Schweres Erbe angetreten: die „Food Fakultät“ ist eröffnet

Endlich ist es soweit: Heute morgen ist das alte Sonnendeck neu eröffnet worden – mit neuem Look, neuem Konzept und alten Kunden. Ganze sechs Monate haben die Umbaumaßnahmen gedauert, das Studentenwerk hat fast drei Millionen Euro investiert. Bauherren wie Studenten setzen große Hoffnungen in die Neueröffnung – aber wird die „Food Fakultät“ diesen Ansprüchen gerecht? Hungrige, Sonnendeck-Nostalgiker und Neugierige urteilen. Der erste Tag, die Feuertaufe.

09.47 Uhr

Noch ist die neue Food Fakultät verschlossen. Innendrin richten die Angestellten die letzten Details: Hier etwas Deko, dort zwei Stühle richtig anordnen und noch schnell einige lose Kabel an der Decke festtapen. Zunächst bemerken die Studenten aber nur den wiedergeöffneten Durchgang zwischen Unibibliothek und Emil-Figge 50 entlang des alten Sonnendecks. Vom Treiben hinter der neuen Glasfassade nehmen sie nur wenig Notiz – kein Wunder, denn immerhin sechs Monate lang war dort eine Baustelle. Und auch jetzt stehen noch Baugeräte und Bagger draußen vor der Food Fakultät.

10.05 Uhr

Die Küche ist bereit, das Personal auf dem Posten und die Vertreter des Studentenwerks geben grünes Licht: Dustin Niemann, Betriebsleiter der Food Fakultät, öffnet die Türen. Davor bleibt der Andrang noch übersichtlich, bei einigen Studenten hat sich die Neueröffnungsbotschaft aber schon herumgesprochen. Knapp zehn Studierende drängen in das neue Selbstbedienungsrestaurant. Ein neugieriger Blick nach links, einer nachts rechts. Erstmal umgucken, dann ein Foto mit dem Smartphone. Was hat sich verändert? Hat sich das Warten gelohnt? Sind die drei Millionen sinnvoll investiert? Egal. Erstmal ab zur Kaffeemaschine.

Der Verkaufsbereich erinnert noch vage an das Sonnendeck

Der Verkaufsbereich erinnert noch vage an das Sonnendeck. Bilder & Teaserbild: Tobias Dammers

10.09 Uhr

Das erste verkaufte Produkt ist dann auch ein Kaffee. Klassiker. 90 Cent kostet der, genau wie im alten Sonnendeck. Gekauft hat ihn Florian Kidschen, der erste Gast der neuen Food Fakultät. „Es sieht schon anders aus als im alten Sonnendeck.“, findet der Musikstudent. „Größer, schöner und heller eben.“ Ein bisschen Nostalgie kommt aber trotzdem bei ihm hoch, er vermisst die alten, ausgeleierten Couches. Im Sonnendeck sei dir Atmosphäre gemütlicher gewesen, findet er. „Jetzt ist es ein bisschen eine Mini-Mensa.“

10.30 Uhr

„Mini-Mensa“ würde Christian Puslednik gefallen. Der Leiter der Hochschulgastronomie des Studentenwerks erklärt dem Kamerateam von Do1-TV die Vorteile und Innovationen des neuen Konzepts: „Wir haben jetzt hier 250 Plätze, das sind 70 mehr als vorher. Täglich wird jeder Platz ungefähr fünf bis sechs Mal besetzt, deswegen war es uns wichtig, dass die Enge weg ist. Das ist bewusst barrierefrei, deswegen gibt es auch keine Bar mehr. Unseren ursprünglichen Plan konnten wir umsetzen, leider mit zwei Wochen Verzögerung.“

Grund für die Verzögerungen waren unvorhergesehene Bauprobleme wie alte Betonfundamente im Boden und ein Wasserdurchbruch im Dach. Im nächsten Frühjahr soll der Umbau weiter fortgeführt werden. Dann setzt das Studentenwerk die Bauarbeiten an der Außenanlage fort: Die Terrassenanlage soll renoviert werden, vielleicht sogar bis zum Tümpel zwischen Unibibliothek und Emil-Figge 50. Nur auf eines müssen die Studenten sicher verzichten: Das Strandfeeling. Denn Sand wird nicht wieder aufgeschüttet – zu unhygienisch, heißt es vom Studentenwerk.

11.47 Uhr

Food Fakultät

Food Fakultät

Mittagszeit. In der Food Fakultät gehen jetzt die ersten Pizzen und Pastagerichte über die Theke. Sie sind vielleicht der größte Trumpf der Neueröffnung und gehören zum eigens entwickelten Gastronomiekonzept. Die Pizzen können selbst zusammengestellt und frisch belegt werden – die Billigste schon für 3,50 Euro. Für Christina Schwarmer aus der Fakultät Statistik geht „der Preis geht absolut in Ordnung.“ Nur mit der Backzeit hapert es noch etwas. Anvisiert sind drei Minuten pro Pizza – Christina musste aber fast drei Mal so lange warten.

Über den ganzen Tag verteilt hat sich das Studentenwerk ein Ziel von 2.000 Gastkontakte gesetzt – also von Öffnungsbeginn um acht Uhr bis zum Zapfenstreich um 20 Uhr 2.000 Mal etwas zu verkaufen. Damit soll die Food Fakultät Mensa und Galerie in den Stoßzeiten entlasten. Zum Vergleich: Pro Mittagessen stehen in der Hauptmensa 6.500 Gerichte zur Verfügung. Verteilt auf alle Mensen des Campus finden pro Tag ungefähr 15.000 Verkaufsgeschäfte statt, egal ob Kaffee oder Drei-Gänge-Menü.

Noch sind die Kapazitäten aber lange nicht ausgeschöpft. Zwar erkundet ein stetiger Strom von Studenten die neue Gastronomie, die meisten Stühle bleiben aber noch unbesetzt.

Voll besetzte Tische zur Mittagszeit

Voll besetzte Tische zur Mittagszeit

13.11 Uhr

Das Pasta-und-Pizza-Personal ist im Streß. Die Schlange an der Essensausagabe ist konstant zehn, zwölf Leute lang. Und diese sind meistens unter Zeitdruck: Das nächste Seminar fängt bald schon an oder die Vorlesung rückt näher. Jetzt muss die Food Fakultät beweisen, dass sie auch alltagstauglich ist – und eine echte Alternative zu Galerie, Bistro Vital und Hauptmensa darstellt.

Im Hauptteil des Raums ist jetzt kaum noch ein Platz frei. Nur an Stehtischen sind noch vereinzelte Plätze zu haben. Besonders beliebt sind die Tische an der langen Fensterfront. Es scheint, als ob der Plan des Studentswerks aufgeht und das Konzept bei den Studenten ankommt. Zumindest am ersten Tag. Ob sie nachhaltig überzeugt sind oder heute nur aus Neugierde probieren kommen wird in den nächsten Wochen an den Schlangen in Mensa und Galerie abzulesen sein.

14.28 Uhr

Der große Hauptandrang ist vorbei, die Food Fakultät hat den schwersten Teil des Tages überstanden. Laptops und Bücher haben jetzt das warme Essen von den Tischen verdrängt. Eine Lern- und Ruhezone wird hier aber wohl eher nicht entstehen, denn nach wie vor arbeiten Handwerker lautstark im Außenbereich und im Unicenter. Für einen entspannten Becher Kaffee oder ein Stück Streuselkuchen reicht es aber trotzdem – selbst ohne die geliebten Sonnendeck-Sofas.

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