Wer kennt sie nicht, die Zauberlehrlinge von Hogwards, die den erbitterten Kampf mit dem dunklen Lord Voldemord aufnehmen oder den kleinen Hobbit, der sich auf eine abenteuerliche Schatzsuche begibt? Viele von uns sind mit Harry Potter, Bilbo Beutlin und Gandalf dem Grauen aufgewachsen und haben mit den Abenteuern der Zwerge, Zauberer und Drachen das Lesen gelernt. „Harry Potter“ war mit 12,5 Millionen Zuschauern der erfolgreichste Film, der jemals in Deutschland ins Kino kam, dicht gefolgt von „Der Herr der Ringe – die Gefährten“ mit 11,2 Millionen Zuschauern. Mit dem Start dieser beiden Kino-Giganten überflutete das Fantasy-Genre sämtliche Bereiche der deutschen Unterhaltungskultur. Ist Fantasy also eine neue Populärkultur in unserem Alltag oder doch nur unterhaltender Trash?

Studierende der Anglistik verkleideten sich am „Fantasy Day“. Fotos: Saskia Wöhler.
Dieser Frage widmete sich am 01. Juli der erste offizielle „Fantasy Day“ an der TU Dortmund. In zahlreichen Workshops, selbst erarbeiteten Fantasy-Spielen und Theaterdarstellungen zeigten Studierende der British Cultural Studies und Fachdidaktik Englisch, wie vielseitig und erkenntnisreich Fantasy für unseren Alltag sein kann.
Zum Abschluss gab es eine Podiumsdiskussion unter Experten: Markus Heitz, einer der bekanntesten deutschen Fantasy-Autoren, Oliver Hoffmann, Inhaber des Fantasy-Verlags „Feder&Schwert“, Thomas Römer, ehemaliger Autor des deutschen Fantasy-Rollenspiels „Das Schwarze Auge“ und Prof. Dr. Gerold Sedlmayr vom Institut für Anglistik und Amerikanistik stellten sich der Frage, welche Rolle Fantasy in unserer heutigen Kultur spielt.
Fantasy lädt uns zum Träumen ein, Bücher, Filme und Computerrollenspiele entführen uns in fremde Welten – und das ist auch gut so, meint Oliver Hoffmann.
In jedem von uns schlummert also das Bedürfnis nach ein wenig Besonderheit im Alltag – befriedigt wird dieses Bedürfnis aber auf ganz unterschiedliche Weise: Während die einen sich mit Büchern, Filmen und Spielen das ein oder andere mal in fremde und fantastische Welten träumen, bedeutet Fantasy für die anderen noch viel mehr als nur Unterhaltung. In Live-Rollenspielen und auf Fantasy-Conventions wird die fantastische Welt der Feen, Trolle und Drachen für kurze Zeit zur Realität. Die Fans schlüpfen hier in die Rollen ihrer Helden und auch wenn das Kostüm am Abend wieder im Schrank verstaut wird, bleibt doch immer ein Hauch des Fantastischen zurück – und wird vielleicht sogar Teil der eigenen Persönlichkeit.

Im Internationalen Begegnungszentrum der TU Dortmund trafen sich die Fantasy-Fans für Spiele und Theaterstücke.
Das aktive Rollenspiel ist die wohl intensivste Form das Hobby Fantasy auszuleben und hat sehr häufig mit Kritik zu kämpfen. Der Fantasy wird häufig das Problem des „Eskapismus“ vorgeworfen, der Flucht vor der Realität und dem eigenen alltäglichen Leben. Aber versucht jeder, der sich ab und zu in fremde Welten träumt, zwangsläufig vor seinem Alltag zu fliehen?
Eine Flucht vor dem realen Leben ist in der Fantasy letztendlich auch gar nicht möglich, behauptet Prof. Dr. Gerold Sedlmayr. Er hat Fantasy in den Fokus seiner Forschungen gestellt. Auf den ersten Blick erscheinen Fantasy-Welten total irreal, so Sedlmayr. Tatsächlich hätten sie aber mehr mit unserer Realität zu tun, als viele glauben.
Egal, ob mit Büchern oder beim Action Role Playing – wenn wir das nächste mal mit Harry Potter Quidditch spielen, mit Gollum um den goldenen Ring kämpfen oder den Hobbit Bilbo auf der Reise zum Zwergenberg Erebor begleiten, dann wählen wir vielleicht genau den richtigen Weg, mit der Realität des Lebens umzugehen.
pflichtlektüre: Wie man zum Vampir wird