Wie gefährlich ist das Zika-Virus wirklich?

24253989800_8af7b2fee2_oMehrere tausend Babys kamen in den letzten Wochen in Süd- und Lateinamerika mit Fehlbildungen auf die Welt. Schuld daran soll das Zika-Virus sein, das momentan die ganze Welt in Atem hält. In Texas wurde erst kürzlich ein Fall bekannt, bei dem der Erreger möglicherweise sexuell übertragen wurde. Doch wie gefährlich ist das Virus wirklich? Wie viele Sorgen müssen wir uns in Deutschland machen? Wir haben die Fakten.

Was ist das Zika-Virus?

Das Zika-Virus gehört zur Familie der Flaviviren. Diese Gattung von Viren ist unter anderem auch für das Gelb- und Dengue-Fieber verantwortlich. Das Zika-Virus wurde erstmals im Jahr 1947 bei einem Affen im Zikawald in Uganda festgestellt. Vereinzelt taucht es seit Jahrzehnten auch in Asien auf. Weltweit bekannt wurde es aber erst durch die massenhafte Ausbreitung in Süd- und Lateinamerika seit Ende 2015.

Wie wird das Virus übertragen?

Der Erreger wird von Mücken der Aedes-Gattung übertragen, vornehmlich durch die Gelbfiebermücke. Zusätzlich steht die Asiatische Tigermücke im Verdacht, das Virus zu übertragen. Eine Infektion von Mensch zu Mensch wurde bislang zwar in Erwägung gezogen, konnte aber bis zuletzt nicht endgültig nachgewiesen werden. In Texas meldeten die Behörden jetzt erstmals einen Fall, bei dem eine solche Übertragung besonders wahrscheinlich zu sein scheint. Es handelt sich dabei um einen Texaner, der seinen Partner beim Geschlechtsverkehr angesteckt haben soll. Der US-Amerikaner hatte sich zuvor auf einer Reise in Venezuela mit dem Zika-Virus infiziert. Professor Jörg Timm, Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, zweifelt an dieser These:

Wenn es effizient wäre, das Virus sexuell zu übertragen, müssten mehr solcher Fälle bekannt sein. Bislang kenne ich nur den Fall aus Texas.

Welche Symptome können auftreten?

Infizierte Patienten klagen häufig über mittlere grippeähnliche Symptome, die meist drei bis zwölf Tage nach einer Ansteckung mit dem Virus auftreten. Leichtes Fieber, Hautausschlag, Muskel-, Kopf- und Gelenkschmerzen oder eine Bindehautentzündung können auftreten. Das trügerische ist, dass lediglich bei einem Fünftel aller Infizierten überhaupt Symptome auftreten. Bei den meisten Patienten hingegen geht die Erkrankung ohne derartige Beschwerden vor sich.

Für wen ist das Zika-Virus gefährlich?

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Das Zika-Virus ist vor allem für Schwangere gefährlich. Foto: flickr.com/Thomas Pompernigg

Besonders Schwangere sollten vorsichtig sein. Das Virus steht im Verdacht, für die sogenannte Mikrozephalie verantwortlich zu sein. Es ist möglich, dass eine infizierte, schwangere Frau den Erreger auf das ungeborene Kind überträgt. Bei der Geburt kommt das Baby mit einem zu kleinen Kopfumfang auf die Welt, was zu einer geistigen Behinderung führen kann. Zwar konnte dieser Zusammenhang noch nicht eindeutig bewiesen werden, aber vieles lässt darauf schließen. Allein in Brasilien gab es seit Oktober 2015 mehr als 4000 Neugeborene mit Verdacht auf Mikrozephalie. Gefährlich kann das Virus außerdem für immunschwache und chronisch kranke Menschen sein, da sie besonders anfällig für Viren aller Art sind. Todesfälle, die ausschließlich auf das Zika-Virus zurückzuführen sind, sind bislang aber kaum bekannt.

Kann das Zika-Virus behandelt werden?

Momentan sind weder ein Impfstoff noch eine Therapie gegen die Krankheit hinreichend erforscht. Lediglich die Symptome der Krankheit können mit Schmerzmitteln behandelt werden.

Welche Länder sind von dem Virus betroffen?

Der Überträger des Erregers, die Gelbfiebermücke, kommt vor allem in tropischen Zonen vor. Seit 2015 verbreitet sich die Krankheit in nahezu ganz Süd- und Lateinamerika. Lediglich Chile, Peru, Argentinien, Uruguay und Kuba melden noch keine Infektionen. Brasilien hingegen ist mit bislang 1,5 Millionen Infizierten am stärksten von dem Virus betroffen. In den USA wurden ebenfalls Infektionen gemeldet.

Wie sieht die Lage in Deutschland aus?

Hierzulande gibt es bislang ein Dutzend Infektionen mit dem Zika-Virus. Die Betroffenen hatten sich im Ausland mit dem Erreger angesteckt und ihn mit nach Deutschland gebracht. Im Düsseldorfer Universitätsklinikum wurde am Mittwoch, 3. Februar, ein Patient behandelt, der nach seiner Rückreise aus Venezuela über die typischen Symptome wie Fieber und Gelenkschmerzen klagte. Der Patient wurde in der Tropenambulanz des Universitätsklinikums behandelt, so Jörg Timm. Laut dem Klinikum sei die Krankheit bei ihm aber bereits abgeklungen.

Virologen sehen für Deutschland momentan keine Gefahr, dass sich das Virus weiträumig ausbreiten könnte. Die Mücken, die den Virus übertragen, gäbe es fast auschließlich in den Tropen. Obwohl die Asiatische Tigermücke auch hierzulande gesichtet wurde, bestünde im Moment kein Grund zur Sorge, ist Timm überzeugt. Besonders interessant sei daher die aktuelle Berichterstattung über das Thema. Obwohl es andere Viren wie Malaria oder Dengue gibt, die weitaus gravierendere Folgen haben als das Zika-Virus, wird es trotzdem in den Fokus gerückt. Lediglich Schwangere sind bislang direkt von dem Zika-Virus gefährdet.

Wahrscheinlich liegt das an den Fehlbildungen bei Kindern. Das erregt viel Aufmerksamkeit.

Wie können sich Reisende schützen?

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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft den globalen Notstand aus. Foto: flickr.com/United States Mission Geneva

Das Auswärtige Amt empfiehlt Schwangeren eine Reise in die betroffenen Gebiete möglichst zu vermeiden. Betroffene können Reisen kostenlos umbuchen oder stornieren. Wer trotzdem eine Reise plant, sollte sich vorher genau informieren, in welchen Gebieten Infektionen mit dem Virus auftraten. Weiteren Schutz bieten Insektenschutzmittel, helle, bedeckende Kleidung und Moskitonetze. „Touristen sollten außerdem so häufig wie möglich klimatisierte Räume aufsuchen“, rät Timm. Vor und nach der Reise empfehlen Experten einen Arztbesuch, um sich beraten zu lassen. Das gelte in besonderem Maße für Schwangere, immunschwache und schwer chronisch kranke Menschen. Auch Familien mit Kindern wird ein Arztbesuch ausdrücklich empfohlen. Sollten Reisende nach ihrer Rückkehr über Symptome wie Fieber oder Gelenkschmerzen klagen, sollte schnellstmöglich ein Bluttest gemacht werden.

Was bedeutet die Ausrufung eines globalen Notstands?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zu Beginn der Woche wegen des Zika-Virus den globalen Notstand ausgerufen. Sie fordert damit auch Staaten außerhalb des Seuchengebiets auf, Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus und seines Übertragers einzuleiten. Süd- und Lateinamerika sollen zudem mehr Unterstützung bei der Bekämpfung der Mücken und bei der Impfstoffentwicklung erhalten. Zuletzt hatte die WHO den globalen Notstand im August 2014 in Folge der Ausbreitung von Ebola in Westafrika ausgerufen. Diese Maßnahme sei sinnvoll, so Jörg Timm vom Institut für Virologie: „Es ist gut, dass dieses Mal früher reagiert wird als bei Ebola.“

Beitragsbild: flickr.com/Day Donaldson

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