Kunst im Kiosk: Wenn Süßes mit saurem tauscht

kunstbonbon schaper

Im Mai hat in Dortmund eine neue Galerie eröffnet. Sie liegt in der Chemnitzer Straße und zeigt insbesondere die Arbeiten regionaler Künstlerinnen und Künstler. Die aktuelle Ausstellung „Objekte“ von Ilse Hilpert war Anlass für pflichtlektuere.com, sich den neuen Dortmunder Kunstraum einmal anzusehen.

In der Chemnitzer Straße können Passanten eine neue Galerie bestaunen. Es ist das Kunstbonbon, das aus dieser Lage in der Stadt seinen Vorteil ziehen will – denn die Galerie ist vom Stadtgarten aus gut erreichbar und somit nur eine Stadtbahn-Station von der Innenstadt entfernt.

Im blauen Haus

„Wir profitieren auch von dieser lebendigen Straße. Es gibt viele Passanten hier. Die können die Ausstellung schon von außen sehen“, sagt Karin Schmidt, Betreiberin des Kunstbonbons. Mit ihrer blauen Fassade fällt die Galerie Vorbeilaufenden schon von weitem auf.

Kunstbonbon ist eine Idee von Karin Schmidt und ihrem Freund Jörg Gerlings. Der Name der Galerie soll sich auf den ehemaligen Kiosk beziehen, in dessen vier Wänden das neue, kreative Bonbon untergekommen ist. Ein Bonbon der Kunst, sozusagen, das an die unzähligen Kioske im Pott erinnert. Wo vorher süße Bonbons lagen und gemischte Tüten über die Theke gingen, stößt manches nun sauer auf. Vieles ist nun Kritik oder auch mal trist, doch immer bleibt es im Kunstbonbon bunt und manchmal wird es albern, überdreht, extravagant.

Aus der Region

Dieses neue Bonbon ist ein Hobby. Ein teures, komplett finanziert durch private Gelder. Es ist ein Hobby, das eine Leidenschaft in die Tat umsetzt, den Traum real macht. Schmidt und Gerlings sind selbst Künstler. Auch ihre Arbeiten sind zu einem Teil in der Galerie zu sehen.

Das Kunstbonbon widmet sich insbesondere den Künstlerinnen und Künstlern der Region. „Die Menschen, die bei uns ausstellen, kommen aus Nordrhein-Westfalen. Wir wollen nicht nur bekannte Artists“, sagt Karin Schmidt, „sondern auch junge, neue Künstler“. Seit dem 20. Juni ist zeigt die Galerie die Arbeit von Ilse Hilpert. Sie ist eine bekanntere Künstlerin – jedoch bislang noch nicht in Dortmund. Andere stellen im Kunstbonbon zum ersten Mal aus, können sich hier einen Namen machen.

Schmidt und Gerlings richten sich auch an ein Publikum aus der Region. Und die Betreiberin hat sogar eine ganz spezielle Zielgruppe: „Ich suche Menschen, die der Kunst ein bisschen ängstlich gegenüber stehen. Also solche, die eigentlich keinen Fuß in eine Galerie setzen würden“, sagt Karin Schmidt.

Im Auge des Betrachters

Sie verlässt sich da auf ihre Leidenschaft, Kunst diesen Menschen näher zu bringen und ihnen die Angst etwas nicht zu verstehen, zu nehmen. In der Ein-Zimmer-Galerie ist das leichter, als etwa in einem verwinkelten Museum. Hier rücken alle näher zusammen.

Ilse Hilpert, die aktuell im Kunstbonbon zu sehen ist, nannte ihre Ausstellung „Objekte“. Aus allen Werkstoffen, die die Künstlerin so findet, erstellt sie diese Objekte. Da ist zum Beispiel ein Bund von Trinkhalmen, aber auch ein Gemälde, dessen leuchtende Farben von Bonbons statt etwa Öl oder Acryl stammen. Im Kunstbonbon arbeitet die Waltroper Künstlerin vornehmlich mit Plastik. Was die Objekte so stark macht, ist die eigene Interpretation der Dinge. Jeder sieht etwas anderes, verbindet etwas persönliches mit den Dingen. Die Trinkhalmskulptur etwa erinnert an eine Mondfähre – und zugleich hätte Karin Schmidt dergleichen nie darin gesehen.

Mit kritischem Blick

Die Hauptintention der Schau ist, die Gesellschaft und ihren übermäßigen Konsum zu kritisieren. Hilpert will zeigen, dass Objekte des täglichen Lebens eben nicht nur dazu da sind, konsumiert oder benutzt zu werden. Sie können auch Kunst sein. Überhaupt ist ihr wichtig, einen kritischen Blick auf standardisierte Verhaltensweisen zu richten. Ein Stück Brot mit Fliegen etwa steht für den verschwenderischen Umgang mit Lebensmitteln.

Ilse Hilperts „Objekte“ läuft noch bis zum 25. Juli. Vielleicht schafft es das Kunstbonbon mit dieser Schau, nicht nur die Angst vor der Kunst zu nehmen. Vielleicht ändert sich beim Besucher auch die Sicht auf die Dinge, die Objekte. Die Galerie Kunstbonbon an der Chemnitzer Straße 11 hat dienstags von 13 bis 18, freitags von 15 bis 20 und am Samstag von 12 bis 15 Uhr geöffnet.

Beitragsbild: Oliver Schaper

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