Larissa Rieß: Pendeln zwischen Turntables und Radiostudio

Wer ihre Instagram-Storys verfolgt, merkt schnell, dass sie eigentlich immer unterwegs ist: Larissa Rieß, 1Live-Moderatorin, hört man schon lange nicht mehr nur im Radio. Die in Ecuador geborene und in Portugal aufgewachsene Rieß legt in Clubs als DJane auf, spielt in Serien mit und gehört seit einem Jahr zu den Sidekicks von Jan Böhmermann. Die pflichtlektüre hat sich auf dem Juicy-Beats-Festival mit der 29-Jährigen getroffen und mit ihr über ihre Pläne und ihren individuellen Style gesprochen.  

pflichtlektüre: Was für Musik legst du als DJane auf?

Larissa Rieß: Normalerweise lege ich immer härtere Musik auf. Die üblichen Charts sind nichts für mich. Gerade auf Festivals sind aber immer so viele unterschiedliche Leute da, dass Mainstream meistens am besten funktioniert. Das spiele ich aber nicht. Ich bin da eher bei Trap, Drum and Bass und Hip-Hop.

Dein Album „Firebird“ unter dem Pseudonym „Larissa White“ kam im letzen Oktober raus. Planst du bereits etwas neues?

Das Album hatte ich damals schon lange fertig und es lag auf meinem Rechner. Deswegen habe ich es damals veröffentlicht. Auf dem Album bin ich damals in eine poppige Indie-Richtung gegangen. Larissa White hat mit dem, was ich eigentlich als Lari Luke  auflege, überhaupt nichts zu tun. Lari Luke geht musikalisch in eine ganz andere Richtung. Ich weiß es  gerade nicht. Vielleicht bringe ich irgendwann mal etwas von Lari Luke heraus. Wenn ich dafür Zeit habe, mache ich das. Momentan bekomme ich es ja noch nicht Mal hin, einen Mix herauszubringen.

Liest du auch Lucky-Luke-Comics?

Nein, ich habe zuhause keine. Aber mein Papa ist großer Fan von den Comics. Der Name kommt eher daher, dass ich es blöd fand, wenn ich irgendwo aufgelegt habe. „Jetzt kommt Larissa Rieß.“ Das klang nicht so toll. Deswegen habe ich überlegt, wie ich mich als DJane nennen kann. Meine Freunde von früher nennen mich immer Lari. Da kam mir die Idee, mich Lari Luke zu nennen. Das passt gut finde ich.  

Du bist in Ecuador geboren und hast lange Zeit auch in Portugal gelebt. Wie sehr bist du dort noch verwurzelt?

Nach Ecuador habe ich eigentlich überhaupt keinen Kontakt mehr. Das liegt aber eher daran, dass meine Familie ursprünglich aus Argentinien kommt. Drei Viertel meiner Familie lebt auch noch in Argentinien – und der Rest von denen auf Ibiza. Die sind irgendwann Hippies geworden (lacht). Aber wenn ich sage, ich habe noch Kontakt nach Südamerika, dann meine ich damit die argentinische Seite. Aber nach Portugal habe ich noch sehr viel Kontakt. Da leben viele Freunde von mir und die besuche ich auch ein bis zwei Mal im Jahr. In Portugal habe ich auch immer den einzigen Urlaub, wo ich richtig runterkommen kann. Danach komme ich zurück und fühle mich entspannt.

Ich bin beim Moderieren geblieben und habe während des Studiums dann ein Volontariat begonnen. Das war aber die dümmste Entscheidung meines Lebens.

Wann hast du dich entschlossen, zum Radio zu gehen? 

Radio war schon relativ früh ein Thema bei mir. Das hat mich schon während der Schule interessiert. In Barcelona habe ich zwei Jahre Medienwissenschaften studiert und dort schon Radio gemacht. Das war aber alles auf Katalan. Spanisch ist zwar meine Muttersprache aber mit Katalan kam ich überhaupt nicht klar. Das musste ich erst lernen und hatte natürlich einen Akzent. Danach bin ich nach Deutschland gegangen und habe die Uni beendet. Hier habe ich Campusradio gemacht und immer mehr Bock darauf bekommen. Nach einem Praktikum bei einem Radiosender war dann nur die Frage, ob ich moderieren will oder eher in den Sound-Bereich gehen möchte. Ich bin beim Moderieren geblieben und habe während des Studiums dann ein Volontariat begonnen. Das war aber die dümmste Entscheidung meines Lebens. Ich hatte damals überhaupt keine Zeit mehr. Also wenn ihr könnt, studiert erst fertig und macht dann eine Ausbildung. Nicht beides gleichzeitig! 

Wenn der Platz für das Mikro knapp wird. #neomagazinroyale #letztestunde

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Du machst nicht nur Radio, sondern legst auch auf und bist im Fernsehen unterwegs. Hast du einen Favoriten?

Auf jeden Fall Radio. Relativ oft ist es so, dass man Kollegen beim Radio hat, die sagen, sie fangen mit Radio an aber wollen eigentlich zum Fernsehen. Und die versuchen dann vom Radio ins Fernsehen zu kommen. Beim Radio hat man auch eine super Ausbildung. Hätte ich von Anfang an Bock auf Fernsehen gehabt, dann wäre ich direkt dahin gegangen. Fernsehen und Auflegen macht mir super viel Spaß und es ist toll, dass ich das machen kann. Das ist für mich aber zusätzlich. Radio ist für mich das beste Medium.

Mittlerweile erkennen dich die Leute und quatschen dich an. Wie findest du das?

Das ging vor einem Jahr richtig los, dass Leute mich angesprochen haben. Radiomoderatoren erkennt ja kein Mensch. Nachdem ich zum ersten Mal bei Böhmermann im Neo Magazin mitgemacht habe, hat es angefangen. Das hat mich aber überrascht, weil ich immer dachte, dass die Leute auf Jan Böhmermann achten und nicht auf das Ensemble drum herum. Ich finde das aber sehr schön. Die Leute sind immer super nett und ich mach gerne Fotos mit jedem. Wenn Menschen zu mir kommen und sagen, dass sie es cool finden, was ich mache, freue ich mich. Jeder hört gerne, dass seine Arbeit geschätzt wird. Wenn ich aber im Club bin, tanze und auf einmal sehe, dass ich die ganze Zeit von fremden Personen gefilmt werde, ist das wirklich unangenehm. Ich habe es auch schon erlebt, dass mich jemand auf dem Klo beim Händewaschen fotografiert hat und es dann auf Instagram gestellt und mich noch verlinkt hat. Da denke ich mir dann: Komm doch einfach zu mir und frag mich nach einem Foto. 

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Ich habe jeden Tag neue Ideen und Pläne. Da sagt meine Mama dann aber auch immer: ;Larissa nein. Du musst ein bisschen Chillen.‘ Aber ich bleibe erstmal dabei die Sachen so zu machen, wie sie gerade sind. Damit bin ich sehr glücklich. Dass ich von den Sachen, die ich mache, leben kann, ist für mich super entspannt. Viele tolle Projekte sind auch zu mir gekommen, ohne dass ich mich beworben habe. Wenn die Leute merken, dass du Spaß an deinem Job hast, kommt sowas von alleine.

Und hast du noch Lust auf ein Entscheide dich?

Interview: Lucas Tenberg

Kamera und Fotos: Lena Bujak 

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