angebote im Internet nicht mehr Punkten. „Viele Leute wollen ein persönlicheres und besonderes Geschenk haben. Wenn man individuelle Produkte anbietet oder die Möglichkeit, die Produkte zu individualisieren, kommt das bei den Kunden sehr gut an“, erklärt Rae. Mit diesem Konzept hat sie im ersten Jahr nach ihrer Shop-Eröffnung immerhin 600 Euro Gewinn gemacht und diesen seitdem jährlich gesteigert.

Erfolg kommt nicht von heute auf morgen

Doch bevor der Erfolg kommt und man erste Gewinne erzielt, ist es ein langer Weg. Das Anlegen eines Onlineshops ist auf den Kreativ-Plattformen zwar innerhalb weniger Klicks erledigt, doch bevor es richtig losgeht, muss man ein Gewerbe anmelden. Ohne das darf man in Deutschland keine Produkte verkaufen und kann in den Verdacht der Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung geraten.

Die Kleinarbeit an den Schmuckstücken erfordert einige Übung und Genauigkeit. Foto: Yvonne Grote-Kus

Die Kleinarbeit an den Schmuckstücken erfordert einige Übung und Genauigkeit. Foto: Yvonne Grote-Kus

Ulrich Weber von der Industrie- und Handelskammer Dortmund berät Studenten und erklärt was sie bei einem Nebengewerbe außerdem beachten müssen: „Je nachdem wie umfangreich die Tätigkeit wird, kann sich das auf den Beitrag der Krankenversicherung niederschlagen. Man muss außerdem darauf achten, wie viel man insgesamt mit dem Nebenjob verdient. Steuerfrei sind knapp 8.000 Euro im Jahr.“ Ohne kleine Buchhaltung kann man seinen Online-Shop also nicht führen.

Bevor die Kasse klingelt, muss man zudem erstmal investieren. Die Gewerbeanmeldung kostet in Dortmund 31 Euro, dazu kommen Material und Werkzeuge, die man zur Herstellung der Produkte braucht. Und Lehrgeld – das hat Rae Grimm gelernt: „Oh Gott, wie viel ich sinnlos zerstört habe und wie viel Geld es mich gekostet hat, weil ich mich mit dem Material nicht ausgekannt habe und nicht wusste, wie man es bearbeiten muss. Am Anfang ist das frustrierend aber das gehört einfach dazu.“

Keine Arbeit, sondern Hobby

Die Auswahl im Onlineshop von Rae Grimm ist groß. Foto: Rae Grimm

Die Auswahl im Onlineshop von Rae Grimm ist groß. Foto: Rae Grimm

Als Rae die Techniken drauf hatte und wusste, wie man richtig mit den verschiedenen Metallen, Glas sowie Acryl umgeht, trat schnell der Spaß in den Vordergrund. „Ich finde es einfach beruhigend, wenn ich anfange diese Kleinteile zusammenzubauen. Das ist mehr Hobby und Spaß, als Nebenjob,“ erzählt Rae Grimm. Ein bisschen stressig kann es zu umsatzstarken Zeiten allerdings schon werden. Besonders in der Weihnachtszeit verkauft die 24-Jährige viel Schmuck. Doch es gibt auch Durststrecken, vor allem im Sommer.

„Ich freu mich wie ein Schneekönig“

Auch wenn Rae bereits 354 Eigenkreationen verkauft hat, ist jeder Verkauf für sie etwas Besonderes: „Ich freue mich jedes Mal wie ein Schneekönig. Etwas kreiert zu haben und Menschen damit eine Freude machen zu können, ist einfach ein tolles Gefühl. Das ist fast so gut, wie das Geld – nein, eigentlich sogar noch besser,“ erklärt Rae Grimm. Und da zahlt sie auch gerne den Preis für ihre kleine Werkstatt in der Ein-Zimmerwohnung – den Verzicht auf ihren Küchentisch. Empfehlen, kann sie diese Art von Studentenjob auf alle Fälle.