Mehr Raum für junge Künstler

Junge Kreative fördern, ihnen Platz zum austoben schaffen: Diese Forderung klingt, als würde sie aus Politiker-Reihen stammen. Weit gefehlt. Die Künstlergruppe „Freiraum 2010“ steht für diese Forderung und sieht weiterhin großen Handlungsbedarf.

Freiraum 2010

Auf mehr Freiraum hoffen viele Künstler, die sich keine hohen Mietkosten erlauben könne. "Freiraum2010" stellt die Forderung auch in Kunst dar. Foto: Janna Cornelissen

Juli 2010 in Essen: Eine kleine Gruppe junger Künstler schließt sich zu einem Aktionsbündnis zusammen und besetzt zwei Tage lang, das leerstehende alte DGB-Haus in der Essener Innenstadt. Die Künstler hatten gehofft, dass 220 Quadratmeter große Grundstück, als Raum für ihr kreatives Schaffen und gleichzeitig als festen Treffpunkt und Veranstaltungsort nutzen zu können. „Wir Künstler haben hier in Essen eigentlich überhaupt keine Räumlichkeiten zur Verfügung, um uns zu entfalten“, so Joscha Hendricksen, Sprecher der Gruppe. Nach vielen Verhandlungen und kurzeitiger Hoffnung seitens der „Freiraum-Gruppe“, ist das Ergebnis ernüchternd. Die Aktion brachte zwar Aufmerksamkeit, aber die Immobilienbesitzer gaben nicht nach.

Bunt gemischte Truppe

Blick auf ehemaligen Altar

Blick auf den ehemaligen Altar: Das Kreuz wurde in das Kunstwerk integriert. Foto: Janna Cornelissen

Gerade im Jahr 2010 – dem Kulturhauptstadtjahr des Ruhrgebiets – hatten sich viele junge Talente von der Stadt mehr erhofft. Völlig umsonst war die Aktion aber dennoch nicht. Die, zu Beginn, etwa 30 -köpfige Gruppe ist stetig gewachsen und trifft sich regelmäßig um nächste Schritte  zu planen. „Wir sind eine total bunt gemischte Truppe, bei uns sind Anfänger, die sich gerade erst an die Kunst wagen, aber auch schon alte Hasen“, so Joscha Hendricksen. Starre Ordnungen gäbe es in der Gruppe auch nicht, jeder kann sich einbringen und spontan Funktionen erfüllen.“Viele von uns sind Studenten der Folkwangschule oder der Gelsenkirchener Kunstakademie“, erklärt der Gruppensprecher.

Voller Erfolg: Kunst in der Kirche

Das letzte Projekt, das am 01.Mai zu Ende ging, war die Ausstellung in der Essener Lukaskirche. „Das war eine super erfolgreiche Sache“, teilt Joscha Hendricksen freudestrahlend mit. Die alte Kirche wurde den Künstlern komplett zur Verfügung getstellt. „Hier haben insgesamt bestimmt an die 100 Künstler ihre Arbeiten ausgestellt und der Besucherandrang war groß“, so Hendricksen. 2500 Menschen haben sich die Porträts, Figuren, Graffitis und Videoinstallationen angeschaut. Jeder der Lust hatte sich auszuprobieren war Willkommen.

Lukaskirche

Die Lukaskirche: Demnächst entsteht hier ein Generationen- projekt. Foto: Janna Cornelissen

Das Ruhrgebiet hätte viel Raum zu bieten

Eigentlich also ein voller Erfolg. Eines aber muss die Gruppe nun trotz der positiven Bilanz zur Kentniss nehmen: Pfarrer, Nachbarn und  Kulturdezernat fanden die Kunst in der Kirche erfrischend gut, aber konkrete Zusagen wie es weiter geht, gab es nicht. „Dass wir die Möglichkeit hatten, dieses Objekt zu nutzen, haben wir der Immobiliengesellschaft dieser Kirche zu verdanken, die von alleine auf uns zugekommen ist. Jetzt stehen wir aber wieder im Regen und haben nichts“ , erzählt Joscha Hendricksen etwas frustiert. Für die Stadt sei es anscheinend steuerlich günstiger Leerstände abzuschreiben, anstatt Zwischennutzungen zu genehmigen, so vermutet Hendricksen. Dabei gäbe es genügend leerstehende Hallen, die überhaupt nicht genutzt werden und vor sich „hinvegetieren“. Bis sich aber eine Immobiliengesellschaft findet, die auch ein Eigeninteresse an junger Kunst mitbrigt, wird es wohl weiterhin ein steiniger Weg zu den erhoffen Frei-räumen.

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