Donots: Wir waren noch nie so nah an uns selbst

Seit 17 Jahren machen die Donots zusammen Musik. Am Wochenende waren sie bei Rock in den Ruinen in Dortmund zu sehen. Dieses Jahr spielt die Band unter anderem auf den Bühnen vom Hurricane und dem Southside Festival. pflichtlektüre online traf Bassist Jan-Dirk zum Interview und stellte fest, dass der zwar große Pläne hat, aber trotzdem bodenständig geblieben ist.

Bassist Jan-Dirk Poggemann möchte mit den Foo Fighters auf Tour gehen. Fotos: Brinja Bormann

Bassist Jan-Dirk Poggemann möchte mit den Foo Fighters auf Tour gehen. Fotos: Brinja Bormann

Die Zusage zum Interview kam sehr schnell. Bei anderen Bands kann das schon mal länger dauern. Was unterscheidet euch von anderen?

Das liegt daran, dass wir seit vier Jahren unsere eigene Plattenfirma sind. Dadurch bist du direkt bei uns auf dem Schreibtisch und es geht umso schneller.

Beschreib doch mal für einen Menschen, der noch nie die Donots gesehen und gehört hat, die Band.

Wir sind fünf chaotische Freunde, die irgendwie dazu gekommen sind, Musik zu machen. Inzwischen sind wir so weit, dass wir damit unseren Lebensunterhalt verdienen können. Leute, die uns auf der Bühne sehen, sagen, dass wir sehr viel Spaß verbreiten und das liegt daran, dass wir selbst Spaß auf der Bühne haben. Wir machen das hauptsächlich, weil wir Bock drauf haben.

Ihr spielt dieses Jahr noch beim Hurricane und beim Southside. Rock in den Ruinen ist sehr klein dagegen. Wie wichtig ist die Größe?

Die Größe ist eigentlich egal. Wir hatten Konzerte vor 50 Leuten, die tierisch Spaß gemacht haben und wir hatten Konzerte vor 25.000 Leuten, die nicht so geil waren. Kleine Shows können auch Spaß machen, weil du direkten Kontakt hast. Große Sachen, wie zum Beispiel Rock am Ring Hauptbühne, sind total beeindruckend. Du guckst auf 60.000 Menschen. Aber ich würde sagen, kleine Shows machen mehr Spaß.

Alex und Jan-Dirk behalten die Knollmann Brüder im Auge. Foto: Brinja Bormann

Alex und Jan-Dirk behalten die Knollmann Brüder im Auge. Foto: Brinja Bormann

Ist euch schon mal etwas richtig peinliches auf der Bühne passiert?

Wir hatten schon ein paar Unfälle. Wir hatten gebrochene Arme und Beine, Stürze ohne Ende. Das Ding ist, die Gebrüder Ingo und Guido Knollmann sind sehr, sagen wir mal, umtriebig auf der Bühne. Und für Alex und mich heißt das immer „den Knollmanns ausweichen“. Da werden Mikros rumgeschwungen, und Guido hat mir, glaube ich, schon zehn mal seine Gitarre vor den Kopf gehauen. Du kannst denen sagen: „Passt auf kleinen Bühnen einfach mal ein bisschen auf“. Aber jedes Mal, wenn die raus kommen, ist der Schalter umgelegt und du kannst es vergessen.

Eurer neues Album „The Long Way Home“ ist seit Ende März draußen. Was macht die Platte aus?

Das klingt vielleicht blöd, aber ich glaube, wir waren noch nie so nah an uns selbst. Unsere letzte Platte bei einer Plattenfirma war „Got The Noise“, danach hatten wir vier Jahre Pause, zwangsgebunden. Wir hatten zwei Jahre nur Anwaltsstress und uns waren die Hände gebunden. Deswegen war das letzte Album „Coma Chameleon“ irgendwie so was, wie ein wütender Befreiungsschlag. Und jetzt ist wieder ein bisschen Ruhe drin.

Sänger Ingo rockt die Bühne. Foto: Brinja Bormann

Sänger Ingo rockt die Bühne. Foto: Brinja Bormann

Ingo hat für die pflichtlektüre die Band gezeichnet. Foto: Ingo Knollmann

Ingo hat für die pflichtlektüre die Band gezeichnet. Foto: Ingo Knollmann

Wo siehst du die Band in 10 Jahren?

Hoffentlich noch auf irgendwelchen Bühnen. Also es gibt keinen Masterplan, wir machen das noch so und so lange, dann lösen wir uns wie die Scorpions auf und schalten überall Fünf-Minuten-Werbungen, die unglaublich langweilig und schlimm sind.

…und kommen dann noch ein paar Mal wieder, weil es wieder Geld gibt?

Ja genau, und gehen zwei Jahre auf Abschiedstour. Zwei Jahre, also Bitte! Das ist immer ein bisschen glückabhängig und wir planen nicht viel. Uns gibt’s so lange, wie wir Spaß daran haben.

Eine private Frage: Bekommst du Musik und Familie gut unter einen Hut?

Das ist das Schwerste am Ganzen. Das Problem ist, dass man wirklich nichts planen kann, keine Zeit für Freunde und Familie hat. Ich hab schon mit ein paar Freunden Krisengespräche gehabt, weil ich gemerkt hab, dass wir uns voneinander entfernen. Und wenn man sich trifft, ist das immer erst wieder so ein Ran-Schnuppern, weil man sich ein Jahr lang nicht gesehen hat. Das ist eigentlich der einzige Nachteil, den unser Leben hat.

Die Donots mögen die Nähe zu ihren Fans. Foto: Brinja Bormann

Die Donots mögen die Nähe zu ihren Fans. Foto: Brinja Bormann

Viele Bands haben einen riesengroßen Fankreis, können aber keinen wirklich an sich ran lassen. Man denkt, die haben viele Freunde, sind aber eigentlich ganz einsam. Wie ist das bei euch?

Wir sind eine sehr Fan-nahe-Band. Ich versteh nicht so ganz wie manche so unnahbar sein können. Ich versteh auch nicht, dass Bands auf einem Festival spielen, auf dem mördergeile Acts sind, und dann nicht nach vorne gehen und sich die Bands angucken. Klar, wenn du einen Status wie Campino hast, kannst du das nicht machen. Der wird ja laufend zugelabert. Bei uns ist das Gott sei Dank noch ein bisschen anders. Wir sind auch nur Menschen, die kacken gehen.

Welches ist dein persönlicher Lieblings-Donot-Song?

Im Moment „Dead Man Walking“, den spielen wir zur Zeit immer am Setende und da gehen die Leute so dermaßen ab. Aber das wechselt immer ein bisschen.

Was hast du vor den Donots gemacht?

Abi, Zivildienst, Sport und Pädagogik studiert – für vier Wochen. Und dann hatte ich schon keine Zeit mehr, dann gings schon los, dann kam der Plattenvertrag. Wir waren drei Wochen im Studio und dann drei Wochen auf Tour. Damit konnte ich alle Pflichtkurse vergessen und hab abgebrochen.

Donots spielten als Headliner. Foto: Brinja Bormann

Donots spielten als Headliner. Foto: Brinja Bormann

Wie würde dein Leben jetzt aussehen, wenn du weiter studiert hättest?

Ich hätte irgendwas im Sportbereich gemacht. Ich glaube, ich wäre, wie mein Bruder, irgendwo im Physiotheraphiebereich gelandet.

Was ist das Schönste am Musikerleben?

Es gibt zwei Sachen. Wenn eine Platte fertig ist und du die dann hörst. Und wenn du auf Tour bist und acht von zehn Konzerten komplett ausverkauft sind. Das ist einfach geil. Wir waren natürlich auch sehr nervös. Die neue Platte klingt natürlich auch wieder ein bisschen anders. Es ist schön, wenn so viele Leute wie möglich die Musik hören. Das ist ein schönes Kompliment.

Welche Schlagzeile würdest du gern über euch in der Zeitung lesen?

Donots mit den Foo Fighters auf Welttournee! Da hab ich Bock drauf. Alleine, weil ich glaube, dass Dave Grohl ein unglaublich sympathischer und lustiger Typ mit geilem Humor ist. Und ich kann mir schon vorstellen, dass man mit dem ordentlich Spaß haben kann.

Diese Lektüre ist auch für die Donots Pflicht. Foto: Brinja Bormann

Diese Lektüre ist auch für die Donots Pflicht. Foto: Brinja Bormann

Was war die blödeste Interviewfrage, die dir jemals gestellt wurde?

Wie heißt ihr nochmal? Oder: Ich bin gerade gar nicht vorbereitet, wer seid ihr nochmal und was macht ihr für Musik?

Zum Schluss hast du die Möglichkeit, dir selbst eine Frage zu stellen und zu beantworten.

Ich möchte wissen, ob ich es irgendwann einmal hinkriege, auf Tour nichts zu vergessen. Und die Antwort auf die Frage ist eindeutig „Nein!“. Ich hab alles schon verloren und vergessen. Ich hab Hosen verloren, ich hab in Leipzig mein Nintendo DS verloren, das musste hinterher geschickt werden. Mützen, T-Shirts, Socken, alles. Falls irgendwer einen Tipp hat, ob es Tabletten gegen Vergesslichkeit gibt -ich würd sie sofort nehmen!

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