„The Baseballs“ im FZW

Bei Baseballs-Konzerten ist Tolle Pflicht. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Publikum. Das fällt dem unbedarften Beobachter als erstes auf. Bei den Damen stehen Cocktail-Kleider hoch im Kurs, am besten mit Punkten und passendem Haarband. Die Herren tragen überwiegend Karohemd in enger Jeanshose. Damit ist jeder Auftritt der Band auch ein bisschen Zeitreise in die 50er. Und vor allem – ein großes Spektakel.

Lederjacke, Haartolle, Koteletten: "Digger" von den Baseballs

Lederjacke, Haartolle, Koteletten: "Digger" von den Baseballs

„The Baseballs“ – das sind Sam aus Reutlingen, Basti aus Magdeburg und Digger, sozusagen unser Lokalmatador aus Rheine. Mit bürgerlichem Namen heißen die drei Sven Budja, Sebastian Raetzel und Rüdiger Brans. Da das aber reichlich uncool klingt, wollen wir diese Zusatzinfo auch gleich wieder vergessen. Die musikalischen Wege der drei Jungs kreuzten sich erstmals 2007, wie sich das gehört, in einem „siffigen Leergutlager“ (Digger) eines Proberaumkomplexes in Berlin. Und nach kurzem Tollenvergleich stand fest: Das passt.

Seitdem covern sich die modernen Elvise durch die Musiklandschaft, wobei covern wohl nicht ganz das richtige Wort ist. Eher picken sie sich einen mehr oder weniger aktuellen Song heraus, und arrangieren und intonieren diesen bei gleichbleibendem Text neu. So, wie ihn ihr großes Vorbild, der King, eben gesungen hätte. Womit ein neuer Musikstil geboren wäre: Voc’n’Roll.

Beispiel gefällig? Hier das Youtube-Video zum Erfolgssong „Umbrella

Egal ob Rock, Pop oder R&B – wenn ein Song passend erscheint, modeln ihn die drei Rockabillies um. Der Durchbruch gelang Sam, Basti und Digger 2009 eben mit ihrer Interpretation von Rihannas „Umbrella“. Die spielten sie im FZW deshalb auch erst gegen Ende des Konzertes. Davor bekamen die 1100 Gäste im FZW eindrucksvoll präsentiert, wie viel Rock’nRoll beispielsweise in „Bad Romance“ von Lady Gaga oder „Angels“ von Robbie Williams steckt.

Baseballs mit Band

Die Baseballs können's auch ohne instrumentelle Begleitung, Fotos: Michael Prieler

Hört man Baseballs-Lieder zum ersten Mal, läuft im Kopf eigentlich immer das selbe Spiel ab: „Hmm, kommt mir doch irgendwie bekannt vor“ oder „Den Text kenne ich doch irgendwo her“. Im Refrain dann der Aha-Effekt. Danach Begeisterung. Auch wenn man eigentlich nicht der geborene Rocker ist. Denn die Stimmen der drei Kotelettenträger harmonieren einfach perfekt, was man besonders dann hört, wenn sie a capella performen.

Ansonsten binden die Baseballs ihre Hintermänner an Kontrabass, Schlagzeug, Gitarre und Klavier aber gehörig ins Geschehen ein. Da werden schon mal die Rollen getauscht und die Band darf ein Lied lang ans Mikro, oder Gitarrist Lars lädt während „I don’t feel like dancing“ von den Scissor Sister zur Tanzstunde ein – zur Hüftschwung-Schnell-Step-Tanzstunde versteht sich.

Das pflichtlektüre-Fazit: Einige Interpretationen der Jungs muss man einfach gehört haben, so innovativ und genial umgesetzt sind sie. Die wenigen eigenen Kompositionen, die sich neben den Covern auch auf der aktuellen Platte „Strike“ befinden, fallen dagegen etwas ab. Ansonsten sind Baseballs-Konzerte vor allem eines: große Gute-Laune-Tanz-Spektakel. Wer bei den „Newcomern des Jahres“ nicht automatisch die Knie zum Rhythmus beugt, muss Gicht haben. Und für die Zukunft: Mit weiteren Alben dürften weitere Auszeichnungen nicht lange auf sich warten lassen. Und wenn doch, sind bestimmt noch drei Plätze im Musical „Grease“ frei…

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