Filmkritik: „Für immer Shrek“

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Seit Wochen starren alle nur noch auf Fußballwiesen. Die leeren Kinosessel sollen nun durch einen alten Publikumsmagneten gefüllt werden: Shrek ist zurück! Doch hat der Held aus dem Sumpf noch dieselbe Zugkraft wie vor Jahren? Der angeblich letzte Leinwandauftritt beweist, dass dem Märchenwald die Geschichten ausgehen.

Shrek staunt nicht schlecht. Er ist kaum wiederzuerkennen. Bild: Paramount Pictures

Shrek staunt nicht schlecht. Er ist kaum wiederzuerkennen. Bild: Paramount Pictures

Vorbei sind die Zeiten, in denen Shrek ungestört in seinem Sumpf grummeln, Bäume ausreißen und unliebsame Menschen verscheuchen konnte. Stattdessen stehen Windelwechseln, Hausarbeit verrichten und der Ogerfrau Fiona hinterherlaufen auf dem Programm. Kein Wunder, dass die Menschen längst keine Angst mehr vor ihm haben. Ein Pakt mit dem machtgeilen Rumpelstilzchen verspricht dem Hausmann wider Willen, noch mal Jungeselle für einen Tag sein zu dürfen. Shrek überliest das Kleingedruckte im Vertrag und findet sich in einer düsteren Märchenwelt wieder. Hier regiert das Stilzchen mit einer Armada an Hexen und das Schlimmste ist: alle Oger sind zum Abschuss freigegeben. Shrek hat 24 Stunden, seine Fiona erneut für sich zu gewinnen, um dem faulen Zauber ein Ende zu bereiten.

Shrek hat genug von Hausarbeit und Windelwechseln

Das erste Shrek-Abenteuer von 2001 war die erste ernstzunehmende Kampfansage ans Trickmonopol von Disney. Der Film zog sämtliche Prinzessinenklischees durch den Kakao und war einer der ersten Animationsfilme, der auch Erwachsene ansprach. Der grüne Oger gewann einen Oscar, erhielt einen Themenpark in Singapur und sein eigenes Broadway-Musical in New York.
„Shrek 2“ (2004) ist bis heute der erfolgreichste Animationsfilm aller Zeiten. Disney erkannte die Konkurrenz und stützte sich auf Pixar, eine kreative Hit-Schmiede für Animationsfilme („Toy Story“, „Findet Nemo“), für die es die Vertriebsrechte besaß. 2007 jedoch enttäuschte Shrek seine Fans bitterlich. Im dritten Auftritt war der grüne Held nicht wiederzuerkennen. Verschwunden waren das Tempo der Vorgänger, die Gagdichte sank auf ein historisches Tief, die Ironie wich Ernsthaftigkeit. Shrek war müde geworden.

„Lieber ein Ende mit Shrek…

Erinnert an Garfield: Der Gestiefelte Kater. Bild: Paramount Pictures

Erinnert an Garfield: Der Gestiefelte Kater. Bild: Paramount Pictures

…als ein Schrecken ohne Ende“ möchte man sich heute wünschen. Bei „Für immer Shrek“ hat die kreative Wundertüte der Macher sich endgültig erschöpft. Dieser Shrek ist noch handzahmer als sein Vorgänger und verweigert dem Zuschauer sogar das Grundversprechen einer Fortsetzung: das Wiedersehen mit liebgewonnenen Charakteren. Die benehmen sich nämlich völlig anders als gewohnt, was schon der Grundidee geschuldet ist. Shrek in eine alternative Realität zu schicken, mag ein gutgemeinter Ansatz gewesen sein, dem Franchise im vierten Anlauf etwas Neues abzugewinnen. Da diese Welt aber fremd und düster geraten ist dem Filmheld nicht mehr einfällt, als hilf- und ratlos hindurchzustolpern, bleibt der Spaß auf der Strecke. Die beliebteste Nebenfigur, der Gestiefelte Kater, darf zudem erst nach einer knappen Stunde auftreten. Popkulturelle Zitate und Verweise sucht man vergebens, die neuen Charakter wie der Rattenfänger von Hameln werden verschenkt.

Im ersten Teil wischte sich Shrek noch den Hintern mit dem Märchen vom Aschenputtel ab. Nun ist er selbst zu einer biederen Gute-Nacht-Geschichte geworden. Bleibt zu hoffen, dass das für 2011 angesetzte Spin Off über den Gestiefelten Kater „Puss in Boots“ mehr zu bieten hat.

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